Wer ist Boris Pistorius? So schätzen Militärexperten ihn ein

Stand: 19.01.2023, 11:08 Uhr

Die Ernennung von Boris Pistorius als Verteidigungsminister hat in der Politik viel Zuspruch, aber auch Kritik ausgelöst. So kommt er bei Bundeswehr-Mitarbeitern und Militärexperten an.

Von Jan-Hendrik Raffler

Keine Schonfrist, keine Zeit zum Einarbeiten: Der neue Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hatte am Mittwoch praktisch schon seinen ersten vollen Tag im neuen Amt, obwohl er erst am Donnerstagmorgen seine Ernnenungsurkunde erhalten hat und danach erst im Bundestag vereidigt wird. Und schon jetzt kommen kritische Stimmen, etwa aus den Reihen der Union.

Sie werfen Pistorius mangelnde Kenntnis der Bundeswehr und der internationalen Sicherheitspolitik vor. Ebenso gibt es, speziell von den Linken und den Grünen, Kritik dafür, dass das Kabinett nicht mehr paritätisch besetzt sein wird. Doch was sagt die Bundeswehr, dem WDR gegenüber, zu ihrem neuen Chef?

"Der wird das rocken"

"Alle, die Boris Pistorius kennen, die sagen, der weiß, was es heißt, klar zu sprechen und klare Ansagen zu machen, der aber zuhört. Er ist hoch anerkannt und viele sagen: 'Der wird das rocken.'" Andre Wüstner, Vorsitzender Deutscher Bundeswehr-Verband
Andre Wünstner: Vorsitzender Deutscher Bundeswehrverband
"Es ist seine Art, sein Charakter, Dinge aufzunehmen und klar zu kommunizieren. Ich gehe davon aus, dass er sich mit viel Elan in die Aufgabe stürzen wird." Andre Wüstner, Vorsitzender Deutscher Bundeswehr-Verband

Die Aufgaben für Pistorius sind laut Wüstner ernorm. "Er muss auf sein Ministerium zugehen, er muss gleichermaßen die Soldatinnen und Soldaten adressieren, er muss die Dinge klar ansprechen. Insbesondere die prekäre Lage in der Bundeswehr. Wir haben noch nie so eine prekäre Lücke gehabt, zwischen Auftrag und Ressourcen."

"Er hat ein Gefühl für die Bundeswehr"

"Boris Pistorius hat, im Gegensatz zu seinen Vorgängerinnen, einen Riesenvorteil: Er hat schon gedient. (…) er hat ein Gefühl für die Bundeswehr und für die Themen, was eine wichtige Voraussetzung für dieses Amt ist, behaupte ich." Reinhold Robbe (SPD), Politik-Berater, von 2005 bis 2010 Wehrbeauftragter des Bundestages
Ex-Werbebeauftragter des Bundestages Reinhold Robbe
"Er hat in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass er auch in Konflikt- und Krisensituationen ganz schnell handeln kann.“ Reinhold Robbe (SPD), Politik-Berater, von 2005 bis 2010 Wehrbeauftragter des Bundestages

Pistorius müsse nicht bei Null anfangen, so Robbe weiter. "Ich kenne Boris Pistorius seit 30 Jahren und er hat sich seitdem immer für die Themen der Sicherheit und der Außenpolitik interessiert. (...) Er war zum Beispiel viele Jahre Mitglied der deutschen Delegation in der NATO-Parlamentarier-Versammlung. Außerdem war er im Verteidigungsausschuss des Bundesrates. Es gibt also viele Anknüpfungspunkte für Boris Pistorius, um jetzt auch inhaltlich sofort in die ganz wichtigen Themen der Bundeswehr einzusteigen."

"Er bringt Führungsstärke mit"

"Ich glaube, es ist eine gute Entscheidung, jetzt einen Innenminister zum Verteidigungsminister zu machen. Er bringt Führungsstärke mit, das brauchen wir jetzt." Patrick Sensburg, Präsident des Verbandes der Reservisten der Bundeswehr
Patrick Sensburg: Präsident des Verbandes der Reservisten der Bundeswehr
"Wir freuen uns natürlich, dass jetzt jemand an der Spitze des Ressorts steht, der gedient hat. Ich glaube, dass er die Themen sehr intensiv wahrnehmen wird und dass er Bündnis und Landesverteidigung ins Zentrum rücken wird, ohne zu vergessen, dass wir weiter auch militärische Verpflichungen haben." Patrick Sensburg, Präsident des Verbandes der Reservisten der Bundeswehr

Pistorius ist aus Sicht von Sensburg ein Mann mit viel Erfahrung: "Vor allem im Bereich der inneren Sicherheit, Militär und zivilen Zusammenarbeit. Das sind Themen, die ihn begleitet haben. Er hat sich sehr stark dafür eingesetzt, dass es ein Heimatzschutzregiment in Niedersachsen geben wird."

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