Die Freude nicht nehmen lassen: Wie in der Ukraine Weihnachten gefeiert wird
Stand: 23.12.2022, 19:16 Uhr
Die andauernden russischen Angriffe verursachen in der Ukraine viel Leid. Ungeachtet dessen wollen die meisten Menschen dort Weihnachten feiern. Und das am 25. Dezember – und nicht erst wie die orthodoxe Kirche am 6. und 7. Januar.
Mittendrin steht ein festlich geschmückter Weihnachtsbaum, rechts und links funkelt, glitzert und blinkt es. Wer dieses Bild sieht, kommt nicht darauf, dass dies eine U-Bahnstation ist. Doch genau dort in der ukrainischen Stadt Charkiw versammeln sich Menschen, um dem grauen Kriegsalltag für eine Weile zu entfliehen: Sie wollen den Moment nicht verpassen, wenn an dem Baum erstmals die Lichter angehen.
Wegen der russischen Angriffe steht in Charkiw der Weihnachtsbaum nicht draußen, sondern eben in der U-Bahn. "Das ist ungewöhnlich", räumt Olga gegenüber dem WDR ein. Sie ist eine der vielen Passanten, die sich in der Station aufhalten. Aber die Menschen hätten in den zurückliegenden Monaten schon so viel Zeit in der U-Bahn verbracht, dass es fast schon normal sei, dort auch für festliche Atmosphäre zu sorgen, so Olga. Und dann gehen sie endlich an, die Lichter.
Mit Muskelkraft den Baum in Kiew zum Leuchten bringen
Auch über die Feiertage rechnen die Ukrainer mit weiteren russischen Angriffen – und mit Stromausfällen. Im Hauptbahnhof in Kiew, wo ebenfalls ein festlich geschmückter Baum ein Blickfang ist, hat man Vorsorge getroffen: Damit die Lichter erstrahlen, müssen Menschen auf einem neben dem Baum platzierten Fahrrad strampeln, um so Strom zu erzeugen.
Zwischendurch kommt er auch immer mal wieder ganz normal aus der Steckdose. So wie bei Anna Kostiuchenko in Kiew. Als der WDR sie zufällig via Skype erreicht, freut sie sich unbändig, dass sie gerade Strom hat. Und aufs Weihnachtsfest freut sie sich sowieso. Das Fest werde "so wie in Deutschland“ gefeiert, mit Geschenken, mit schönem Essen und natürlich mit der Familie.
Freiwillige in Bachmut überreichen Kindern Geschenke
Viele werden Weihnachten nicht traditionell erst am 6. und 7. Januar feiern - an diesen Tagen begeht traditionell die orthodoxe Kirche Weihnachten. Sie feiert später, weil sie das Fest nach einem älteren Kalender berechnet. Und im Januar feiern auch die Russen, erzählt Anna Kostiuchenko. Und von denen wollten sich viele Ukrainer distanzieren. "Deswegen werden viele Familien am 25. Dezember feiern."
Selbst in der umkämpften Stadt Bachmut versuchen Freiwillige, den Krieg zu vergessen. Sie wollen Kindern eine kleine Freude bereiten und bringen ihnen Geschenke.
In Kiew bekommt Rentnerin Maria etwas Licht und Wärme - in Form von Kerzen und eine Lichterkette mit Batterie. Aber Maria wünscht sich vor allem eins: "Ich möchte, dass der Krieg so schnell wie möglich endet, das ist das wichtigste für mich."