"Korea ist ein kleines Land, tausende Meilen entfernt, aber was dort geschieht, geht jeden Amerikaner an", sagt US-Präsident Harry S. Truman im Sommer 1950 zu Beginn des Koreakrieges. Nordkoreanische Truppen haben am 25. Juni den Südteil des Landes angegriffen. Die Alliierten hatten Korea am Ende des Zweiten Weltkrieges willkürlich am 38. Breitengrad geteilt. Bis 1945 war Korea japanisches Besatzungsgebiet gewesen, danach ein Land mit zwei Systemen: Der Norden ist kommunistisch und unter dem Einfluss Stalins und Maos, der Süden kapitalistisch und unter dem Einfluss der USA. Die Vereinten Nationen verurteilen den Angriff der Nordkoreaner - und schicken zum ersten Mal in ihrer Geschichte Truppen, um den Bürgerkrieg zu beenden. Offiziell handelt es sich um eine UN-Polizeiaktion unter dem Oberbefehl der USA. Am 19. Juli 1950 gibt US-Präsident Truman die Mobilmachung bekannt. Insgesamt beteiligen sich 16 Nationen, doch das meiste Geld und die meisten Soldaten kommen aus den USA.
Ursprünglich sollen die UN-Truppen nur den Süden befreien - bis zum 38. Breitengrad. Doch dann stoßen die Truppen bis nach Nordkorea vor. "Das war eine rein amerikanische Entscheidung", sagt Professor Rolf Steininger, Historiker an der Universität Innsbruck. Es sei der erste Versuch gewesen, ein kommunistisches Land zu befreien - gemäß der sogenannten Truman-Doktrin. Anfangs haben die UN-Truppen Erfolg. Doch ein massiver Gegenschlag der Chinesen Ende November 1950 zwingt sie zum Rückzug. Daraufhin verhandeln die Kriegsparteien immer wieder ergebnislos über einen Waffenstillstand. Nach zwei Jahren entscheidet sich die amerikanische Regierung für einen letzten Verhandlungsversuch: "Wenn das dann nicht funktioniert, werden wir massiv diesen Krieg ausweiten, um ihn zu beenden - und zwar mit Atomwaffen." So beschreibt Professor Steininger die Überlegungen des neuen US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower.
Doch soweit kommt es nicht. Stalin, der einen Waffenstillstand so lange wie möglich hinausgezögert hat, um die Amerikaner in Korea zu binden, stirbt am 5. März 1953. Gut vier Monate später gibt US-Präsident Eisenhower das Ende des Koreakrieges bekannt. Am 27. Juli 1953 wird in Panmunjon am 38. Breitengrad ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Die Bilanz des Krieges: 3,5 Millionen Koreaner, eine Million Chinesen und rund 37.000 US-Soldaten haben ihr Leben verloren. Einen Friedensvertrag haben beide Staaten bis heute nicht unterzeichnet. Korea ist noch immer geteilt. Aus Sicht von Professor Steininger ist der Koreakonflikt "der entscheidende Schritt hin zum organisierten Kalten Krieg", der Beginn der Rüstungsspirale.
Stand: 27.07.08