Gegen Subkulturen: Großbritannien verbietet Open-Air-Raves

WDR Zeitzeichen 03.11.2024 13:09 Min. Verfügbar bis 04.11.2099 WDR 5

Während in Berlin Tausende bei der Love Parade tanzen, feiern Briten wild und unkontrolliert auf dem Land. Ab dem 3.11.1994 ist das gesetzlich verboten. Aber die Party geht weiter.

1988, im zweiten Summer of Love, schwappt Acid House ins Vereinigte Königreich. Angesichts immer größer werdender Open-Air-Events sieht die konservative Regierung sich sechs Jahre später zum Criminal Justice Act veranlasst. Damit werden nicht nur die Freiheiten der Raver stark eingeschränkt. Auch Jagd-Gegner oder Umweltaktivisten geraten ins Visier der Behörden. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Jeremy Gilbert, Professor für Cultural Studies, University of East London ***


Bekannt wird das Gesetz wegen einer Passage über Open-Air-Partys, auf denen Musik läuft, die so definiert wird: "Ihr verübt eine Straftat, wenn ihr verstärkte Musik spielt, die Klänge enthält, die vollständig oder zum Teil charakterisiert sind durch die Ausstrahlung einer Abfolge von sich wiederholenden Beats."

Trotz des Widerstandes konservativer Kreise fahren ganze Karawanen aus den Städten zu den großen Open Air-Events aufs Land. Die Konservative Partei (Tories) entdeckt das Thema für sich.

Der Criminal Justice Act soll die Versammlungsfreiheit einschränken und nicht nur die Raver treffen: Aussteiger, die ihr Leben im Wohnmobil verbrachten, sollen ihr Aufenthaltsrecht auf öffentlichen Flächen verlieren. Menschen, die den Neubau von Straßen blockieren oder eine Fuchsjagd stören, müssen mit empfindlichen Strafen rechnen.

Auf der Straße demonstriert eine bunte Mischung gegen den Criminal Justice Act: Hippies mit Dreadlocks, Raver mit bunten Haaren, Umweltaktivisten und Oppositionspolitiker. Nur erfolgreich ist das Bündnis nicht. Trotz drei großer Demonstrationen zwischen Mai und Oktober wird der Criminal Justice Act am 3.11.1994 im britischen Unterhaus verabschiedet.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Werthschulte:
  • welche Rolle leerstehende Lagerhallen und Fabriken bei den Entwicklungen der neuen Musik-Kultur spielen,
  • wie die BBC dazu beiträgt, dass ein Festival in einem kleinen Dorf in der Grafschaft Gloucestershire aus dem Ruder läuft
  • dass das Gesetz die Free-Festival-Bewegung zerstörte und Musikfestivals kommerzialisiert wurden.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Jeremy Gilbert, Professor für Cultural Studies, University of East London
  • Simone Fenney, Mitglied der Techno-Crew Spiral Tribe

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christian Werthschulte
Redaktion: Carolin Rückl und Matti Hesse

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