Polizisten umstellen ein besetztes Jugendzentrum

Polizei hat besetztes Jugendzentrum in Münster geräumt

Stand: 10.01.2024, 10:21 Uhr

Die Polizei hat am Morgen das besetzte Paul-Gerhardt-Haus in Münster geräumt. Eine Hundertschaft der Polizei war im Einsatz.

Die Hundertschaft hatte das Paul-Gerhardt-Haus in Münster in der Nähe des Bahnhofs umstellt und holt 20 Besetzer heraus. Sie wurden nach Angaben der Polizei des Platzes verwiesen. Seit Sonntagmorgen hatten junge Menschen das Jugendheim besetzt, um den Abriss zu verhindern.

Vier vermummte Personen befinden sich in einem Raum des besetzten Paul-Gerhardt-Hauses.

Die Aktivisten, die das Jugendzentrum besetzt haben, wollen nicht erkannt werden.

Mit Schlafsäcken und Proviant hatten sich die Besetzer offenbar auf eine längere Zeit in dem Haus eingerichtet. "Es geht nicht nur um das Paul-Gerhardt-Haus. Es geht grundsätzlich darum, dass in dieser Stadt offenbar kein Platz mehr ist für Jugendliche, für Jugendarbeit. Der Raum dafür wird sprichwörtlich immer kleiner,“ sagt eine Beteiligte, die ihren Namen nicht nennen möchte.

Franziskus-Stiftung stellt Strafanzeige

Die Franziskus-Stiftung in Münster hat bei der Polizei Strafanzeige gegen die Besetzer des Paul-Gerhardt-Hauses gestellt. Sie spricht von einer "rechtswidrigen Aktion" und sieht in der Besetzung Hausfriedensbruch.

Ein Gespräch zwischen Vertretern der Stiftung und den Besetzern soll es auch schon gegeben haben. Allerdings ohne greifbares Ergebnis. Räume für die Jugendarbeit sind auch nach dem Abriss des Paul-Gerhardt-Hauses in einem dann neuen Gebäude vorgesehen, sagt die Franziskus-Stiftung.

Hinter der Besetzung sollen Sympathisanten und Unterstützer des Paul-Gerhardt-Hauses gesteckt haben, allerdings nicht die Initiative „Rettet das Paul-Gerhardt-Haus !“. Die Initiative streitet seit Jahren für einen Ersatz des Hauses und für eine Lösung im Kampf um neue Räumlichkeiten.

Kein Raum mehr für freie Gruppen

Eine vermummte Person steckt ein Schild in einen großen Blumentopf. Die Aufschrift lautet: "Jugend braucht Räume. Rettet das PG!"

Der Versuch das Paul-Gerhardt-Haus vor dem Abriss zu bewahren.

Die Besetzer sind entschlossen: "Mit dem Paul-Gerhadt-Haus fallen Räume für freie Gruppen und Initiativen weg. Sang- und klanglos", wie sie sagen. "Und von der versprochenen Zwischenlösung ist weit und breit nichts zu sehen."

Denn eigentlich war man sich ja einig: Die evangelische Erlöser-Kirche, die auf ihrem Gelände das Jugendzentrum und ein Gemeinde-Büro unterhält, wollte zusammen mit der Stadtverwaltung und einem neuen Investor Ausweichmöglichkeiten für das Jugendzentrum schaffen.

Investor will Bildungs- und Begegnungszentrum bauen

Die Außenfassade des Paul-Gerhardt-Hauses in Münster.

Seit dem Wochenende hatten Aktivisten das Paul-Gerhardt-Haus besetzt.

Investor ist die Münsteraner Sankt-Franziskus-Stifung. Die Stiftung will auf dem Gelände ein Bildungs- und Begegnungszentrum bauen, die Kirchengemeinde weiter an Ort und Stelle verbleiben. Auch mit einem – dann wahrscheinlich kleineren – Jugendzentrum.

Nach dem Abriss des jetzigen Gebäudes sollten dann für die Zeit des Übergangs neue Räumlichkeiten für eine offene Jugendarbeit gefunden werden. Die Stadt bezuschusste das Vorhaben mit 110.000 Euro. Aber bis heute gibt es dazu keinen Vertrag und keine Unterschrift. Und wo das Ausweichquartier für die Zeit des Neubaus sein soll, weiß auch niemand.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Polizei Münster

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