WDR aktuell: Tote und Verletzte nach Messerattacke in Solingen

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Tote und Verletzte nach Messer-Anschlag in Solingen - Täter flüchtig

Stand: 24.08.2024, 12:41 Uhr

Auf dem Stadtfest in Solingen hat es einen Messer-Anschlag gegeben. Drei Menschen wurden dabei getötet, acht verletzt, darunter fünf Schwerverletzte. Die Fahndung nach dem Täter läuft auf Hochtouren.

Der Messer-Angriff auf der 650-Jahr-Feier in Solingen ereignete sich am Freitag gegen 21.40 Uhr. Die Polizei stuft den Fall als Anschlag ein. Denn der Täter sei gezielt vorgegangen.

Täter stach gezielt auf Opfer ein

Rettungskräfte im Einsatz in Solingen nach einer Messerattacke

Rettungskräfte in Solingen

Der Täter habe seinen Opfern gezielt in den Hals gestochen, sagt ARD-Terrorismusexperte Michael Götschenberg zur Einstufung der Tat als Anschlag. Auch dass der Täter dann flüchtete und nicht endlos weitermachte, spreche dafür, dass es keine Amoktat sei.

Der Mann gilt weiterhin als flüchtig. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa wurde ein Mann festgenommen, bei dem es sich nach ersten Ermittlungen allerdings nicht um den Täter handeln soll. Wie die dpa berichtet, soll die Beschreibung des Täters durch Zeugen vor Ort nicht mit dem Festgenommenen übereinstimmen.

Um 12.45 Uhr informieren wir in einer verlängerten Ausgabe von WDR aktuell über den Messeranschlag auf dem Stadtfest in Solingen. Den Livestream sehen Sie hier in der WDR aktuell App, auf WDR.de sowie im WDR Fernsehen.

Messer-Anschlag in Solingen | WDR extra

18:58 Min. Verfügbar bis 24.08.2026

NRW-Innenminister warnt vor Spekulationen zu Täter und Motiv

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) in Solingen nach der Messerattacke

NRW-Innenminister Herbert Reul macht sich vor Ort ein Bild vom Geschehen

Die drei Todesopfer seien eine Frau und zwei Männer - zwei Opfer aus Solingen, eines aus Düsseldorf. Das sagte Innenminister Herbert Reul (CDU) in der Nacht, als er sich in Solingen ein Bild von der Lage machte. Mehrere Verletzte schweben noch in Lebensgefahr.

Reul warnte vor Spekulationen. "Aus dem Nichts sticht jemand wahllos auf Menschen ein. Man kann noch nichts sagen zur Person und zum Motiv." Es gebe dafür einfach keine belastbaren Fakten. Mit "Halbwahrheiten oder Gerüchten" komme man nicht weiter, sagte Reul am Morgen im WDR-Interview.

In den sozialen Medien kursieren bereits seit Stunden Beschreibungen des mutmaßlichen Täters. Die Polizei hält sich dazu aber noch zurück. Der Grund: Zahlreiche Zeugen seien bereits vernommen worden - dabei gebe es natürlich Widersprüche, die erst geklärt werden müssten, sagte Reul.

Reul zum Angriff in Solingen: "Polizei in Ruhe arbeiten lassen"

WDR 5 Morgenecho - Interview 24.08.2024 07:20 Min. Verfügbar bis 24.08.2025 WDR 5


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Suche nach Täter läuft auf Hochtouren

Tatort ist der Fronhof - ein Marktplatz in der Innenstadt von Solingen. Die Polizei Düsseldorf hat die Ermittlungen übernommen. Die Suche nach dem Täter läuft auf Hochtouren. Bis in die Morgenstunden waren Spezialeinheiten in der Stadt unterwegs. Es gab Straßensperren, Hubschrauber wurden eingesetzt. Laut Reul waren 700 bis 800 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz.

Zeugenberichte: Unvermittelt Messer gezückt

Philipp Müller erzählt im Interview von der Tat

Philipp Müller, Mitorganisator der Veranstaltung

Während eines Konzerts habe ein Täter unvermittelt ein Messer gezückt, so erste Ermittlungen. Philipp Müller, einer der Veranstalter, berichtete dem WDR, was seine Security-Leute beobachteten: "Unsere Security hat geschildert, dass die Tat sehr schnell verlaufen sein muss, dass der Mann mit zwei, drei Hieben gegen die Hälse vorgegangen ist und die Leute dann umgefallen sind." Danach sei er an der Stadtkirche verschwunden.

Ein Zeuge berichtet dem WDR: "Wir sind von der großen Bühne zur kleinen. Ich nahm mein Handy raus, dann packte mich meine Freundin am Arm und schrie: Lauf!"

Ein anderer Augenzeuge beschreibt: "Ich bemerkte einen Aufruhr. Es war ein Geschrei. Dann sah ich rechts vor mir auf dem Boden liegend einen Herren, eine Blutlache auf sich am Hals ... Dann dachte ich, hier ist einer, der attackiert wahllos."

