Seit über zwanzig Jahren wird über sie diskutiert, nun soll sie das Gesundheitswesen digitalisieren und medizinische Behandlungen erleichtern: die elektronische Patientenakte, die ab heute auch in NRW in einigen Krankenhäusern, Praxen und Apotheken getestet wird. Künftig können Ärztinnen und Ärzte so schnell und unkompliziert Einsicht erhalten in bisherige Befunde oder Medikamente ihrer Patientinnen und Patienten. Behandlungen könnten so deutlich schneller, effektiver und günstiger werden. Statt medizinische Informationen aus Papierakten zwischen Praxen und Kliniken hin- und herzufaxen, würden demnächst wenige Klicks in die E-Akte genügen. Bei bestimmten Erkrankungen wie zum Beispiel einer Erkältung sollen Behandlungen so auch leichter digital erfolgen.
Wenn die Patienten zustimmen, ließen sich außerdem Daten über bestimmte noch wenig erforschte Erkrankungen wie zum Beispiel Long Covid leichter sammeln – das würde der Forschung und damit auch den Betroffenen helfen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wirbt für all diese Vorteile der elektronischen Patientenakte: "Wir werden schon mit der Einführung Zehntausenden das Leben retten."
Doch es gibt auch Kritik an der Einführung – vor allem mit Blick auf das Thema Datenschutz: Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, empfiehlt seinen Patienten aufgrund von Datenschutzbedenken Stand jetzt die Einführung nicht; auch der Chaos Computer Club weist auf Sicherheitslücken hin. Andere Kritiker, darunter der Bundesverband der Verbraucherzentralen und die Deutsche Aidshilfe, befürchten Nachteile im Gesundheitswesen für Patient:innenen mit stigmatisierten Diagnosen, etwa bei Geschlechtskrankheiten, psychischen Problemen oder Suchterkrankungen.
Verbraucherinnen und Verbraucher können allerdings auch jetzt schon in nur wenigen Schritten der Erstellung der digitalen Patientenakte widersprechen oder eine Löschung beantragen. Auch kann man entscheiden, wenn bestimmte Praxen keinen Zugriff auf ihre Daten haben sollen, oder auch Widerspruch gegen die Aufnahme bestimmter Diagnosen oder Daten einlegen. Wie nutzerfreundlich die E-Akte ist, wird sich wohl ab Mitte Februar zeigen, wenn die elektronische Patientenakte bundesweit an den Start gehen soll.
Wie finden Sie die Einführung der digitalen Patientenakte? Was bringt die E-Akte für Sie ganz persönlich? Werden Sie die elektronische Patientenakte künftig nutzen – oder sind Sie noch zurückhaltend? Was überwiegt für Sie aktuell – Vor- oder Nachteile? Haben Sie Fragen zur Nutzung der digitalen Patientenakte?
Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).
Gast: Sabine Wolter, Gesundheitsexpertin der Verbraucherzentrale NRW
Redaktion: Chris Hulin und Gundi Große