Ohne Job durch Corona: Solidarität und Kampfgeist helfen

Stand: 30.07.2020, 15:48 Uhr

  • Für viele Branchen ist Corona eine finanzielle Katastrophe
  • Viele Betroffene müssen in dieser Zeit improvisieren
  • Drei Beispiele aus NRW

"Ich sehe in Corona eine Chance", sagt Daniela Marischen. Dabei hat die Krise die 41-Jährige hart getroffen: Die alleinerziehende Mutter zweier Kinder hat ein kleines Café in Rheydt - zu klein, als dass es sich lohnen würde, es zu öffnen. Fixkosten wie Miete und Versicherung laufen weiter, Einnahmen sind gleich Null.

Trotzdem ist Marischen optimistisch: "Ich eröffne bald ein größeres Café. Dann stelle ich wieder meine ehemaligen Aushilfen ein - und eine Festangestellte, sobald es finanziell geht." Die Gastronomin hat sich mit einer besonderen 450-Euro-Stelle über den Sommer gerettet. Das "Quartiersmanagement Rheydt" erfuhr von ihrer Situation und bot ihr eine Stelle an.

Das Team kümmert sich Leerstandsbelebung und Netzwerkarbeit im Stadtteil Rheydt. Marischen: "Wir haben alle voneinander profitiert und werden weiter Kontakt halten. Zusammenhalt ist wichtiger denn je!"

"Wir sind wie eine große Familie"

Solidarität unter Kolleginnen und Kollegen erfährt auch Sandra Beckmann, Eventplanerin und Gründerin der "Initiative für die Veranstaltungswirtschaft": "Gerade jetzt zeigt sich der Zusammenhalt. Ich sehe gerade eine gute Gelegenheit, neu durchzustarten."

Die Veranstaltungswirtschaft war der erste Wirtschaftszweig, der von der Pandemie getroffen wurde und wird wahrscheinlich am längsten betroffen sein. Faktisch alle Unternehmen aus den Bereichen Messebau, Veranstaltungstechnik, Eventagentur, Catering, Bühnenbau, Veranstalter und Künstler verdienen seit Anfang März nichts mehr. "Ich habe die Soforthilfe bekommen, muss aber wahrscheinlich einen Teil zurückgeben. Jetzt lebe ich von Arbeitslosengeld II", erzählt Sandra Beckmann, alleinerziehende Mutter dreier Kinder.

Sie spricht mit Politikern, vernetzt sich mit anderen Betroffenen und organisiert Demonstrationen.

Keine Kirmes - keine Einnahmen für Schausteller

Willi Kebben ist ein Vollblut-Schausteller in dritter Generation. "In unserer Branche geht es nicht mehr darum, Geld zu verdienen, es geht ums Überleben", sagt der Unternehmer aus Mönchengladbach. Und kein Ende in Sicht: "Viele Jahrmärkte für Herbst und Winter sind bereits abgesagt. Immerhin sind wir ab kommender Woche bei der mehrwöchigen Veranstaltungsreihe HeimatLand in einem Düsseldorfer Biergarten mit dabei."

Personal hat Kebben nicht mehr und der Fuhrpark ist stillgelegt, um Fixkosten zu reduzieren. Was Kebben derzeit finanziell rettet ist das zweite Standbein, das er vor einigen Jahren aufgebaut hat: Seine Wurst-Produkte werden in unterschiedlichen Supermärkten angeboten.

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