Solar-Boom neben der Autobahn

Lokalzeit Münsterland 09.01.2024 03:16 Min. Verfügbar bis 09.01.2026 WDR Von Christian Schweitzer

Solar-Boom neben der Autobahn

Stand: 09.01.2024, 08:00 Uhr

Seit dem Beschluss des Bundes, den Bau von Solaranlagen an Autobahn- und Schienen-Randstreifen zu erlauben, bekommen Landwirte im Münsterland aktuell wöchentlich neue Pachtangebote.

Von Christian Schweitzer

Landwirt Otto Hermeier aus Lotte im Kreis Steinfurt hat schon eine Weidefläche verpachtet. Auf den 4,8 Hektar Weidefläche entlang der A1 sollen Freiflächen-Solarpanels entstehen, die Strom für 1600 Haushalte produzieren.

Porträt eines älteren Mannes mit aufgestelltem Kragen vor einem Tracktor.

Landwirt Otto Hermeier aus Lotte.

Auf der Fläche war Ackerbau gar nicht möglich, zuviel Steine im Boden!“ so der Landwirt. Der Bund hat die Genehmigung von Freiflächen-PV auf den 200m-Streifen neben Autobahnen und Schienenwegen vereinfacht.

„Die Leute kommen ja aus allen Ecken in Deutschland. In den vergangenen beiden Wochen sind schon wieder vier Firmen hier gewesen, die Flächen für Solar suchen!“ Otto Hermeier, Landwirt aus Lotte

Solar-Boom treibt Pachtpreise nach oben

Bisher war die Fläche neben der A1 als Bullenweide an einen anderen Bauern verpachtet. „Da bekam ich 300 Euro Pacht pro Hektar. Die Solarpächter zahlen fast das Zehnfache!“ strahlt er.

Die Solarpanele in einem Solarpark vom Boden aus betrachtet.

Solarboom neben der Autobahn

So treibt der Solarboom auch die Pachtpreise in der Landwirtschaft nach oben. Unter den Freiflächen-Solaranlagen könne man doch auch noch Hühner oder Schafe halten. „Da kann dann ein Schäfer mit seiner Herde hinziehen.

Für Robert Hartung vom Solar-Planer „MEC-Group“ ein typisches Beispiel. Die Solaranlage mit 5,5 Megawatt Leistung will er bis Ende 2024 installieren. „Wenn wir Grundstücke an Verkehrsachsen wie hier pachten, lohnt sich das auch für den Bauern.“.

Porträt eines Mannes.

Robert Hartung vom Solar-Planer „MEC-Group“

Voraussetzung ist eine geringe Bodengüte und ein Netzanschluss. „Hier steht der Strommast gleich neben dem Grundstück, ideal“, zeigt Robert Hartung auf den Strommast neben der Wiese.

Biodiversität als Argument für Solarstrom

Graphik über das Potenzial an Freiflächen für PV-Anlagen in deneinzelnen Kreisen des Münsterlandes.

Das Münsterland gehört zu den Regionen mit dem höchsten Potenzial zur Freiflächen-PV-Nutzung in NRW

Zudem könne sich die Fläche erholen, wenn kein Dünger oder Pestizid mehr ausgebracht werde. „Das erhöht sogar die Biodiversität.“ Die attraktiven Pachtpreise für Solar-Grundstücke kommen nicht bei allen Landwirten gut an. Beim Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband befürchtet man dadurch einen allgemeinen Anstieg der Pachtpreise. Zudem gebe es inzwischen auch völlig „utopische Angebote.“.

Wir raten unseren Bauern, bei solchen Phantasie-Angeboten für Solarflächen unbedingt mit uns Kontakt aufzunehmen.“, so Michael Uckelmann vom WLV. Manchen Anbietern gehe es nur noch um die Sicherung der Flächen, um sie anschließend weiter zu vermitteln.

Der Goldrausch in der Freiflächen-Solar-Branche scheint in vollem Gange. Und das Münsterland mit seinen vielen landwirtschaftlichen Flächen neben Autobahnen und Schienenwegen besonders begehrt.

Unsere Quellen:

  • MEC-Group
  • Stadt Lotte
  • WDR Reporter