Spender für Stammzellen gesucht: 500 Feuerwehren helfen bei Registrierung
Stand: 03.06.2023, 17:17 Uhr
Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei sucht Spender von Stammzellen. Deshalb haben am Samstag über 500 Feuerwehren in ganz Ostwestfalen-Lippe dazu aufgerufen, dass sich Menschen registrieren lassen.
Von Markus Rinke
Das Telefon von Dietmar Holtkemper steht nicht still. An diesem Samstagmorgen geht es immer um die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) - oder genauer: um die wohl größte Typisierungskation, die es je von Feuerwehren in Deutschland gegeben hat. In ganz Ostwestfalen Lippe sind dafür mehr als 500 Feuerwehrhäuser geöffnet. Weit über 3.000 Feuerwehrleute haben auf Menschen gewartet, die sich typisieren lassen, um Stammzellen zu spenden.
Dietmar Holtkemper (l.) und Dietmar Masjosthussmann
Dietmar Holtkemper ist der Gütersloher Kreisbrandmeister. Viel wichtiger ist aber: Er hat die Aktion an diesem Samstag gemeinsam mit der DKMS organisiert, bei ihm laufen die Fäden zusammen - und das nicht erst seit heute. Freizeit hatte er in den vergangen sechs Wochen kaum noch: "Aber es macht schon Spaß, man weiß, wofür man es macht, und es lohnt sich auch", sagt er. Jetzt geht es zum Beispiel darum, dass Kollegen anrufen, weil etwas nicht funktioniert, irgendwo etwas fehlt oder sie Infos benötigen.
Zweite Typisierung nach 2018
Es ist die zweite große Aktion. Schon 2018 hatte Dietmar Holtkemper eine Typisierung mit 50 Feuerwehrhäusern im Kreis Gütersloh organisiert. Anlass war damals auch die Erkrankung des Kollegen Dietmar Maasjosthusmann von der Freiwilligen Feuerwehr Rheda-Wiedenbrück. Damals hatten sich 1.200 Menschen registrieren lassen. Ein passender Spender für Maasjosthusmann war nicht dabei. Er bekam aber später eine Spende von einer Frau aus Baden-Württemberg , die sein Leben rettete.
Die Aktion im Kreis Gütersloh war jedoch nicht umsonst. Vor wenigen Monaten erfuhr Holtkemper, dass dadurch fünf Spender für Menschen gefunden werden konnten, die an Blutkrebs erkrankt sind. Motiviert durch diesen Erfolg, machte er sich daran eine neue, noch größere Aktion auf die Beine zu stellen.
Bereits viele potenzielle Spender registriert
Das hat aber auch zur Folge, dass es in der Zentrale in St. Vit, einem kleinen Ort in Rheda-Wiedenbrück an diesem Morgen recht ruhig ist. Die meisten sind hier schon potenzielle Stammzellenspender. In der Datei fehlen lediglich junge Erwachsene, die damals noch zu jung waren, um zu spenden, und Zugezogene. Außerdem gibt es hier auch einen recht aktiven Laufverein, der ebenfalls potenzielle Stammzellenspender sucht.
Feuerwehrhaus in St. Vit
Da bleibt Zeit, um mit Dietmar Maasjosthusmann zu sprechen. Er möchte eigentlich gar nicht im Vordergrund der Typisierung stehen. Er erkrankte 2006 und 2013 an Blutkrebs und war mit ein Grund, warum es die erste Aktion im Kreis Gütersloh gab. Bei der ersten Erkrankung konnte sein Bruder Stammzellen spenden. Nachdem 2013 der Blutkrebs zurückkam, wurde eine Spenderin über die Stammzellendatenbank gefunden. Dementsprechend freut er sich über die Aktion: "Das Gefühl ist total genial, und natürlich ist das emotional."
Keine Operation bei einer Stammzellenspende
Heute möchte er vor allem aufklären und Angst nehmen. Mit einer Spende ist heute häufig keine Operation mehr verbunden: "Die Spenden haben heute nichts mehr mit einer Knochenmarkentnahme zu tun, das sind maximal noch zehn Prozent." Bei dem überwiegenden Teil werden die Stammzellen aus dem Blutkreislauf entnommen. "Das ist im Grunde so etwas wie eine Dialyse, die Stammzellen werden aus dem Blut gefiltert."
Registrierungen und Spenden
Eine Registrierung in Westenholz
Während es in St. Vit an diesem Morgen relativ ruhig bleibt, gibt es im Nachbarkreis schon gut zu tun. In Westenholz in Delbrück (Kreis Paderborn) stehen Feuerwehrwagen offen vor der Tür, es gibt Bratwürstchen und Waffeln. Und natürlich wird typisiert.
Jeder der sechs Löschzüge in Delbrück hat zwischen 25 und 30 Tests bekommen, oft zu wenig. Johannes Grothoff, Leiter der Feuerwehr Delbrück muss zu einer Nachbarwache, um neue Tests vorbeizubringen: "Wir haben heute Morgen schon wieder 50 Stück verteilt, in Bokel waren sie alle und hier in Westenholz auch."
Geld beim Schützenfest gesammelt
Und während sich Grothoff auf den Weg macht, erzählt sein Kollege Stefan Schormann von einer spontanten Spendenaktion ganz anderer Art: "Wir haben beim Schützenfrühstück der Schützenbruderschaft St. Joseph Westenholz eine Hutsammlung gemacht. Da ist ein Wert von 2.000 Euro zusammengekommen." Das Geld geht direkt an die DKMS.
So wird die Registrierung mit Sicherheit ein Erfolg. Die Ergebnisse will Dietmar Holtkemper spätestens Montag präsentieren.
Über das Thema berichtet der WDR am 03.06.2023 auch im Fernsehen: Lokalzeit am Samstag, 19.30 Uhr.