Mordfall Luise: Klage gegen minderjährige Täterinnen?

Aktuelle Stunde 05.03.2024 UT Verfügbar bis 05.03.2026 WDR Von Matthias Heise

Freudenberg gedenkt Luise ein Jahr nach ihrem Tod

Stand: 05.03.2024, 13:28 Uhr

Ein Jahr nach dem Tod der zwölfjährigen Luise aus Freudenberg denken viele Menschen im Ort an das Mädchen und die tragischen Ereignisse im März 2023. Die Familie hat eine Zivilklage gegen die mutmaßlichen Täterinnen eingereicht.

Zwei Klassenkameradinnen hatten gestanden, im März 2023 die zwölfjährige Luise erstochen zu haben. Sie waren damals 12 und 13 Jahre alt. Da die beiden Mädchen wegen ihres Alters noch nicht strafmündig waren, wurden sie nicht angeklagt.

Die Beteiligten der Pressekonferenz

Pressekonferenz ein Jahr nach Luises Tötung

Auch ein Jahr später ist das Entsetzen bundesweit groß. Freudenberg werde diese Tat nie vergessen, sagte Bürgermeisterin Nicole Reschke am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Aber man habe gelernt, damit zu leben, auch durch den großen Zusammenhalt untereinander.

Bitte: Keine Blumen und Kuscheltiere mehr

Luises Familie bittet, nicht mehr zum Grab ihrer Tochter zu pilgern und Blumen, Karten, Stofftiere und andere Gegenstände niederzulegen, sondern es als persönlichen, familiären Ort des Abschiednehmens zu respektieren.

"Das ist alles furchtbar lieb gemeint. Aber in der Masse ist es dann auch ein Stück furchtbar für die Familie." Thomas Ijewski
Pastor

Klage auf Schmerzensgeld

Gegen die beiden mutmaßlichen minderjährigen Täterinnen hat die Familie beim Landgericht Koblenz eine Zivilklage auf Schmerzensgeld eingereicht. Auch wenn die beiden Jugendlichen juristisch nicht bestraft werden können, dann aber möglicherweise finanziell.

Es geht um je 50.000 Euro für Luises Eltern und 30.000 Euro für eine weitere Hinterbliebene. Das zuständige Gericht in Koblenz hat bestätigt, dass es die Klage zugelassen und den Beklagten zugeschickt hat. Die Eltern der beiden Mädchen haften nicht für ihre Kinder. Das bedeutet, sie müssten das Schmerzensgeld nicht zahlen.

Freudenberg gedenkt Luise ein Jahr nach ihrem Tod

WDR Studios NRW 05.03.2024 00:48 Min. Verfügbar bis 05.03.2026 WDR Online


Verarbeitung der Tat

Die beiden mutmaßlichen Täterinnen haben die erste Therapiephase bereits hinter sich, teilte Thomas Wüst, Jugendamtsdezernent des Kreises Siegen-Wittgenstein, bei der Pressekonferenz mit. Eine wohnt inzwischen in einer Wohngruppe. Die andere wird in einigen Wochen in eine Wohngruppe außerhalb von Siegen-Wittgenstein ziehen.

Beide bekommen dann ambulante Unterstützung und Schulunterricht. Das Jugendamt ist verpflichtet, ihnen einen Weg zurück ins Leben zu ermöglichen und eine Perspektive zu zeigen, wieder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Dabei geht es auch um die Verarbeitung der Tat, zusammen mit ihren Familien.

Seelsorger in der Schule

Nicole Reschke, Bürgermeisterin von Freudenberg

Bürgermeisterin Reschke: Freudenberg wird diese Tat nie vergessen.

Aber auch die Menschen in Luises Schule bekommen weiter Unterstützung, sagte Bürgermeisterin Nicole Reschke. Um sie kümmern sich Seelsorger und ein Krisenteam der Bezirksregierung. Es gibt Angebote für Jugendliche zur Trauerverarbeitung und zum Thema Ausgrenzung. An Luises Todestag, dem 12.03.2024, will die Schule ihren Trauerraum öffnen und Gespräche ermöglichen.

Quellen:

  • WDR-Reporterin vor Ort
  • dpa