Handy-App soll Dorfleben erleichtern

Stand: 17.10.2022, 16:14 Uhr

Mitbring-Service, Mitfahr-Börse und vieles mehr: Die Handy-App "Dorfgeschnatter" bringt Menschen im Westmünsterland digital zusammen und soll ihnen den Alltag erleichtern. Entwickelt wurde sie von der Fachhochschule Münster.

Von Martin Heuchel

Zielsicher bewegt sich Alfred van den Berg aus Ellewick-Crosewick durch die Regale eines Supermarktes in Vreden. Erst landet ein Sack Kartoffeln im Einkaufskorb, dann eine Packung Kaminanzünder. Kurz guckt er wieder auf sein Handy.

Ein Dorfbewohner im Supermarkt beim Bedienen der App.

Alfred van den Berg nutzt die App bereits.

Ungewöhnlich erscheint das erstmal nicht. Schließlich führen mittlerweile viele Menschen ihre Einkaufszettel digital.Doch ein zweiter Blick lohnt sich. Alfred van den Berg kann nämlich mit einem Klick auf sein Handy-Display die Einkaufslisten von Bekannten aus seiner Nachbarschaft einsehen. Möglich macht das die App "Dorfgeschnatter".

Spezialentwicklung für Ellewick-Crosewick

Entwickelt wurde sie speziell für die Menschen in Ellewick-Crosewick, das zur Stadt Vreden im Westmünsterland gehört. Die App soll für mehr Mobilität und Vernetzung im ländlichen Raum sorgen. Denn die Herausforderungen des Lebens auf dem Land lassen sich gemeinschaftlich viel besser lösen.

Die Mobilität als Knackpunkt

Eine Frau steht im Türrahmen.

Für Cornelia Resing wird der Kaminanzünder mitgebracht

Zurück im Dorf verteilt Alfred van den Berg das Mitgebrachte in der Nachbarschaft. Den Kaminanzünder für Cornelia Resing hat er in ihrer digitalen Einkaufsliste schon abgehakt. Doppelt gekauft wird also nichts. "Soll ich dir das Geld direkt geben?", möchte sie wissen. "Alles gut, machen wir am Freitag."

Ellewick-Crosewick liegt etwa sechs Kilometer nordwestlich von Vreden, wird nur eingeschränkt von Lieferdiensten angesteuert. Der öffentliche Nahverkehr besteht lediglich aus einem einzigen Bus.

Die Anwendung bietet neben dem Mitbring-Service daher auch und eine Mitfahr-Börse an – wer in den nächsten Ort fährt und Platz im Auto hat, funktioniert den Pkw einfach zum Sammeltaxi um. Alfred van den Berg fährt am Abend noch nach Ahaus: "Die Fahrt habe ich in der App schon angeboten."

Know-How von der Fachhochschule

Die Idee zur "Dorfgeschnatter"-App kam bereits vor drei Jahren ins Rollen. Damals stellte die Dorfgenossenschaft einen Antrag an das Projekt "münster.land.leben" der Fachhochschule Münster. Hier wollen Wissenschaftler ihre Forschungsarbeit in den ländlichen Raum tragen und die Menschen vor Ort unterstützen.

Gernot Bauer in Nahaufnahme, im Hintergrund sitzen Studierende.

Gernot Bauer leitet das App-Projekt

"Das wichtige für uns ist, dass nicht irgendwelche Akademiker aus Münster zum Dorf kommen und erklären, wie die Welt funktioniert", sagt Projektleiter Gernot Bauer. "Im Gegenteil. Die Dorfbewohner erklären uns, wo der Schuh drückt, und wir suchen mit unserer Erfahrung in der Appentwicklung nach Lösungen." Die App könnte auch auf andere Dörfer übertragen werden, einige haben schon Interesse angemeldet.

Über dieses Thema haben wir am 17.10.22 in der Lokalzeit Münsterland im WDR Fernsehen und WDR Hörfunk berichtet.