Antoine Domino wird 1928 in New Orleans geboren und wächst mit sieben älteren Geschwistern in einem schwarzen Arbeiter-Viertel auf. Sein Vater spielt Geige, der Schwager Gitarre und Piano. Er bringt es Antoine bei, als der zehn Jahre alt ist.
Vom schüchternen Teenie zum selbstsicheren Künstler
Mit 14 Jahren nimmt Antoine Gelegenheitsjobs an und tritt in den vielen kleinen Clubs, Bars und Kneipen seines Viertels Lower Ninth Ward auf. Die Musik ist eine Mischung aus Blues und Ragtime, Märschen und Tänzen aus Europa.
Am Klavier verwandelt sich der schüchterne Teenager in einen selbstsicheren Künstler, der seine ganz eigenen, fetten Boogie-Rhythmen spielt.
Drei Dollar die Woche als erste Gage
Bandleader Billy Diamond erkennt Antoines Talent und nimmt ihn 1947 für drei Dollar die Woche unter Vertrag. Angeblich verpasst Diamond ihm den Spitznamen "Fats" nach den Pianisten Fats Waller und Fats Pichon. Vielleicht nennt sich Antoine aber auch Fats aus Selbstironie: Mit knapp 1,60 Meter Größe wiegt er über 100 Kilo.
Keine Schwarze Musik im Radio
Der Titel "The Fat Man", geschrieben mit Produzent Dave Bartholomew, begeistert das Publikum und wird zur meist verkauften R’n’B-Platte im Jahr 1950. Im Radio ist Fats Domino nicht zu hören, nicht einmal Louis Armstrong wird gespielt. Schwarze Musik ist noch verpönt. Doch fünf Jahre und 15 Songs später schafft es Fats Domino auch in die Pop-Charts und erobert das weiße Publikum mit "Ain’t that a shame".
Dicke Klunker, Maßanzüge und ein Faible für ausgefallene Schuhe
Der Musiker verdient viel Geld. Und er braucht auch viel, denn seine Familie ist groß: Acht Kinder hat er mit seiner Frau Rosemary. Außerdem liebt Fats Domino teure Juwelen: dicke, protzige Ringe an allen Fingern. Auch maßgeschneiderte Anzüge und ausgefallene Schuhe füllen gleich mehrere Kleiderschränke.
Mit Jayne Mansfield auf der Leinwand
Jayne Mansfield 1956 in "The Girl can't help it"
Fats Domino ist beim Publikum, bei Kollegen und bei Regisseuren gefragt: 1956 tritt er in dem Rock'n'Roll-Film "Shake, Rattle & Rock" und mit Jayne Mansfield in der Komödie "The girl can’t help it" (Deutscher Titel: Schlagerpiraten") auf.
Die Zeiten ändern sich
Die 1950er-Jahre sind das Jahrzehnt von Fats Domino. Gemeinsam mit Dave Bartholomew schreibt er einen Hit nach dem anderen. In nur zehn Jahren wird er für 23 Singles mit Gold ausgezeichnet. Er verkauft rund 65 Millionen Platten.
Fats bleibt seinem Erfolgsrezept treu - aber die Fans nicht. Mitte der 1960er-Jahre jubeln sie für die Rolling Stones und die Beatles. Ausgerechnet diese Bands, die er so sehr beeinflusst hat, verdrängen ihn jetzt aus den Hitparaden.
Zurück in die Charts mit einem Werbespot
Während die Plattenverkäufe stark zurückgehen, sind Fats Dominos Livekonzerte nach wie vor gefragt. Bis in die 1990er-Jahre tourt er durch die Welt. Der Werbespot für einen Mineralölkonzern bringt 1991 Dominos Song "I´m walking" noch einmal in die Hitparaden. Fats Domino zieht sich ins Privatleben zurück und verkündet, seine Heimatstadt New Orleans nie wieder verlassen zu wollen.
Musikalische Huldigung für Fats Domino
2005 sorgt er dann doch unfreiwillig für großes Aufsehen. Während des Hurrikans Katrina wird Domino als vermisst gemeldet, später aber aus dem Katastrophengebiet gerettet. Später erzählt er: "So oft fragen die Menschen, was ist mit Fats passiert? Ich habe gesagt: Dazu schreibe ich einen Song "Ich bin gesund und munter", dies sei sein Gefühl.
Parade nach dem Tod von Fats Domino vor dessen Haus in New Orleans
Song und Album heißen "alive and kickin" – übersetzt: gesund und munter. Die Einnahmen aus den Plattenverkäufen spendet Fats Domino für den Wiederaufbau des kulturellen Lebens in seiner Heimatstadt. Aber er selbst bekommt auch Unterstützung. Um sein zerstörtes Haus wieder aufbauen zu können, tun sich 2007 mehrere Künstler wie Norah Jones, Tom Petty und Elton John zusammen und bringen 2007 das Album "Goin' Home: A Tribute to Fats Domino" heraus.
Fats Domino stirbt am 24. Oktober 2017 mit 89 Jahren in seinem Haus in New Orleans.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Ariane Hoffmann
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 24. Oktober 2022 an den amerikanischen Musiker Fats Domino. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 25.10.2022: Vor 1.290 Jahren: Karl Martell schlägt die Mauren bei Tours und Poitiers.