Fleisch Buffett, Metzgerei, Bielefeld

Neue Fleischkennzeichnung: "Gute Idee, nicht konsequent durchdacht"

Stand: 01.02.2024, 17:43 Uhr

Seit Donnerstag muss angegeben werden, wo unverpacktes und unverarbeitetes Fleisch herkommt. Das soll mehr Transparenz für Verbraucherinnen und Verbraucher schaffen. Auch Fleischermeister Lennart Hermstein aus Bielefeld hat seit heute einen neuen Aushang und geht noch einen Schritt weiter.

Von Katharina Böhmer

Ein Schild in DIN-A4-Größe hängt an der metallenen Pinnwand der Fleischerei Münch in Bielefeld-Senne. Es ist das Ergebnis der neuen Kennzeichnungs-Pflicht für rohes Fleisch. "Ummelner Landschwein von den Bauern Fabian Ruwisch und Kalla Imkampe aus Ummeln" oder "Black Angus aus Irland" steht darauf.

Inhaber Lennart Hermstein ist Transparenz wichtig: "Aber Vertrauen entsteht nicht, weil es auf einem Zettel steht." Er findet die neue Regelung zwar begrüßenswert, ist aber nicht sicher, ob sie etwas verändert: "Natürlich halten wir uns an diese Auflage, aber wer kontrolliert das denn und wie oft?"

informationszettel der Metzgerei

Dieser Aushang in A4 reicht, um die neue Richtlinie zu erfüllen.

Die Idee hinter der neuen Richtlinie: Wer sich für heimisches Fleisch entscheiden will, soll das schneller erkennen können. Ursprung: Deutschland. Hermstein ist die Verpflichtung nicht kleinteilig genug: "Dadurch sehe ich nicht, ob es vom Bauern nebenan oder aus der Schlachterei eines Großkonzerns kommt." Bei der Fleischerei Münch wird noch selbst geschlachtet, die Tiere kommen größtenteils aus der Region. An jedem Produkt steht die Herkunft, quasi als Teil des Marketings.

Preis ist entscheidend

Lennart Hermstein steht hinter der Theke und packt Hackfleisch ab. Er ist der Meinung, dass die Kennzeichnung keine Kaufentscheidung ändern wird.

"Man verkauft ja nicht einfach nur Fleisch, sondern ummantelt es mit einer Geschichte. Wir verkaufen Emotionen und das schafft der Handel eben nicht." Lennart Hermstein

Seinen Kunden sei es wichtig, woher genau das Fleisch sei. "Wenn sich jemand entscheidet, im Supermarkt Wurst zu kaufen, der wird niemals mein Kunde sein."

Fleisch

An jedem Produkt steht der Herkunftsort.

Verkäuferin Manuela Pöppel pflichtet ihm bei: "Die Leute schauen auch schonmal bei unseren Bauern, wie die Tiere gehalten werden." Vor allem junge Menschen seien da sehr konsequent und interessiert. Ihr mache das Beraten viel Spaß. Gerade hat sie "Wildbratwurst vom Ummelner Reh" verkauft. Aber Fleisch in Deutschland zu produzieren ist teurer als im Ausland.

Kunden ist Herkunft wichtig

Kundin Nina Brandes kommt mit ihren zwei Töchtern in den Laden. "Wurst?", fragt die Verkäuferin. Brandes ist es wichtig, dass das Fleisch aus Deutschland kommt: "Ich bezahle dafür auch mehr." Eigentlich kommt sie aus Osnabrück, dort kauft sie auch bei einem regionalen Metzger: "Aber vermutlich würde es mir schon reichen, wenn Herkunft Deutschland dran steht."

Fleischer Lennart Hermstein findet, dass man mündlich über die Herkunft sprechen sollte: "Meine Verkäuferinnen sind darauf geschult." Die Umsetzung der Kennzeichnungspflicht sei unkompliziert gewesen, aber ein fader Beigeschmack bleibe. Noch mehr Bürokratie und Auflagen.

Regelung geht nicht weit genug

"Der Grundgedanke Transparenz zu schaffen ist gut, aber nicht konsequent durchgezogen." Bei verarbeiteter Wurst oder im Restaurant etwa muss das Herkunftsland des Fleisches nicht angegeben werden.

Eine Metzgerin bedient einen Kunden an der Theke einer Metzgerei

In dieser Metzgerei ist den Kunden die Herkunft des Fleisches wichtig.

Dirk Lotz betritt den Laden: "Frankfurter und 'ne Wiener auf die Hand, bitte." Er ist Stammkunde und kommt auch, weil er hier weiß, wo das Fleisch herkommt: "Wegen mir muss da beim Fleischer auch kein Schild dran stehen, wir kennzeichnen uns zu Tode." Er denkt dabei auch an Kosten und Arbeit, die für die Betriebe entstehen.

Fleisch aus dem Ausland auch nötig

Viele Betriebe in OWL handhaben die Kennzeichnung ähnlich wie Fleischerei Münch. Ein Aushang genügt. Fast alle beziehen ihr Fleisch aus der Nähe, denn Regionalität und Qualität sei das, womit man Kunden gewinnt.

Im Großhandel etwa für Krankenhäuser oder Altenheime werde oft Fleisch aus dem Ausland verkauft, denn da zählt der Preis und die Qualität stimme auch. Sobald es verarbeitet ist, besteht auch keine Pflicht zur Kennzeichnung mehr.

Auch in der Grillsaison muss Fleisch zugekauft werden, um der Nachfrage gerecht zu werden. Aber, sagt Lennart Hermstein: "Im Handwerk können wir damit punkten, dass wir regional beziehen, und das zeigen wir auch."

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporterin vor Ort