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Photocrom des Dogenpalasts von 1890

23. Mai 1553 - Todestag von Francesco Donà, Doge aus der Blütezeit Venedigs

Mit fast 80 Jahren wird Francesco Donà zum Dogen von Venedig gewählt. Sein Amt fällt in eine der Blütezeiten Venedigs. Dabei war der einzigartige Aufstieg Venedigs zur Großmacht extrem unwahrscheinlich.

Die Anfänge Venedigs liegen im Dunkeln - oder genauer: in den Sümpfen. Zwar ist die Nordlagune bereits zu Zeiten der römischen Provinz Venetia et Histria besiedelt. Wie aber die ersten Menschen im späteren Venedig leben, ist kaum bekannt. Das Salzwasser der Lagune hat ihre Zeugnisse längst weggespült.

Die offizielle Gründung Venedigs fällt der Legende nach auf den 25. März 421, den christlichen Feiertag Maria Verkündung. Im achten Jahrhundert schafft das Gemeinwesen in der Lagune eine unabhängige Verwaltung mit dem Duca - dem späteren Dogen - an der Spitze.

Während die frühen Siedler auf Holzpfählen zunächst Hütten errichten, werden daraus mit dem steigenden Wohlstand der Stadt Paläste. Der bekannteste von ihnen steht auch heute noch zwischen dem Dom und der Mole: der Dogenpalast mit seinen Arkaden und gotischer Verzierung. Hier residieren die "Dogen" der Stadt.

Der Titel ist abgeleitet vom lateinischen Wort "dux", der Bezeichnung für einen höheren Posten in der römischen Armee. Der politische Einfluss des venezianischen Dogen ist allerdings begrenzt, vergleichbar heute etwa mit dem Amt eines Bundespräsidenten. Beschlüsse treffen der Senat, die Ratsversammlung und andere Einrichtungen der Verwaltung.

Venedig in seiner Blüte: Francesco Donà, 79. Doge der Republik

WDR ZeitZeichen 23.05.2023 14:48 Min. Verfügbar bis 23.05.2099 WDR 5


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Der Doge wird von einem kleinen Kreis von Adeligen gewählt. Sein Amt ist das einzige in der Republik Venedig, das auf Lebenszeit vergeben wird. Da in der Regel aber sehr alte (und reiche) Männer zum Dogen gewählt werden, ist die Amtszeit oft auf ein paar Jahre beschränkt. Gewählt wird, wer sich in der Verwaltung verdient gemacht hat - so wie im Jahr 1545 Franceso Donà. Er wird im Alter von 77 Jahren zum 79. Dogen der Republik gewählt.

Die Werft - Pfeiler des Erfolgs Venedigs

Zu seiner Zeit zählt Venedig zu den reichsten und fortschrittlichsten Gegenden Europas. Die Republik reicht von Dalmatien bis in den tiefen Süden, bis Ottranto in Calabrien. Francesco Donàs Amtszeit als Doge ist durch eine Politik der Neutralität gegenüber den Großmächten Frankreich, dem Habsburgerreich und dem Osmanischen Reich gekennzeichnet. 

Francesco Donà arbeitet für den wohl wichtigsten Pfeiler des Erfolgs von Venedig, für die Basis aller Handelsgeschäfte auf den Meeren: die Werft, das Arsenale. Es gilt als größter Produktionsbetrieb Europas vor dem Zeitalter der Industrialisierung. Seit dem Jahr 1104 werden hier Handels- und Kriegsschiffe, Galeeren, Segelboote gebaut.

Doge in der Blütezeit Venedigs

Die Arbeiter werden - ungewöhnlich für diese Zeit - nicht nach Produktivität bezahlt, sondern nach der geleisteten Arbeitszeit. Sie genießen hohes Ansehen, können ihre Arbeitsplätze sogar an ihre Söhne vererben. Der Doge ist oft im Arsenale, um die Arbeiten zu überwachen.

Acht Jahre hat Francesco Donà das Amt des Dogen inne. Seine Amtszeit fällt in die Blütezeit Venedigs. Nach fünf Jahren ist der Doge allerdings schon so krank, dass er seinen Verpflichtungen kaum noch nachkommen kann. Francesco Donà stirbt am 23. Mai 1553.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Irene Dänzer-Vanotti
Redaktion: Matti Hesse

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 23. Mai 2023 an den Todestag von Francesco Doná, Doge aus der Blütezeit Venedigs.

ZeitZeichen am 24.05.2023: Die erste deutsche Nordpolarexpedition bricht in die Arktis auf.