Der Kalte Krieg hat ein freundliches Lächeln - das von US-Präsident Dwight D. Eisenhower, der von 1953 bis 1961 im Amt ist. Ike, so sein Spitzname seit Kindertagen, ist ein gelassener Mann, der bei Stress am liebsten Golf spielt. Im Weißen Haus liest er abends gern Westernhefte. Tagsüber sorgt er bei wachsender Wirtschaft für einen ausgeglichenen Haushalt, viele Autobahnen - und mehr Atomraketen, um damit die Sowjetunion in Schach zu halten.
Dwight David Eisenhower stammt aus einfachen Verhältnissen. Geboren wird der Farmersohn am 14. Oktober 1890 in Denison im US-Bundesstaat Texas. Seine Vorfahren sind ein paar Generationen zuvor aus dem Saarland eingewandert. "Ich wuchs in einem Städtchen auf, den meisten unbekannt, aber berühmt im Westen: Abilene in Kansas", sagt er später. 1911 tritt in die Militärakademie Westpoint ein, weil dort keine Studiengebühren zu bezahlen sind. "Er wollte natürlich im Ersten Weltkrieg immer an die Front, aber dann - vor seinem Einsatzbefehl nach Frankreich, eine Woche - kam der Waffenstillstand", sagt Michaela Hampf, Historikerin für Nordamerikanische Geschichte an der Freie Universität Berlin.
Drohung mit Atomwaffen
Eisenhower ist kein Draufgänger, er brilliert als Stratege. Diese Eigenschaft ist im Zweiten Weltkrieg gefragt: Er wird Chef der Operationsabteilung des Generalstabes. 1942 organisiert er als Oberbefehlshaber der US-Truppen in Europa das weitere Vorgehen. Bei seinem ersten Einsatz in Nordafrika hat er es gleich mit dem berühmtesten deutschen General zu tun: Erwin Rommel. Es folgt die Landung der Amerikaner in Italien und schließlich Eisenhowers Meisterstück, die Invasion in der Normandie 1944. Nach Kriegsende wird er wieder Zivilist und leitet für kurze Zeit die Columbia-University in New York. 1950 wird er Oberkommandierender der NATO-Streitkräfte in Europa.
Zwei Jahre später legt Eisenhower sein Amt nieder, um den Kampf um die Präsidentschaft als Kandidat der Republikaner aufzunehmen. Er setzt als Erster auf Wahlwerbespots im Fernsehen. Obwohl er Demagogen verachtet, lässt er sich von seinem Parteifreund und Kommunistenjäger Joe McCarthy unterstützen. Die Rechnung geht auf. Eisenhower gewinnt die Wahlen haushoch. Am 20. Januar 1953 wird er vereidigt. Außenpolitisch setzt er auf eine Mischung aus Drohung und Kompromiss. Wie im Wahlkampf versprochen beendet er den Korea-Krieg. Er droht Koreas Verbündetem China mit dem Einsatz von Atomwaffen und bietet gleichzeitig einen Waffenstillstand an. Durch die Drohung mit dieser Waffe will Eisenhower auch das Roll-Back schaffen, das Zurückdrängen der Sowjetunion. Zudem soll die CIA unliebsame Regierungen in der sogenannten Dritten Welt zu Fall bringen. Als zum Beispiel die iranische Regierung die westlichen Ölkonzerne verstaatlichen will, unterstützt die CIA einen Putsch. So kommt der Schah an die Macht.
Misslungene Entspannungspolitik
In seiner zweiten Amtszeit zeigt Eisenhower innenpolitisch Flagge. Er setzt durch, dass in der Army endgültig jede sogenannte Rassentrennung aufgehoben wird. Als der Oberste Gerichtshof die Diskriminierung afroamerikanischer US-Bürger auch an Schulen verbietet, kommt es 1957 in Little Rock im US-Bundesstaat Arkansas zum Showdown. Der dortige Gouverneur will verhindern, dass neun dunkelhäutige Kinder an eine Highschool für weiße Kinder gehen. Eisenhower setzt das Gesetz durch und lässt die Kinder von Bundestruppen zur Schule eskortieren.
Im selben Jahr erschüttert der Sputnik-Schock die Amerikaner: Die Sowjets haben als Erste einen Satelliten ins Weltall geschossen. Eisenhower gründet als Antwort die NASA und setzt nun auf die Politik der friedlichen Koexistenz. Der sowjetische Generalsekretär Nikita Chruschtschow besucht 1959 die USA. Doch zum Gegenbesuch kommt es nicht mehr. Denn bevor Eisenhower nach Moskau reist, will er wissen, ob die Sowjets tatsächlich Abschussrampen für Atomraketen bauen. Er schickt zwei Spionageflugzeuge, eines wird 1960 abgeschossen. Chruschtschow lädt Eisenhower wieder aus und poltert vor der Weltpresse: "Ein Mensch sollte nicht dahin scheißen, wo er gleich essen will."
1961 endet Eisenhowers Präsidentschaft. Auf ihn folgt John F. Kennedy, der in Vietnam einen Krieg führt, den Eisenhower vermieden hat. Der erfahrene General hatte in seiner Abschiedsrede vor der Macht der Waffenlobby gewarnt: "Die Regierung muss sich bei ihren Entscheidungen vor dem unberechtigten Einfluss der Rüstungsindustrie in Acht nehmen." Bis zu seinem Tod am 28. März 1969 in Washington ist Eisenhower ein lächelnder Pensionär, der gern Golf spielt.
Stand: 14.10.2015
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