Star-DJ Topic machte weiter, um Panik zu verhindern

DJ Topic äußert sich zum Anschlag auf Instagram, nachdem er einen Auftritt auf dem Stadtfest hatte

DJ Topic äußert sich bei Instagram zu seinem Auftritt während des Anschlags.

Während des Anschlags trat gerade Star-DJ Topic auf. Der gebürtige Solinger musizierte auf der größten Bühne - unweit jener kleineren Bühne, vor der sich die Tat ereignete. Bei Instagram berichtet er von seinen Erlebnissen: Die Polizei habe ihn gebeten weiterzumachen, "um eine Massenpanik zu vermeiden, da bereits Menschen von einem Messerstecher getötet wurden".

"Also habe ich weitergespielt, obwohl es unglaublich schwer war." DJ Topic

Nach 10 bis 15 Minuten sei die Musik schließlich abgestellt worden und man habe das Publikum über den Vorfall informiert, berichtet DJ Topic weiter. Seine Gedanken seien bei den Opfern. "Ich kann es immer noch nicht fassen."

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Stadt hat Hotline eingerichtet - Polizei bittet um Hinweise

Die Stadt Solingen hat eine Hotline als Bürgertelefon eingerichtet. Unter 0212/290-2000 kann nach dem Verbleib vermisster Personen gefragt werden.

Die nordrhein-westfälische Polizei bittet um Hinweise zu dem Messerangriff. Fotos und Videos von Augenzeugen können auf dem Hinweisportal der Polizei Nordrhein-Westfalen zur Verfügung gestellt werden:

In Solingen liegen Blumen auf einem Gehweg in der Nähe des Tatorts

In Solingen liegen Blumen auf einem Gehweg in der Nähe des Tatorts

"Die Stadt steht unter Schock", berichtete WDR-Reporter Christian Licht am Morgen aus Solingen. Er sprach mit Menschen, die ihre Angst vor dem flüchtigen Täter äußerten. "Und sie suchen einen Ort zum trauern." Hier und da liegen in der Stadt Blumen in Gedenken an die Opfer.

Bundeskanzler Scholz bestürzt

"Der Anschlag in Solingen ist ein schreckliches Ereignis, das mich sehr bestürzt", schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz im Onlinedienst X. "Den Verletzten wünsche ich eine schnelle Genesung. Der Täter muss rasch gefasst und mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft werden."

Wüst: NRW ist erschüttert und in Trauer vereint

Hendrik Wüst (2023)

Ministerpräsident Hendrik Wüst

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst sagte dem WDR: "Wir in Nordrhein-Westfalen, wir sind tief erschüttert und in Trauer vereint."

"In diesen dunklen Stunden sind die Menschen unseres Landes, und ich glaube auch darüber hinaus, mit ihren Herzen und Gedanken in Solingen." Hendrik Wüst, NRW-Ministerpräsident

Es sei "ein Akt brutalster und sinnlosester Gewalt, der unser Land ins Herz getroffen hat", so Wüst weiter. "Ganz Nordrhein-Westfalen steht an der Seite der Menschen in Solingen und vor allem an der Seite der Opfer und ihrer Familien. Ein ganz, ganz großer Dank an die Rettungskräfte, die in diesem Moment noch um Menschenleben kämpfen und auch an die Polizei."

Oberbürgermeister Kurzbach: Solingen in Schock

Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach spricht nach der Messerattacke auf dem Stadtfest in der Nähe des Tatorts.

Tim Kurzbach, Solinger Oberbürgermeister

Auch Oberbürgermeister Tim Kurzbach zeigte sich erschüttert: "Heute Abend sind wir alle in Solingen in Schock, Entsetzen und großer Trauer. Wir wollten alle gemeinsam unser Stadtjubiläum feiern und haben nun Tote und Verletzte zu beklagen."

"Es zerreißt mir das Herz, dass es zu einem Attentat auf unsere Stadt kam. Ich habe Tränen in den Augen, wenn ich an diejenigen denke, die wir verloren haben." Tim Kurzbach, Solinger Oberbürgermeister

"Ich bete für alle, die noch um ihr Leben kämpfen. Ich danke allen Rettungs- und Sicherheitskräften für ihren Einsatz."

Aus Anlass des 650. Geburtstags der Stadt Solingen hatte am Freitag ein "Festival der Vielfalt" begonnen. Es sollte bis Sonntag dauern. In der Ankündigung heißt es: "Solingen Mitte wird dabei zur großen Festmeile: Vom Neumarkt über den Fronhof bis zum Mühlenplatz wird gefeiert." In den Straßen erwarte die Besucher ein Programm mit Musik, Kabarett, Akrobatik, Kunsthandwerk, Unterhaltung für Kinder und vielem mehr.

Tote nach Messerattacke in Solingen - Überblick

01:27 Min. Verfügbar bis 24.08.2026

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP, Reuters
  • Polizei Düsseldorf
  • WDR-Reporter vor Ort