Der britisch-deutsche Astronom Wilhelm Herschel ist am 25. August 1822 gestorben

25. August 1822 – Astronom Wilhelm Herschel stirbt in Slough

Wilhelm Herschel wird buchstäblich über Nacht berühmt: Am 13. März 1781 entdeckt er einen neuen Planeten, den späteren Uranus. Herschel tauft seinen Sensationsfund aber zunächst "Georgian Star" und gewinnt so König Georg III. als Mäzen.

Der nächtliche Blick in die Sterne ist für Wilhelm Herschel lange nur ein Hobby, seinen Lebensunterhalt verdient er mit Musik. Wie sein Vater spielt der 1738 geborene Herschel in der Militärkapelle der Hannoverschen Garde.

"Der Vater war nicht nur selbst ein glänzender Musiker, er war auch ungemein wissensdurstig, diskutierte abends mit seinen Kindern über Astronomie und Philosophie", erzählt Michael Lemonick, Herschel-Biograf und Dozent an der Princeton University. Damit legt der Vater vermutlich den Grundstein für Wilhelm Herschels zweite Karriere als Wissenschaftler.

Wilhelm Herschel, Astronom (Todestag, 25.08.1822)

WDR ZeitZeichen 25.08.2022 14:51 Min. Verfügbar bis 25.08.2099 WDR 5


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Als der Siebenjährige Krieg ausbricht, muss der junge Militärmusiker mit seiner Oboe vor den Kugeln in Deckung gehen. Kurzerhand flüchtet Wilhelm Herschel mit seinem Bruder nach England und ergattert nach einiger Zeit in Bath eine Stelle als Organist – und verfällt der Astronomie.

Den Blick in die Sterne lernen

Wenn abends die Musik verstummt, beobachtet Wilhelm Herschel mit seinen selbst gebauten Teleskopen die nächtlichen Himmelskörper. "Man kann lernen, die Sterne zu sehen, wie man lernen kann, eine Fuge zu spielen", ist der Hobby-Astronom überzeugt. Ihn treiben die Fragen um: "Wie ist das Universum aufgebaut? Wie hat es sich entwickelt?"

Vorreiter der modernen Astronomie

Seine Idee: Wie Linné im Pflanzenreich, müsste er nur die zahllosen Himmelsobjekte erfassen, klassifizieren und katalogisieren. Dann könnte er die Strukturen am Himmel erkennen und den "Bau des Kosmos." Dazu durchstreift er mit unendlicher Geduld den nächtlichen Himmel.

Unterstützt wird Herschel von seiner jüngeren Schwester Caroline. Sie sitzt am Fuß des Telekops, notiert seine Beobachtungen, erstellt Tabellen und Berechnungen. Später wird sie selbst zur Kometenjägerin und eine angesehene Astronomin.

Herschel entdeckt den Planeten Uranus

Die Nacht zum 13. März 1781 verändert alles: Die Geschwister entdecken einen neuen Planeten, den späteren Uranus. Es ist der erste Planet, der den antiken Gelehrten noch nicht bekannt war.

Entsprechend groß ist das Aufsehen in Europa. Geschickt sichert sich Herschel den englischen König Georg III. als Mäzen, indem er seinen Himmelsfund "Georgian Star" tauft. König Georg III. ist mehr als geschmeichelt und Herschel avanciert zum "Astronom des Königs" mit festem Gehalt.

Nun kann er die Musik an den Nagel hängen, er bekommt in der Nähe von Schloss Windsor eine eigene Sternwarte. Seine Teleskope werden immer größer, ebenso die Entdeckungen, die er weiterhin zusammen mit seiner Schwester Caroline festhält: Dank ihrer systematischen Vermessungen finden sie unter anderem Form und Größe der Milchstraße heraus.

Pionier in vieler Hinsicht

Und Wilhelm Herschel revolutioniert die Astronomie mit seiner Erkenntnis, dass sich Sternhaufen entwickeln, eine Evolution im Kosmos stattfindet. Außerdem entdeckt der Astronom noch das infrarote Licht. Deshalb wird 2009 ein europäisches Weltraumteleskop, das den Himmel im Infrarotbereich durchforstet, nach ihm benannt. Wilhelm Herschel stirbt am 25. August 1822 mit 83 Jahren an Altersschwäche in Slough.

Autor des Hörfunkbeitrags: Wolfgang Burgmer
Redaktion: Matti Hesse

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 25. August 2022 an Wilhelm Herschel. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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