Nach vermeintlicher Rettung: Rehkitz beim Mähen getötet

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Nach vermeintlicher Rettung: Rehkitz beim Mähen getötet

Stand: 16.05.2023, 20:14 Uhr

In Preußisch Ströhen im Kreis Minden-Lübbecke ist ein Rehkitz während des Mähens getötet worden. Dabei lag das Jungtier schon sicher in einer so genannten Rettungskiste am Feldrand.

Von Niklas Treppner

Vermutlich haben Kinder zwei Rehkitze in einer Rettungskiste entdeckt und dann freigelassen. In den frühen Morgenstunden vor der Mahd hatten Jäger das Feld extra nach Tieren abgesucht. Dabei sind sie auf zwei Rehkitze gestoßen, die sie dann in Sicherheit gebracht haben.

Später am Tag kam dann die Meldung eines Landwirts, dass mindestens ein Rehkitz beim Mähen umgekommen ist. Da das andere Rehkitz wahrscheinlich den Geruch der Kinder angenommen hat, wird es von der Mutter nicht mehr angenommen werden, vermuten die Jäger.

Deshalb suchen sie nun nach dem zweiten Jungtier. Sie haben die Befürchtung, dass es ebenfalls tot ist. 

Aufwändige Suche vor der Mahd

Ein Rehkitz liegt auf einer Decke

Dieses Rehkitz wurde in Bünde gerettet

Damit Landwirte im hohen Gras keine Tiere übersehen und diese dann der Mahd zum Opfer fallen, suchen Jäger die Felder mit Drohnen und Wärmebildkameras ab. Beauftragt werden sie wenige Tage davor von den Landwirten selbst. Ehrenamtliche Teams der Jägerschaften führen dann die aufwendige Suche durch.

Um Jungtiere mit der Wärmebildkamera entdecken zu können, müssen die Ehrenamtlichen in den frühen Morgenstunden anfangen. Nur zu dieser Zeit ist der Temperaturunterschied zwischen dem Feld und den Tieren groß genug.

Entdeckt der Drohnenpilot ein Tier, versuchen die Jäger es in eine Rettungskiste zu verbringen. Dabei fassen sie das Tier nur mit Handschuhen und frischem Gras an, um keinen menschlichen Geruch zu übertragen. In den Kisten, die mit Warnhinweisen versehen sind, bleiben die Tiere wenige Stunden.

Sobald das Feld gemäht ist, werden sie wieder freigelassen.

Rettungen werden immer wieder gestört

Allein in Preußisch Ströhen haben die Jäger im vergangenen Jahr rund 50 Rehkitze gerettet. Da die Landwirte das gemähte Gras als Nutztierfutter verwenden, hat die aufwendige Suche noch einen anderen Grund. Die Jäger wollen vermeiden, dass Tierkadaver das Futter vergiften und die Nutztiere töten.

Malte Rohlfing ist einer der ehrenamtlichen Jäger in Preußisch Ströhen. "Wir machen das nicht, um mehr Wild erlegen zu können. Wir wollen Tierleid vermeiden", sagt er. Leider versuchten Laien allerdings immer wieder die Tiere aus "falscher Tierliebe" zu befreien.

Das Problem bestätigen auch andere Jägerschaften in Ostwestfalen-Lippe und appellieren daran, die Tiere nicht aus den Boxen zu holen.

Über dieses Thema berichtet das WDR Fernsehen am Dienstag, 16.05.2023 in der Lokalzeit OWL.