Inflation im Oktober: Kein Entrinnen mehr vor hohen Lebensmittelpreisen

Stand: 11.11.2022, 15:20 Uhr

Um 10,4 Prozent sind die Preise im Oktober gestiegen. Bei den Lebensmitteln beträgt die Inflation sogar das Doppelte – 20,4 Prozent. Und anders als noch im Sommer gibt es kaum Ausreißer.  Das bekommen Verbraucherinnen und Verbraucher jetzt beim Einkauf massiv zu spüren.

Von Wolfgang Landmesser


Tafelbirnen kosteten im Oktober fünf Prozent weniger als vor einem Jahr, süße Mandeln waren um eineinhalb Prozent billiger. Aber das war’s auch schon mit Preissenkungen. Alle anderen knapp 160 Lebensmittel, bei denen das Statistische Bundesamt regelmäßig die Preise ermittelt, sind deutlich teurer geworden.

Preissteigerungen bei tierischen Lebensmitteln

Und das teilweise erheblich: Sonnenblumen- und Rapsöl kosteten 81 Prozent mehr, Milch war um bis zu 43 Prozent teurer, und der Preis für Rinderhackfleisch stieg im Jahresvergleich um 38 Prozent. Die Verbraucherzentralen haben die Preissteigerungen analysiert: Nachdem direkt nach Beginn des Ukrainekrieges vor allem Öl- und Getreideprodukte teurer geworden sind, sind in den letzten Monaten vor allem die Preise für Nahrungsmittel aus tierischer Produktion massiv gestiegen. Das hängt mit den gestiegenen Kosten für Dünger und Tierfutter zusammen, die immer mehr auf die Preise im Supermarkt durchschlagen.

Mehr Beschwerden wegen krassen Preiserhöhungen

Manche Preissteigerungen können sich Kundinnen und Kunden überhaupt nicht erklären. Bei den Verbraucherzentralen beschweren sie sich, weil zum Beispiel die Wurst im Kühlregal plötzlich um die Hälfte teurer geworden ist. Da sei schon die Frage, ob Hersteller und Handel wirklich nur die gestiegenen Kosten weitergeben, sagt Frank Waskow, Teamleiter Lebensmittelqualität und Nachhaltigkeit bei der Verbraucherzentrale NRW. Oder geht es Branche nur darum, ihren Gewinn zu steigern?

Shrinkflation: Kleinere Packung, gleicher Preis

Ziemlich deutlich wird das bei einem Trick, den die Verbraucherzentralen in den letzten Monaten häufiger beobachten: Die Hersteller machen die Verpackungen kleiner, senken aber den Preis nicht. Verbraucherschützer Frank Waskow nennt das Beispiel einer Margarine-Marke. Die wird jetzt in der 400- statt in der 500-Gramm-Packung verkauft – bei gleichem Preis. Praktisch wird das Produkt dadurch um 20 Prozent teurer. Dafür gibt es auch schon einen Namen: Shrinkflation – höhere Preise durch geschrumpfte Packungsgrößen.

Verbraucherschützer fordern Preismonitor

In anderen Fällen lassen sich ungerechtfertigte Preiserhöhungen aber kaum nachvollziehen. Denn dazu müsste man genau wissen, wie die Lebensmittelhersteller ihre Preise kalkulieren; das müssen sie aber nicht offenlegen. Um Verbraucherbeschwerden über Schockpreise auf den Grund zu gehen, müsste es eine Art Preismonitor geben. Das fordern die Verbraucherzentralen. Dabei gehe es nicht um eine lückenlose Überwachung von Herstellern und Händlern, meint der Experte für Lebensmittelpreise, Frank Waskow. Schließlich gibt es ja eine große Konkurrenz zwischen Supermärkten und Discountern. Aber es müssten Stichproben möglich sein, wenn Preise besonders auffällig steigen. Die Forderung der Verbraucherverbände an die Politik gibt es schon länger. Durch die fast lückenlos gestiegenen Lebensmittelpreise ist sie aber noch drängender geworden.

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