Die deutsche Fregatte "Hessen"

Angriffe von Huthi-Miliz abgewehrt - worum es bei dem Konflikt geht

Stand: 28.02.2024, 12:15 Uhr

Erstmals hat eine deutsche Fregatte Angriffe von Huthi-Milizen im Roten Meer erfolgreich abgewehrt. Sie ist Teil einer EU-Militärmission, die die Handelswege schützt. Worum geht es bei dem Konflikt?

Die Deutsche Marine beteiligt sich im Roten Meer im Rahmen der EU-Militärmission "Aspides" zum Schutz der zivilen Handelsschifffahrt: Die Fregatte "Hessen" zerstörte jetzt zwei Drohnen der jemenitischen Huthi-Miliz. Der am vergangenen Freitag begonnene Einsatz gilt als gefährlichste Mission der Marine in der Geschichte der Bundeswehr.

Raketenbeschuss im Roten Meer gemeldet

Vor der Küste Jemens soll es am späten Dienstag erneut Raketenbeschuss gegeben haben. Die Seehandelsaufsicht der britischen Marine (UKMTO), die die Schifffahrt im Nahen Osten überwacht, teilte mit, eine Rakete sei etwa 110 Kilometer vor der Küste der von der Huthi-Miliz gehaltenen Hafenstadt Hudaida explodiert, mehrere Kilometer vom Bug eines Schiffs entfernt. Besatzung und das Schiff seien aber sicher und hätten einen Hafen angesteuert.

Die private Sicherheitsfirma Ambrey erklärte, bei dem Schiff handele es sich um einen unter der Flagge der Marshallinseln fahrenden Massengutfrachter in griechischem Besitz. Ein mit Chemikalien beladener Tanker unter der Flagge Panamas im Besitz der Vereinigten Arabischen Emirate habe sich ebenfalls in der Nähe befunden.

Militärallianz zum Schutz des Schiffsverkehrs

Schon Anfang Januar hatte das US-Militär wegen der zunehmenden Angriffe auf Handelsschiffe mehr als 60 Ziele an 16 militärischen Standorten der Huthi beschossen. Die Schläge seien sowohl aus der Luft als auch von Schiffen und U-Booten durchgeführt worden. Nach Angaben der Huthi wurden bei den Angriffen fünf ihrer Mitglieder getötet. Sechs weitere seien verletzt worden. Danach führte das US-Militär einen Angriff auf eine Radaranlage der Huthi aus.

Wer sind die Huthi?

Die Huthi sind eine militante Bewegung, die im Jemen sitzt. Der Name ist abgeleitet vom verstorbenen Führer der Rebellen, Hussein Badreddin al-Huthi. Ihr Ziel ist es, die Kontrolle über den Jemen zu übernehmen. Dafür besetzten sie 2014 die jemenitische Hauptstadt Sanaa und zwangen den Präsidenten des Landes zur Flucht. Seitdem tobt ein bis heute andauernder Bürgerkrieg in dem Land.

Worum geht es bei dem Konflikt?

Als Teil einer vom Iran unterstützten regionalen Allianz namens "Achse des Widerstands", zu der unter anderem auch die schiitische Hisbollah-Miliz im Libanon gehört, haben sich die Huthi seit Beginn des Gaza-Krieges an die Seite der radikal-islamischen Hamas gestellt.

Welche Ziele verfolgen sie?

Die Huthi-Miliz greift verstärkt Frachtschiffe im Roten Meer an. Nach eigenen Angaben nehmen sie nur israelische Schiffe ins Visier oder solche, die Israel ansteuern. Als Grund geben sie Israels "ungerechtfertigten aggressiven Krieg gegen Palästina" an. Der Slogan der Huthi lautet: "Tod Amerika, Tod Israel, Fluch gegen die Juden und Sieg für den Islam."

Eine grafisch dargestelte Weltkugel mit Blick auf Afrika, Asien und Europa; eingezeichnet ist die Strecke von Rotterdam nach Singapur über das Rote Meer (15.742 km) und der Umweg rund um Afrika (21.854 kn)

Wegen der Huthi-Angriffe im Roten Meer müssen Schiffe einen Umweg fahren.

Welche Auswirkungen hat das auf den Handel?

Laut der Internationalen Schifffahrtskammer werden zwölf Prozent des Welthandels über das Rote Meer abgewickelt.

Der Umweg über Südafrika dauert zehn bis zwölf Tage länger und hat höhere Kosten für die Container zu Folge. Bei den Kosten der Handelsgüter macht sich dies jedoch nicht bemerkbar. Rüdiger Ostrowski, Verband Spedition und Logistik NRW e.V.

Der deutsche Einzelhandel rechnet wegen des Huthi-Konfliktes nicht mit größeren Engpässen. Unternehmen hätten ihre Lieferketten breiter aufgestellt, sagte ein Sprecher. Langfristig sei davon auszugehen, "dass Versorgungswege stabiler gestaltet werden und entsprechende Puffer sowie Ausweichstrategien ausgebaut werden".

Der Konflikt wird nach Ansicht des Essener Wirtschaftsforschungsinstitutes RWI auch nicht zu einer höheren Inflation in Deutschland führen. Spürbare Auswirkungen der Einschränkungen im Suezkanal auf die Verbraucherpreise erwarte er nicht, sagte RWI-Konjunkturexperte Torsten Schmidt am Freitag.

Auf eine Entspannung setzt auch die dänische Großreederei Maersk. "Wir hoffen, dass diese Maßnahmen und eine stärkere Marinepräsenz schließlich zu einer geringeren Bedrohung führen werden", erklärte der Konzern.

Warum haben sich die USA und andere Staaten eingemischt?

Feuer und Rauch nach einem Luftangriff in der Nähe von Sanaa

Der UN-Sicherheitsrat hatte ein Ende der Huthi-Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer gefordert und das Recht der Mitgliedstaaten festgehalten, Schiffe gegen solche Angriffe zu verteidigen.

US-Präsident Joe Biden sprach nach den Angriffen auf Huthi-Stellungen von einer "direkten Antwort" auf die "beispiellosen" Attacken der Huthi auf Handelsschiffe. In einer gemeinsamen Erklärung betonten die USA, Großbritannien und andere Verbündete, darunter Deutschland, die Angriffe dienten der "Deeskalation der Spannungen und der Wiederherstellung der Stabilität".

Droht ein weiterer Krieg?

Die Huthi drohten den USA und Großbritannien Vergeltung für die Luftangriffe an. "Amerika und Großbritannien müssen sich darauf vorbereiten, einen hohen Preis zu zahlen und die schwerwiegenden Konsequenzen dieser Aggression zu tragen", sagte der stellvertretende Huthi-Außenminister Hussein Al-Essis. Die Rebellen kündigten auch an, ihre Angriffe auf angeblich mit Israel in Verbindung stehende Handelsschiffe im Roten Meer fortzusetzen.

Moskau verurteilte die Schläge der USA und ihrer Verbündeten. Auch aus dem Iran kamen Kritik an dem Vorgehen und Warnungen vor wachsender Unsicherheit und Instabilität in der Region.

Unsere Quellen:


  • dpa
  • AP
  • AFP
  • Reuters
  • Tagesschau
  • UN
  • Verband Spedition und Logistik NRW e.V.