Ingrid Scheffler ist etwas überrascht, als sie per Polizeikelle von einer Straße im Bielefelder Osten gewunken wird. Statt Tempo 30, wie hier vor einer Kita vorgeschrieben, ist sie 32 km/h gefahren. So zeigt es das Display, das die Polizei hier aufgebaut hat.
"Dankzettel" und "Denkzettel" als Lob und Tadel
Zwar ist das noch im Toleranzbereich. Doch von den zehn Kindern der Kita "Am Wellbach" erhält die Autofahrerin trotzdem einen "Denkzettel". "Das ist total okay", sagt Ingrid Scheffler. "Es ist einprägsamer, als wenn man nur geblitzt wird und Post bekommt."
Kinder der Kita "Am Wellbach"
Denkzettel bekommen an diesem Tag alle, die vor der Kita über 30 km/h fahren. Einen "Dankzettel" erhält dagegen Frank Meyer, der mit Tempo 28 an der Kita angehalten wird: "Es ist, glaub ich, ganz gut, wenn manche Autofahrer dran erinnert werden, dass man zumindest an einer Kita einigermaßen vernünftig fährt."
Verkehrsteilnehmer loben die Aktion
Es müsse mehr kontrolliert werden, sagt Zdenko Vidimovic: "Kinder müssen im Verkehr beschützt werden. Meine Tochter ist zwei Mal angefahren worden. Auf Kinder muss man aufpassen, langsam fahren." Und Autofahrer Peter Nispel sagt: "Ich habe Enkelkinder und möchte auch nicht, dass die solcher Gefahr ausgesetzt sind, wenn ein paar Rowdies meinen, Gas geben zu müssen."
Aktionswoche #Leben informiert über Unfallursachen
Unter dem Hashtag "#Leben" will die Polizei in ganz Nordrhein-Westfalen auf Unfallursachen wie etwa zu hohe Geschwindigkeit oder das Smartphone am Steuer hinweisen.
Seit Jahresbeginn 2024 arbeiten die 47 Kreispolizeibehörden in NRW bereits mit dieser Strategie für mehr Sicherheit auf den Straßen. Der Begriff "#Leben" soll die Anstrengungen der Polizei, schwere Verkehrsunfälle zu reduzieren, auf den Punkt bringen.
Weitere Aktionen geplant
Die Aktion vor der Kita ist eine von vielen, die zum Beispiel die Bielefelder Polizei in dieser Woche startet, erklärt Hauptkommissar Rainer Fleer vom Bereich Verkehrsunfallprävention. In den kommenden Tagen stehen die Polizeibeamtinnen und -beamten auch an verschiedenen Stellen in der Stadt, an denen es in der Vergangenheit schwere Unfälle gab. Themen dort: Abbiegen, Ablenkung im Straßenverkehr oder Rücksichtnahme.
Am Karfreitag wird die Bielefelder Polizei zudem verstärkt die Auto-Tuner- und Poser-Szene beobachten, die den Tag gern zum sogenannten "Car-Freitag" macht.