Waldbauern in NRW klagen über Profi-Pilzsucher

Stand: 22.10.2022, 10:00 Uhr

Zwei Kilogramm Pilze darf man für den persönlichen Bedarf pro Tag sammeln. Doch laut dem Waldbauernverband in NRW gibt es professionelle Sammeltrupps, die zentnerweise Pilze mitnehmen, um sie zu verkaufen.

Der Waldbauernverband NRW klagt über gewerbliche Pilzsuchertrupps, die die teuren Pilze kilo- oder gar zentnerweise aus dem Wald holen. Die Profi-Sammler kämen mit Stirnlampen, Trillerpfeifen, Funkgeräten für die Kommunikation untereinander und riesigen Körben, kritisierte der Verband, der sich als Sprachrohr für die rund 150.000 privaten Waldeigentümer in NRW sieht.

Ein Kilo Steinpilze kostet mehr als 100 Euro

"Bei einzelnen Polizei-Aktionen wurden schon mal zentnerweise Steinpilze bei mehrköpfigen, gut organisierten Sammlergruppen sichergestellt", heißt es - dabei dürfen Pilze in Deutschland nur in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf aus dem Wald mitgenommen werden dürfen.

In der Praxis gingen die Behörden dabei von zwei Kilogramm pro Sammler und Tag aus, was schon ziemlich viel sei, so der Verband. Die Sammeltrupps gingen aber weit darüber hinaus. Dabei gehe es ihnen ums Geld - Steinpilze kosten pro Kilogramm im Handel deutlich mehr als 100 Euro.

Nicht alles darf in den Korb

NRW-Forstministerin Silke Gorißen mahnte deswegen am Freitag: "Wer Pilze entdeckt und sammelt, muss geltende Regeln beachten." Die besagen, dass in Naurschutzgebieten und im Nationalpark Eifel überhaupt nicht gesammelt werden darf. Bestimmte Pilze stehen außerdem unter Artenschutz: Kaiserlinge oder der Sommer-Röhrling sind tabu. Aber auch Speisepilze wie Pfifferlinge oder Steinpilze dürfen "nur in Maßen und ausschließlich für den Eigenbedarf" gesammelt werden. "Wer Pilze in gewerblichem Maße sammelt, begeht eine Straftat. Übermäßiges Sammeln von Pilzen, erst recht in Naturschutzgebieten, schadet zugleich in deutlichem Maße dem Öko-System Wald", sagte die Ministerin.

Auch der Landesbetrieb Wald und Holz NRW kennt Profi-Pilzsammler, das seien aber "Einzelfälle"."Es gibt immer mal wieder Wellen, in denen das passiert, allerdings nicht flächendeckend", so "Wald und Holz"-Sprecher Michael Blaschke im Gespräch mit dem WDR. Dort, wo diese Trupps auftauchten, seien die Folgen aber verheerend.

Erst schlau machen, dann sammeln

"Am schlimmsten sind aber Sammler, die im Wald alles pflücken und dann erst zuhause schauen, welche Pilze überhaupt essbar sind und welche nicht", sagt Blaschke. "Das geht gar nicht." Es sei das Mindeste, dass man sich vorher schlau mache und dann erst zum Sammeln in den Wald ginge. Das ist auch im eigenen Interesse, wie das Forstministerium klarstellt: "Es ist lebenswichtig, genau zu wissen, welcher Pilz im Körbchen landet." Denn es gibt hochgiftige Doppelgänger wie den Grüne Knollenblätterpilz, der dem Champignon täuschend ähnlich sieht - eine Verwechslung kann zu einer schweren Vergiftung führen.

Schäden in den Wäldern durch Sammler

Auf seinen Protest hin sei er beschimpft worden, berichtete Karl-Josef Frielinghausen, einer der betroffenen Waldbesitzer. Dabei hätten Pilzsucher eine Umzäunung einer frisch aufgeforsteten Waldfläche niedergetrampelt.

Neuanpflanzungen würden durch das flächendeckende Absammeln von Pilzen beschädigt und das Wild beunruhigt, beklagen die Waldeigentümer. "Helfen könnte eine konzertierte Aktion aller Ordnungskräfte von Polizei, Kommunen und Landesbetrieb Wald und Holz", sagte der Vorsitzende des Verbandes, Philipp Freiherr Heereman.

Über das Thema berichten wir u.a. in der Aktuellen Stunde am 21.10.22

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