Ladendiebstähle werden mehr |wdr aktuell

02:09 Min. Verfügbar bis 02.07.2026

Milliardenschaden: Ladendiebe klauen so viel wie nie zuvor

Stand: 02.07.2024, 10:42 Uhr

Jeden Tag verschwinden Artikel im Wert von mehr als 13 Millionen Euro in den Geschäften. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Kölner Handelsforschern. Neben professionellen Banden greifen immer öfter auch normale Stammkunden zu.

Von Jörg Marksteiner

Versteckt in der Jacke oder im Rucksack, angezogen unter der eigenen Kleidung oder mit falschem Preisetikett beklebt: Ladendiebe haben im vergangenen Jahr Ware im Wert von 4,1 Milliarden Euro gestohlen. "Das ist eine neue Dimension", sagt Handelsforscher Frank Horst vom Kölner EHI Retail Institut, der sich seit 30 Jahren mit Ladendiebstahl beschäftigt. Für die Studie hat er Firmen mit 17.400 Läden befragt.

Mehr Profi-Banden unterwegs

Zwei Gründe sieht der Fachmann: "Die Händler stellen fest, dass die Bandendiebstähle wieder deutlich zugenommen haben." Das sind häufig professionell organisierte Kleingruppen, die arbeitsteilig und mit regelrechten Einkaufslisten agieren: "Einer wartet draußen, einer schaut, was das Personal macht. Ein anderer legt Warendepots in Taschen an, die ein vierter abtransportiert."

Das Problem: Während der Schaden bei gewöhnlichem Ladendiebstahl meist unter 50 Euro liegt, greifen Banden in der Regel für Tausende Euro zu. Das EHI schätzt, dass solche Profi-Diebe für rund 900 Millionen Euro im Jahr klauen – also alleine rund ein Viertel des Gesamtschadens verursachen.

Steigende Ladendiebstähle

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Auch Stammkunden greifen zu

Zugenommen hätten aber auch die Gelegenheitsdiebstähle. Diebstahlexperte Horst vermutet: Das dürfte auch an den gestiegenen Preisen und den Geldsorgen mancher Kunden liegen. Ladendetektiv Matthias Dreiucker vom Bundesverband Detektiv- und Ermittlungsgewerbe kann das aus der Praxis bestätigen:

"Jetzt klauen auch Rentner mehr, und auch die normale Hausfrau." Matthias Dreiucke, Ladendetektiv

Immer mehr Ladendiebstähle: "Besorgniserregend"

WDR 5 Morgenecho - Interview 02.07.2024 07:45 Min. Verfügbar bis 02.07.2025 WDR 5


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Gefragt: Energydrinks und Mähroboter

In Supermärkten wird vor allem gestohlen, was sich gut verstecken und wiederverkaufen lässt: Alkohol, Zigaretten, Rasierklingen. "Wir haben im Moment aber auch ein großes Problem mit Energydrinks", sagt Studienautor Frank Horst. In Modeläden verschwinden häufig Schals, Brillen und hochwertige Kleidung. Diebstahl-Renner in Baumärkten sind der Studie zufolge Akkus und Mähroboter.

Ladendiebstahl in einem Geschäft

Ladendiebstahl in einem Geschäft

Es sind aber nicht nur Kunden, die klauen - pro Jahr für rund drei Milliarden Euro. Auch unehrliche Mitarbeiter sowie Lieferanten, Reinigungs- und Servicekräfte von Fremdfirmen haben Ware mitgehen lassen - für mehr als eine Milliarde Euro.

Handel: Sanktionen bleiben oft aus

Viele Einzelhändler beklagen auch die aus ihrer Sicht zu milden Sanktionen. Laut Statistik sind 72 Prozent der gefassten Ladendiebe Wiederholungstäter. "Viele Händler sind frustriert", sagt Stefan Genth vom Handelsverband Deutschland. "Selbst wenn sie der Polizei einen Täter liefern können, bleiben die Sanktionen viel zu häufig aus. Weil die Verfahren eingestellt werden."

Dem Handel fehlt Personal

Um Ladendiebe abzuschrecken, investiert der Handel pro Jahr rund 1,5 Milliarden Euro – in Schulungen, Kameras, Sicherungsetiketten und Sicherheitspersonal. "In der Regel ist ein normaler Supermarkt mit 16 Kameras ausgestattet, manche haben aber auch 60", erzählt Ladendetektiv Dreiucker. Das gilt aber nicht für alle Geschäfte. Zudem fehlt vielen Läden ausreichend Personal. Mit Folgen: Handelsforscher EHI schätzt, dass an jedem Verkaufstag rund 100.000 Diebstähle unentdeckt bleiben.

Unsere Quellen:

  • EHI Retail Institut Köln
  • Handelsverband Deutschland (HDE)
  • Bundesverband Detektiv - und Ermittlungsgewerbe
  • Polizeiliche Kriminalstatistik
  • Eigene Recherche
  • Nachrichtenagentur dpa

Über dieses Thema berichtet der WDR Hörfunk auch am 02.07.2024 im "WDR 5 Das Wirtschaftsmagazin" um 13.34 Uhr.

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