Ehefrau mit 36 Messerstichen getötet: Haftstrafe reduziert

Stand: 05.07.2024, 06:44 Uhr

Nach dem Mord an seiner Frau muss ein Bielefelder Mann doch nicht lebenslang in Haft. Der Angeklagte hatte seine Frau vor zwei Jahren mit 36 Messerstichen getötet. Der Bundesgerichtshof hatte das lebenslange Urteil aber wegen Rechtsfehlern aufgehoben. Deshalb musste neu verhandelt werden.

Zehn Jahre statt lebenslang und aus Mord wird Totschlag - das Gericht ging in der neuerlichen Verhandlung nicht mehr von Mord aus. Nach der vorhandenen Beweislage könnten keine Mordmerkmale mehr festgestellt werden.

Der Angeklagte soll nach einem neuen psychologischen Gutachten im Affekt gehandelt haben - weil sich seine Frau von ihm trennen wollte und bereits einen neuen Freund hatte. Besondere Heimtücke oder niedere Beweggründe für den tödlichen Angriff sah das Gericht nicht.

Ehefrau in Bielefeld getötet: Mann wollte in die Psychatrie

WDR Studios NRW 05.07.2024 00:46 Min. Verfügbar bis 05.07.2026 WDR Online


Mann wurde nicht in Psychiatrie aufgenommen

Kurz vor seiner Tat soll der mutmaßliche Täter noch versucht haben, sich in die stationäre Behandlung der Psychiatrie des Evangelischen Klinikums Bethel einweisen zu lassen. Ärztinnen und Ärzte konnten aber keine akute Gefahr für den Mann oder andere erkennen.

Nach der Tat hatte der Angeklagte selbst den Notruf gewählt und gab an, seine Ehefrau getötet zu haben. Die Beamten fanden dann eine Leiche in dem gemeinsamen Haus. Der mutmaßliche Täter ließ sich widerstandslos festnehmen. Später ergab eine Blutprobe bei ihm eine Blutalkoholkonzentration von fast zwei Promille. Nach Angaben der Gerichtsmedizin hatte sein Opfer einen vergleichbar hohen Alkoholwert im Blut.

Tatmotiv Eifersucht? Anzeigen wegen häuslicher Gewalt

Der Grund für die Tat soll eine Affäre der 49-Jährigen gewesen sein. Gegen den Angeklagten sollen auch schon mehrere Anzeigen wegen häuslicher Gewalt vorgelegen haben.

2020 sind laut Bundeskriminalamt 139 Frauen durch die Hand ihrer Partner oder Ex-Partner getötet worden. Häufig bleiben Fälle von häuslicher Gewalt aber unentdeckt. Laut Marie-Theres Brinkmann von der Hilfsorganisation Weißer Ring in Bielefeld finde sie hinter "dicken Hausmauern" statt.

Über dieses Thema berichtete die Lokalzeit OWL am 12.01.2023 auf WDR 2.