28. Oktober 1412 – Margarethe I. von Dänemark, Norwegen und Schweden stirbt in Flensburg
Frauen sind im Mittelalter nicht für den Thron vorgesehen. Dennoch steigt die dänische Prinzessin Margarethe Ende des 14. Jahrhunderts zur mächtigsten Regentin Nordeuropas auf und herrscht über ein vereintes Dänemark, Schweden und Norwegen.
Geboren wird Margarethe I. 1353 als sechstes Kind des dänischen Königs Waldemar IV. und Königin Helvig. Mit zehn Jahren wird sie mit dem norwegischen König Håkon VI. verheiratet. "Es war eine politisch arrangierte Ehe. Das war im Mittelalter eine übliche Praxis", erklärt Vivian Etting, Historikerin und Biografin von Margarete I..
Regentin von Dänemark und Norwegen
Das Mädchen muss nach Oslo übersiedeln und wird nun am norwegischen Hof ausgebildet. 1370 bringt sie mit 17 Jahren ihr einziges Kind zur Welt. Als ihr Vater ohne männlichen Thronfolger stirbt, arrangiert Margarethe I., dass ihr Sohn Olaf zum König von Dänemark gewählt wird – und übernimmt die Regentschaft für ihn.
Geschickt besetzt sie alle dänischen Schlüsselpositionen mit loyalen Gefolgsleuten und sichert sich so ihren Einfluss.
Gut ausgebildet, intelligent und mutig
1380 stirbt überraschend ihr Ehemann. Nun regiert Margarethe I. in Vertretung für Olaf über Norwegen und Dänemark. "Als Frau war ihre Welt von Anfang an anders als die eines Kronprinzen etwa. Ihr war es lieber, die Schlachten am Verhandlungstisch zu gewinnen", so Historikerin Vivian Etting.
Auf dem politischen Parkett macht Margarethe I. von Anfang an eine exzellente Figur. Sie ist gut ausgebildet, intelligent und mutig. Und sie weiß genau, wie sie andere für ihre Zwecke einsetzen kann.
Als auch noch ihr Sohn überraschend stirbt, ist sie so gut mit dem einflussreichen Adel und der Kirche vernetzt, dass sie offiziell zur Regentin von Dänemark und Norwegen gewählt wird.
Der Traum von einem vereinten Skandinavien
Zwar wird sie nie gekrönt, da Frauen in der Thronfolge seinerzeit nicht vorgesehen sind. Trotzdem hat sie alle Macht einer Monarchin und forciert ihren Traum von einem vereinten und friedlichen Skandinavien.
Dazu muss sie zu ihrer dänisch-norwegischen Union noch Schweden hinzubekommen. Das Nachbarland wird von König Albrecht von Mecklenburg regiert. Allerdings sind die schwedischen Adeligen schon länger mit seiner Herrschaft unzufrieden und wenden sich Margarethe I. zu.
Beginn der Kalmarer Union
Albrecht von Mecklenburg will sein Reich nicht ausgerechnet an eine Frau verlieren und schickt seine Truppen los. Sein Heer trifft im Februar 1389 auf Margarethes militärische Gefolgschaft und muss eine bittere Niederlage hinnehmen. Schweden geht an Margarethe I. und wird fortan von einer Frau regiert.
Im Sommer 1397 ist Margarethe I. am Ziel ihrer Träume: Die drei Königreiche Dänemark, Norwegen und Schweden schließen sich zur Kalmarer Union zusammen und wählen auf Margarethes Empfehlung ihren Adoptivsohn Erik von Pommern zum ersten gemeinsamen König.
Die ungekrönte "Königin des Nordens"
Formal ist Erik König der Union, aber Margarethe I. lenkt weiterhin die Geschicke – und sorgt nach den vielen Auseinandersetzungen im 14. Jahrhundert auf Jahre für Frieden und innere Ruhe in Skandinavien.
Und zwar als Frau in einer vollkommen männlich dominierten Welt. "Sie wurde von allen respektiert und geschätzt für ihre Intelligenz und ihre kluge Regierung", berichtet ihre Biografin Vivian Etting.
Gründerin eines friedlichen Skandinaviens
Margarethe I. stirbt am 28. Oktober 1412 auf einer Reise nach Flensburg, vermutlich an der Pest. Unionskönig Erik von Pommern führt die Einheitspolitik in ihrem Geiste weiter. Die Kalmarer Union hält noch bis ins 16. Jahrhundert hinein, die Union zwischen Dänemark und Norwegen endet erst Anfang des 19. Jahrhunderts.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Andrea Kath
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 28. Oktober 2022 an Margarethe I. von Dänemark, Norwegen und Schweden. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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