Der Sport genießt gesellschaftlich ein hohes Ansehen: Er hält Menschen gesund, treibt sie zu Höchstleistungen und ehrenamtlichem Engagement an, stiftet Gemeinschaft. Diese Positiverzählung hat lange den Blick auf die dunklen Seiten verdeckt. Denn sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch kommen auch im organisierten Sport vor. Das zeigt eine neuere Studie – und das zeigt die Geschichte von Anja*. Sie und Mitglieder ihres Teams haben über Jahre regelmäßig Übergriffe durch ihren Trainer erlitten. Auch nach über 40 Jahren – und nach 20 Jahren Therapiearbeit – beschäftigen Anja diese Erlebnisse noch sehr.
Die Studie "Sexualisierte Gewalt und sexueller Kindesmissbrauch im Kontext des Sports" trägt Erfahrungen und Biografien Betroffener zusammen. Sie beschreibt, wie Täter und Täterinnen das in sie gesetzte Vertrauen und ihre Hausmacht im organisierten Sport ausspielen, um Schützlinge wehr- und sprachlos zu machen. Betroffene schweigen lange über das Erlebte, oft aus einer Art erlernten Hilflosigkeit. Eltern oder Vereinskolleg:innen verstehen oft zu spät, was los ist. Was können, was sollten sogenannte "Bystander" tun, wenn sie einen Verdacht haben? Die Betroffene Anja und Fachleute aus Wissenschaft und Verbänden geben Hinweise, worauf es ankommt.
* Name geändert
Autor: Fabian May
Redaktion: Julia Lührs
