Schlamperei? – Mafiaboss aus Münster auf freiem Fuß
Aktuelle Stunde. 08.12.2023. UT. Verfügbar bis 08.12.2025. WDR. Von Hartmut Vollmari.
Mutmaßliches Mafiamitglied wieder auf freiem Fuß
Stand: 08.12.2023, 20:35 Uhr
Der im Juni bei einer groß angelegten Anti-Mafia-Razzia verhaftete Münsteraner Francesco A. ist wieder auf freiem Fuß. Das bestätigte die zuständige Generalstaatsanwaltschaft Hamm dem WDR.
Von Hartmut Vollmari
Die italienischen Behörden werfen dem 62-Jährigen vor, ein wichtiges Mitglied der kalabrischen Mafia 'Ndrangheta zu sein. Die Ermittlungen hatten Jahre gedauert.
Münsteraner stand auf Liste eines internationalen Haftbefehls
Die italienischen Behörden zählen den Münsteraner eigentlich zu den wichtigsten Köpfen der Mafiaorganisation in Deutschland. Sie vermuten ihn als zentrale Person für die Geldwäsche aus Straftaten in Italien. Er stand auf der Liste eines internationalen Haftbefehls.
Italienische Justiz hat keine konkreten Tatvorwürfe benannt
Aber die Auslieferung des 62-jährigen Münsteraners ist nun abgelehnt. Denn die italienische Justiz hatte trotz Nachfrage nach vier Monaten keine ausreichend konkreten Tatvorwürfe benannt, so die Generalstaatsanwaltschaft Hamm auf Nachfrage. Den Straftatbestand "Mitgliedschaft der Mafia" wie er in Italien besteht, gibt es in deutschem Recht nicht.
"Aufgrund der fehlenden Angaben der italienischen Behörden konnte insbesondere nicht geprüft werden, ob der Auslieferung die Verjährung der Taten nach deutschem Recht entgegensteht", so die Generalstaatsanwaltschaft Hamm.
BDK-Landeschef Huth spricht von "Katastrophe"
Aus Sicht von Oliver Huth, NRW-Landeschefs des Bunds Deutscher Kriminalbeamter, ist das für die Zusammenarbeit im Justizbereich "einfach eine Katastrophe". Es sei für ihn unerklärlich, warum Informationen aus Italien nicht nach Deutschland geflossen seien, kritisiert Huth im WDR.
Der ältere Bruder Salvatore A., ebenfalls aus Münster, hatte sich im Sommer gestellt und ist inzwischen an Italien ausgeliefert.