Vor dem nächsten Gewitterschauer: Landwirte im Ernte-Stress

Lokalzeit Münsterland 09.07.2024 01:31 Min. Verfügbar bis 09.07.2026 WDR Von Stephan Hackenbroch

Vor dem nächsten Gewitterschauer: Landwirte im Ernte-Stress

Stand: 09.07.2024, 16:53 Uhr

Landwirt Matthias Siemann aus Sendenhorst-Albersloh ist im Stress. Am Dienstagabend soll es Schauer und Gewitter geben. Vorher muss er die Gerste ernten. Unbedingt. Sonst ist sie hin.

Von Petra Brönstrup

Landwirt Matthias Siemann steht am Feldrand bei Sendenhorst-Albersloh und beobachtet den Mähdrescher, wie der übers Feld kurvt. Ein riesiges Teil, mit moderner Computer- und Kameratechnik an Bord und einem neun Meter breiten Schneidwerk. Eine Reihe hin, eine Reihe zurück. Bis der Korntank voll ist.

Landwirt rechnt mit Einbußen

Mann vor einem Traktor mit Anhänger

Landwirt Matthias Siemann aus Sendenhorst-Albersloh

Dann setzt sich Siemann auf seinen Traktor mit Anhänger, fährt zum Mähdrescher aufs Feld und übernimmt das Getreide aus dem Tank des Mähdreschers über ein Rohr in den Anhänger. Immer wieder aufs Neue. Stunde um Stunde.

Doch Siemann ist nicht zufrieden. Der viele Regen in den letzten Wochen und Monaten hat der Gerste nicht gut getan. Das Korn ist zwar reif. Aber die Ähren sehen aus wie durchgestrubbelt. Viele liegen am Boden. Die kriegt der Mähdrescher nicht geschnitten.

"Das wird ganz sicher keine berauschende Ernte", sagt der 48-jährige Landwirt. Er rechnet bei der Gerste mit etwa 50 Prozent Verlust. "Normalerweise ernten wir pro Hektar acht bis neun Tonnen Gerste, jetzt sind es gerade mal vier bis fünf."

Wettervorhersage setzt Landwirt unter Druck

Ein Weizenfeld

Der Regen hat der Gerste zugesetzt, die Ähren liegen zum Teil auf dem Boden

Siemann schaut ein wenig nervös zum Himmel. Die ersten dicken Wolken sind unterwegs. Gegen Abend soll es Regen geben. Bis dahin muss er hier fertig sein. Sonst fällt der Verlust noch größer aus. Schon jetzt rechnet der Landwirt mit Einbußen bei der Gerstenernte von mehreren tausend Euro.

Doch der Mähdrescher kommt nur langsam voran. Denn wegen des vielen Regens in den letzten Wochen und Monaten ist der Boden durchnässt. Zum Teil steht noch immer Wasser in den Spurrrillen auf dem Feld. "Da muss man aufpassen, dass man sich nicht festfährt", erklärt Theo Niesmann hinterm Steuer des Mähdreschers.

Niesmann ist in diesen Tagen ein vielgefragter Mann. Er fährt für das Lohnunternehmen Milte aus Drensteinfurt-Rinkerode. "Letzte Woche war die Gerste noch nicht reif. Jetzt aber muss es schnell gehen, bevor es wieder regnet", sagt Niesmann.

"Kein gutes Gersten-Jahr"

Fahrer auf dem Mähdrescher Theo Niesmann

Theo Niesmann fährt den Mähdrescher

Der Fahrer kann die Sorgen der Landwirte nachvollziehen. "Die Gerste ist überhaupt nicht gut gewachsen, gleichzeitig sind die Preise im Keller. Das ist kein gutes Gersten-Jahr."

Am Feldrand steht eine junge Frau mit einem Stoffbeutel in der Hand und winkt dem Fahrer zu. Es ist Frau Siemann mit dem Mittagessen. Niesmann auf dem Mähdrescher freut sich. "Das esse ich während der Fahrt." Zeit für eine Rast hat der Fahrer nicht. Wenn er hier fertig ist, muss er weiter. Dreschen bis der Regen kommt.