Fußballkreis Beckum sagt Spieltag wegen Gewalt ab

Lokalzeit Münsterland 22.08.2023 02:37 Min. Verfügbar bis 22.08.2025 WDR Von Alina Freimann

Gegen Gewalt auf Fußballplätzen: Kreis Beckum sagt Spieltag ab

Stand: 22.08.2023, 20:00 Uhr

Der Fußballkreis Beckum setzt ein Zeichen gegen zunehmende Gewalt auf Fußballplätzen. Nach drei Vorfällen in nur anderthalb Wochen wird der kommende Spieltag in den Kreisligen komplett abgesetzt. 

Von Dominik Hamers

Gewalt auf Fußballplätzen ist grundsätzlich nichts Neues, auch nicht im Kreis Beckum. In der vergangenen Saison habe es so viele Verhandlungen vor dem Kreissportgericht gegeben wie nie zuvor, berichtet der Vorsitzende des Kreisfußballausschusses Beckum, Lukas Springer. 

Lukas Springer und Hendrik Rottkord

Lukas Springer und Hendrik Rottkord

Aber ein Vorfall am vergangenen Wochenende habe keine Alternative zugelassen. Da richtete sich die Gewalt gegen den Unparteiischen des Kreisliga-Spiels zwischen Rot Weiss Ahlen II und dem SuS Enniger. Nachdem der drei Rote Karten gezeigt hatte, seien die Beteiligten auf ihn losgegangen. Er sei aus Angst in seine Kabine geflüchtet.

Kreis will Zeichen setzen

Erst als die Polizei eintraf, habe er die Kabine verlassen wollen. Verstörende Szenen im Amateursport, der Trend setze sich kontinuierlich fort, deshalb wolle der Kreis ein Zeichen setzen, betont Lukas Springer im WDR-Interview. "Wir wollen zeigen, dass wir das nicht tolerieren und dass wir unsere Schiedsrichter schützen wollen."

Allerdings richtet sich die Gewalt nicht ausschließlich gegen die Unparteiischen. Im Pokalspiel zwischen dem SC Roland und ASK Ahlen etwa haben sich laut Spielbericht Zuschauer und Spieler geprügelt. Hendrik Rottkord leitete das Spiel, entschied auf Abbruch. Laut eigener Aussage zum ersten Mal in seiner mehr als 30-jährigen Karriere. "Vielleicht wäre ein jüngerer Schiedsrichter damit nicht so ruhig umgegangen", vermutet der Vorsitzende des Kreisschiedsrichterausschusses in Beckum.

Abschreckend für den Schiedsrichter-Nachwuchs

Eine für den Amateurfußball schlimme Folge: Nur noch wenige junge Menschen wollen überhaupt Schiedsrichter werden. 96 brauche der Kreis Beckum pro Saison, rund 30 fehlen. Vorfälle wie zuletzt dürften nicht helfen, Schiedsrichter für die Spiele zu gewinnen. Zumal es bereits am ersten Spieltag Anlass für einen Sonderbericht gegeben hatte: Beim Kreisliga-Spiel zwischen dem SuS Ennigerloh II und Baris Spor Oelde sollen Zuschauer Gegner und Schiedsichter massiv beleidigt haben.

"Fußball geht nicht ohne Schiris"

Hendrik Rottkord hofft trotzdem auf Bereitschaft für das Schiedsrichteramt: "Wer Leidenschaft für den Fußball hat, der weiß, dass es ohne Schiris nicht geht."

Jonas Mackel und Julian Wappelhorst

Jonas Mackel und Julian Wappelhorst

Diese Erfahrung haben die Fußballer vom SC Germania Stromberg II gemacht. Weil am Sonntag ohnehin kein Schiedsrichter zur Verfügung gestanden hätte, verlegte der C-Kreisligist die geplante Partie auf Montag. "Das war für uns und unseren Gegner ein Aufwand. Jetzt fällt das Spiel aus und wird irgendwann nachgeholt. Das ist ärgerlich für uns", sagt Spieler Jonas Mackel. 

Aggressivität nimmt zu

Er beobachte seit Jahren eine zunehmende Aggressivität auf dem Platz. Der Grund in seinen Augen: "Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das sich auf dem Platz niederschlägt." Für den Fußballer eine unerklärliche Entwicklung: "Eigentlich sollte es doch so sein, dass wir mit Gegnern und Schiedsrichter nach dem Spiel ein Bierchen trinken."