Dass die Europäische Union Verbrennermotoren in Pkw verbieten will, stand schon länger fest. Am Dienstag wurde es dann offiziell: Laut Beschluss des EU-Parlaments dürfen ab 2035 keine Neuwagen mehr verkauft werden, die Treibhausgase ausstoßen. Die Entscheidung ist Teil des "Fit for 55"-Plans der EU-Kommission. Dieser hat das Ziel, die Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu senken.
Die Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT), Gitta Connemann (CDU), kritisierte die Entscheidung scharf. Das Verbot sei "gegen alle Vernunft" und werde dafür sorgen, "Autofahren zum Luxusgut" zu machen.
Preise für Neuwagen steigen seit Jahren stark
Tatsächlich sind auf dem Neuwagen-Markt schon seit Jahren steigende Preise zu beobachten. Laut ADAC waren im Jahr 2022 Neuwagen im Durchschnitt 19 Prozent teurer als 2017. Bei Kleinwagen habe der Anstieg sogar 30,1 Prozent betragen.
Wird die Produktion günstigerer Autos gedrosselt?
Die Gründe für den Preisanstieg sind vielfältig. Laut KFZ-Verband NRW gebe es derzeit zusätzlich zur Energiekrise sowie zur allgemeinen Inflation immer noch Lieferengpässe bei vielen Fahrzeugteilen, besonders Mikrochips für Elektronikbauteile fehlten. Dazu komme eine Veränderung bei den Produktpaletten. Viele Hersteller hätten angekündigt, "künftig nur noch hochpreisige Modelle zu produzieren", sagte Hauptgeschäftsführer Marcus Büttner dem WDR. Die Produktion der "Brot-und-Butter-Autos", sprich: kleinerer und günstigerer Modelle, wollten viele Hersteller dagegen herunterfahren.
Philipp Sayler von Amende, Chef des Verkaufportals Carwow, vermutet, dass die Hersteller Kunden bei günstigeren Modellen mit langen Lieferzeiten abschrecken wollen. Die teuren Modelle stächen dann durch ihre geringeren Wartezeiten heraus und wirkten attraktiver, sagte er dem Wirtschaftsportal "Business Insider". Ein Preisabfall sei in nächster Zeit nicht in Sicht.
Förderungen und Prämien: Staat will Absatz von E-Autos ankurbeln
Wie sich das absehbare Ende des Verbrennermotors auf die Autopreise in den kommenden Jahren auswirkt, ist tatsächlich schwer zu prognostizieren. "Normalerweise sorgt eine Verknappung eines Gutes dafür, dass die Preise steigen", so Carsten Schabosky von der WDR-Wirtschaftsredaktion. Allerdings müsse man in diesem Fall den Einfluss der Politik berücksichtigen.
Aus Klimaschutz-Gründen gibt es seit Jahren verschiedene Instrumente, Elektroautos attraktiver zu machen. Dazu zählen unter anderem auch Förderungen und Boni beim Kauf eines emissionsfreien Autos, die je nach Modell derzeit bis zu 6.750 Euro betragen. Wie lange diese "Innovationsprämie" gezahlt wird, ist allerdings unklar. Die aktuelle Regelung ist bis zum 31. Dezember 2024 vorgesehen.
Auch bei Gebrauchtwagen sind die Preise hoch
Was also tun? Ein Ausweichen auf den Gebrauchtwagen-Markt ist derzeit auch keine Lösung. Denn auch hier sind die Preise "explosionsartig nach oben geschossen", sagt Autohändler Ludwig Möltgen. Derzeit gebe es einen "Suchmarkt", so Möltgen gegenüber dem WDR. Die Nachfrage sei höher als das Angebot, entsprechend stiegen die Preise. Anzeichen, dass sich das in nächster Zeit ändert, sieht er nicht.
Gut möglich also, dass viele Menschen ihre Autos länger fahren als eigentlich geplant. Darauf lassen auch die aktuellen Zahlen schließen: Im Januar 2023 wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt knapp 180.000 Autos zugelassen - das waren 33 Prozent weniger als noch fünf Jahre zuvor. Angst davor, dass man seinen Diesel oder Benziner ab 2035 nicht mehr fahren darf, muss man übrigens nicht haben: Das Verbot gilt nur für die Produktion von Neuwagen, nicht für Bestandsfahrzeuge.