LKW-Fahrer aus NRW fahren zur Demo nach Berlin
Stand: 18.01.2024, 14:51 Uhr
Nach den Bauern kommen die LKW-Fahrer: Die Logistikbranche will mit etwa 1.500 Lastern vor dem Brandenburger Tor demonstrieren. Am Donnerstagmorgen haben sich viele aus NRW auf den Weg nach Berlin gemacht.
Von Jan-Ole Niermann
Es ist eine Sternfahrt aus verschiedenen Orten in NRW. Treffen war am frühen Morgen unter anderem in Bünde im Kreis Herford. Zusammen wollen die LKW-Fahrer über die A2 nach Berlin fahren.
Am frühen Morgen in Bünde steigt Axel Brinkmann aus seinem Truck und begrüßt die anderen Fahrer. Brinkmann gehört zu den Organisatoren in OWL und hofft auf den Zusammenhalt: "Ich fühle mich gut, motiviert. Wir werden auf mehrere Tausend Berufskollegen treffen, das macht zuversichtlich."
Gemeinsam mit anderen LKW-Fahrern aus der Gegend rollt er Banner aus, auf seiner Ladefläche hängen bereits mehrere Schilder, mit der Aufschrift "Maut-Abzocke" und "Preistreiberei".
Spediteure fürchten um ihre Existenz
Um kurz vor sieben rollen die LKW vom Autohof in Bünde. Auch Axel Brinkmann sitzt in seinem Fahrzeug: "Eigentlich bin ich kein politischer Typ, aber da es um meine Existenz geht, musste ich mich damit beschäftigen."
Für seine Firma fahren drei LKW, er selbst sitzt regelmäßig auf dem Bock und hat schon mehrere Protest-Fahrten mitorganisiert.
Entlang der A2 kommen immer mehr LKW dazu. Die offizielle Demo beginnt am Donnerstagnachmittag in Berlin. Am Freitag findet dann eine Kundgebung am Brandenburger Tor statt.
Logistik-Unternehmer Axel Brinkmann fährt mit viel Wut im Bauch zur Demo: "Also wir erhoffen uns damit, dass die Politik aufwacht! Aber eben auch, dass die Bevölkerung darüber informiert wird, was überhaupt auf die Waren für jeden Einzelnen umgeschlagen wird."
Die Mauterhöhung polarisiert
Organisiert wird die Demo vom Bundesverband "Logistik & Verkehr-Pro". Ab Donnerstag machen sich laut Verein hunderte LKW auf den Weg nach Berlin. Morgen gibt es dann eine Kundgebung vor dem Brandenburger Tor. Der Verband kritisiert eine "lebensfremde Politik" und fürchtet, dass viele Logistikbetriebe "die nächsten Monate nicht überstehen werden."
Demo gegen Maut und CO2-Preis
Der Verband fordert unter anderem eine Rücknahme der Mauterhöhung und CO2-Bepreisung. Seit dem 1. Dezember gilt ein vom Bundestag beschlossenes Gesetz, das die LKW-Maut neu regelt und um eine CO2-Komponente erweitert wurde.
"Die Maut ist ein ganz heikles Thema", sagt LKW-Fahrer Klaus Michael Höhmann, schüttelt den Kopf und rechnet die Mehrkosten vor: "von 1.900 € im Monat auf 3.400 € pro Fahrzeug bei 10.000 Kilometern." Höhmann und Axel Brinkmann haben Anfang Dezember bereits eine Demo-Tour durch den Kreis Herford koordiniert und fahren nun zusammen nach Berlin.
"Ich finanziere meine eigene Konkurrenz"
Axel Brinkmann auf dem Weg nach Berlin
Beide Unternehmer beklagen durch die neue Maut deutlich höhere Ausgaben für ihre LKW. Ein Teil des Geldes soll ins Schienennetz fließen. "Mit der verdoppelten Maut finanzieren wir die Bahn", kritisiert Axel Brinkmann, "ich finanziere meine eigene Konkurrenz."
Die Organisatoren rechnen laut eigenen Angaben mit etwa 1.500 Lastwagen in Berlin. Nach den großen Bauernprotesten folgt nun die Transport-Branche. Für Klaus Michael Höhmann hängen die Proteste zusammen: "Der Bauer pflanzt die Möhre, und wenn sie dann geerntet ist, fahren wir sie weg. Also der Bauer kann nicht ohne uns und wir können nicht ohne den Bauern."
Über dieses Thema berichten wir am 17.01.2024 auch im Radio auf WDR 2.
Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Bundesverband Logistik & Verkehr pro e.V.