Die Apollo 8 Astronauten

Stichtag

24. Dezember 2008 - Vor 40 Jahren: Apollo 8 umkreist den Mond

Die Spannung ist groß im Apollo-Sonderstudio, das der WDR eigens für die Übertragung der Mondflüge eingerichtet hat. Wie unzählige Menschen in allen Erdteilen starrt auch Astro-Journalist Günter Siefarth am 21. Dezember 1968 gebannt auf die Fernsehbilder von Cape Kennedy, wo sich die mächtige Saturn-V-Mondrakete fauchend von der Startrampe erhebt. Bisher ist sie nur unbemannt getestet worden.

Nun hocken an der Spitze mit Frank Borman, Jim Lovell und Bill Anders drei Astronauten in der winzigen Kapsel und leiten den eigentlichen Beginn der bemannten Raumfahrt ein. Gemessen an dieser Expedition zum Mond, so erklärt Siefarth den Bundesbürgern, seien alle bisherigen Flüge nichts weiter gewesen als Küstenschifffahrt. Keine Rakete vor Apollo 8 hat den Anziehungsbereich der Erde verlassen. Drei Stunden nach dem Start zündet Borman erneut die Triebwerke und beschleunigt die Apollo auf die so genannte Fluchtgeschwindigkeit: knapp 11.000 Meter pro Sekunde, schnell genug, um dem Schwerefeld der Erde zu entkommen.

Am Morgen des 24. Dezember hat Apollo 8 den 384.000 Kilometer entfernten Erdtrabanten erreicht. Die Besatzung bereitet sich auf die erste Mondumrundung vor - und damit auf einen der heikelsten Momente der Mission. Nach dem Eintauchen in den Mondschatten bricht der Funkverkehr zwischen der Kapsel und dem Nasa-Kontrollzentrum in Houston für rund eine halbe Stunde ab. In dieser Zeit muss Kommandant Borman die Triebwerke noch einmal zünden, um sein Raumschiff in eine stabile Mond-Umlaufbahn zu manövrieren. Als sich Jim Lovell nach scheinbar endlosen Minuten der Stille endlich wieder meldet, brandet erleichterter Jubel auf - in Houston ebenso wie im deutschen Apollo-Studio. In 111 Kilometer Höhe ziehen die drei Astronauten nun ihre Bahn über dem kraterübersäten Mond. Sie sind die Ersten in der Menschheitsgeschichte, die einen Blick auf die Rückseite des Erdbegleiters werfen können.

Während der dritten Mondumkreisung richtet Frank Borman das Raumschiff mit der Spitze in Flugrichtung aus. Als er durch das Bullauge ins All blickt, sieht er über dem Horizont des Mondes einen blau-weißen Bogen, der schnell größer wird: "Seht euch dieses Bild da an", ruft Borman überwältigt. "Hier geht die Erde auf. Wow, ist das schön!" Mit einer schweren Fernsehkamera schießt die Apollo-Crew in den folgenden Stunden zahllose Bilder vom "Earthrise", vom Erdaufgang. Es sind Aufnahmen von ikonografischer Schönheit, die fortan maßgeblich die Sicht der Menschen auf ihren Heimatplaneten prägen: das "Raumschiff Erde" als grandiose blaue Oase in der weiten, finsteren Endlosigkeit des Weltalls. An Heiligabend, zur besten Sendezeit, hören die Menschen in den Vereinigten Staaten die Weihnachtsbotschaft der Apollo-8-Besatzung: "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde", liest Bill Anders die ersten Zeilen der biblischen Schöpfungsgeschichte vor. Nach drei Tagen und zehn problemlosen Mondumkreisungen kehren Borman, Lovell und Anders in ihrer Raumkapsel zur Erde zurück und wassern am 27. Dezember 1968 planmäßig im Pazifischen Ozean. Nur ein halbes Jahr später betritt Apollo-11-Kommandant Neil Armstrong als erster Mensch den Mond.

Stand: 24.12.08