Wie kommt die Kultur aus der Krise?
Stand: 20.01.2023, 07:53 Uhr
Die Kulturbranche hat unter den Corona-Maßnahmen extrem gelitten. Jetzt sind die Lockdowns vorbei, aber das Publikum kommt nicht so zahlreich zurück wie erhofft. Wie kommt die Kultur aus der Krise? Darüber haben wir beim WDR 5 Stadtgespräch in Siegen gesprochen.
Von Olga Petrović
Konzerte werden abgesagt, Theater bleiben leer: Das Ausgehverhalten der Menschen hat sich nach Corona verändert. Viele bleiben anscheinend lieber zu Hause oder strömen zu den Festivals und Konzerten der größten Stars. Welche neuen Wege kann die Kultur gehen, um das Publikum zu erreichen?
Finanzierung als Lösung?
Das Stadtgespräch im vollbesetzten Bruchwerk Theater
Das Publikum, was vor der Pandemie nicht kam, sei jetzt noch schwerer zu erreichen, befürchtet Prof. Christian Höppner, Präsident des Deutschen Kulturrates. "Wir brauchen eine verlässliche Kulturfinanzierung, mit der man langfristig planen kann", sagt er.
Anke Köwenig, Inhaberin der Künstleragentur Köln Pool, findet die Problematik vielfältig. "Kultur muss und soll beweglich bleiben, wir müssen uns neue Konzepte überlegen, neue Denkanstöße." Das Geld als die einzige Maßnahme reicht ihrer Meinung nach nicht.
Diversität als Chance
Auch im Siegener Bruchwerk Theater ist die Krise spürbar. "Es ist relativ vollbesetzt aber mit wenigen Vorstellungen. Das muss man ganz klar dazu sagen", meint der Leiter Milan Pešl.
Generell sieht er mangelnde Diversität als ein Problem. Das Publikum werde älter und verjüngt sich nicht.
Junge Menschen für Kultur begeistern
Yao Houphouet
Damit wirft er die Frage auf, wie man auch jüngere Menschen für Kulturangebote begeistern kann. Yao Houphouet aus dem Publikum sieht gerade bei den Jugendlichen ein unglaubliches Potenzial.
Das Publikum wieder rausbekommen
René Steinberg, Kabarettist und Autor, findet es wichtig, dass Kultur alle Menschen gleichermaßen anspricht. "Wie kriegen wir hin, ein Kulturangebot für alle Altersgruppen zu schaffen, wo auch jüngere dabei sind?", fragt er.
René Steinberg
Er habe den Eindruck, wenn das Publikum wegbleibt, sei das keine bewusste Entscheidung - die Menschen haben es während der Pandemie einfach so gelernt. Jetzt müssen die Kulturmacher sie wieder rausbekommen.
Prof. Christian Höppner stimmt zu. "Das Bedürfnis, die Kultur live zu erleben, wohnt inne. Das ist uns ein bisschen verloren gegangen. Es schläft - und wir können es wieder erwecken. Das ist die positive Botschaft dabei."
Brücke zum Publikum bauen
Es gebe viele Ideen, wie man die Hürden für kulturelle Teilhabe abbauen kann: Zum Beispiel durch die Mitmach-Konzerte, wo Laien auf Profis treffen, oder die verschiedenen Kinderaktivitäten. Mehr aufsuchende Kulturarbeit sei dabei wichtig - direkt an die Orte gehen, wo Communities sich bilden, sagt Prof. Höppner.
Diese Ansicht teilt auch Anke Köwenig. Man müsse auf die Menschen zugehen. So haben sie einen Bezug zur Kultur, die ihnen geboten wird.
Das Publikum und die Moderatorin Beate Schmies
Dazu gebe es verschiedene Möglichkeiten, die man ausbauen müsse, wie zum Beispiel der Jugendkulturpass. Auch die Schulen sieht sie in der Pflicht, denn wenn die Eltern nicht ins Theater gehen, werden es die Kinder womöglich auch nicht tun.
Viele Krisen auf einmal: Dennoch Zuversicht für die Zukunft
Martin Horne, freier Veranstalter aus dem Publikum, erinnert daran, dass nicht nur Corona die Kultur in die Krise gestürzt habe - auch die Inflation und die Energieknappheit treffen die Branche hart. Viele Zuschauer seien dadurch unsicher, ob sie sich noch leisten können, ins Theater zu gehen, sagt er.
Trotzdem wollen die Kulturmacher nicht aufgeben - da sind sich alle im Publikum einig. Milan Pešl zieht ein Fazit des Abends:
Über dieses Thema berichtet der WDR am 20.01.2023 im Fernsehen in der WDR Lokalzeit Südwestfalen und im Radio auf WDR 2.