Gebührenordnung für Tierärzt:innen sorgt für schlechte Stimmung

Lokalzeit Münsterland 28.02.2024 02:32 Min. Verfügbar bis 28.02.2026 WDR Von Katja Corina Bothe

Höhere Tierarztgebühren: Reiter aus Warendorf wollen Nachbesserung

Stand: 28.02.2024, 18:24 Uhr

Die Reiterliche Vereinigung in Warendorf hat 132.000 Unterschriften gegen die Tierarztgebührenordnung gesammelt. Die Petition will sie Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir überreichen.

Von Katja Bothe

Pferdehalter und -züchter würden über Gebühr belastet, so die Reiterliche Vereinigung (FN) mit Sitz in Warendorf. Im November 2022 trat die neue Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) in Kraft. Viele Tierhalter sind über die drastisch gestiegenen Kosten verärgert.

Erhöhungen zu drastisch?

Bei Pferden, die in Haltung und tierärztlicher Versorgung ohnehin schon teuer seien, schlügen die Erhöhungen besonders zu Buche, so die FN.

"Erhöhungen um 20 bis 30 Prozent wären nachvollziehbar und maßvoll gewesen", schreibt die FN auf ihrer Homepage.

"In der Realität haben sich Rechnungen aber oft mehr als verdoppelt." Reiterliche Vereinigung mit Sitz in Warendorf

Derart gestiegen ist demnach etwa die Behandlung von Koliken. Früher kostete die rund 150 Euro, jetzt ist sie doppelt so teuer. Eine Lungenuntersuchung schlägt mit rund 265 Euro zu Buche: ein Plus von knapp 50 Prozent.

Hausbesuch pro Tier statt pro Stall

Antje Kötters hat eine Reit- und Fahrschule im westfälischen Rosendahl. Sie hat fünf eigene Pferde und sechs, die sie für Tierhalter ausbildet. Vorgestern haben alle eine Behandlung beim Tierarzt erhalten.

Eine Frau steht bei drei Pferden im Stall.

Antje Kötters im Stall bei ihren Pferden

Die Zähne müssen jährlich behandelt werden, weil sie bei Pferden nachwachsen. Dass die Gebühren gestiegen sind, findet sie richtig. Aber nicht jeder Kostenpunkt sei nachvollziehbar.

Was sie nicht versteht: "Habe ich an einem Standort wie meinem unterschiedliche Tierbesitzer, dann wird trotzdem pro Pferd und pro Besitzer der Hausbesuch berechnet und nicht etwa pro Stall-Anfahrt."

Ihr Friesenhengst Teetje hat ein etwas komplizierteres Gebiss: "Hier rechne ich tatsächlich mit einer Abrechnung von um die 300 Euro", sagt Antje Kötters. Vor Einführung der neuen Gebührenordnung im November 2022 kostete Teetjes Behandlung rund 230 Euro. Diese Erhöhung sei im Rahmen.

Tierärztekammer: Erhöhung "äußert maßvoll"

Die Tierärztekammer in Münster steht hinter der bundesweit geltenden Gebührenordnung. Auf Anfrage verweist die Kammer auf ihre Homepage.

Dort heißt es in einem Flyer, den Tierärzte an die Tierhalter weitergeben können: "Sollte Ihnen der Preis als nicht angemessen vorkommen, bitte ich Sie zu bedenken, dass die Höhe der aktuellen Anpassung noch nicht einmal dem Inflationsausgleich entspricht und dementsprechend äußerst maßvoll ist."

Gefahr: Tierarztbesuch wird hinausgezögert

Antje Kötters ist froh, als erfahrene Pferdehalterin viele leichte Erkrankungen und Verletzungen selbst behandeln zu können. Zum Beispiel die Wunde von Lipizzanerwallach Nikolaus, der von einem anderen Pferd getreten wurde.

Einem weißen Pferd wird eine Spritze ins Bein verabreicht.

Antje Kötters kann viele kleinere Verletzungen selbst behandeln

"Aber auch das würde ich mir nicht zutrauen, wenn ich diese Erfahrung nicht über viele Jahre hätte und für jede solche Wunde den Tierarzt rufen müsste", sagt Antje Kötters.

Ihre Befürchtung: Aufgrund der gestiegenen Kosten für Behandlungen könnten viele Tierhalter zögern, zum Tierarzt zu gehen.

Unsere Quellen:

  • Tierärztekammer Westfalen-Lippe
  • Reiterliche Vereinigung
  • Pferdehalterin Antje Kötters
  • WDR-Reporterin vor Ort

Über dieses Thema berichten wir am 28.02.2024 im WDR Fernsehen in der Lokalzeit Münsterland und am 29.02.2024 im WDR Hörfunk: WDR2-Lokalzeit Münsterland.