NRW will Volksfeste im Spätsommer ermöglichen

Stand: 20.05.2021, 13:03 Uhr

Betreiber und Besucher von kleineren Volksfesten, Kirmessen und Märkten können auf den Spätsommer hoffen. Die Landesregierung stellt "Öffnungsperspektiven" in Aussicht.

Weniger Infizierte, mehr Geimpfte: Sollte dieser Trend anhalten, können im Spätsommer und Herbst kleinere Veranstaltungen und Feste stattfinden.

"Bei einem weiteren Rückgang des Infektionsgeschehens bestehen für traditionelle, regionale Volksfeste unter freiem Himmel gute Aussichten für den Spätsommer", teilte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) am Donnerstag mit. Voraussetzung dafür sei ein entsprechendes Hygienekonzept.

Regionale Feste ja, Großveranstaltungen nein

Der Minister unterschied in seiner Stellungnahme regionale Veranstaltungen mit begrenztem Teilnehmerkreis von Großveranstaltungen mit internationalem Publikum. Wo genau die Grenze gezogen wird, blieb zunächst unklar. Am Mittwoch wurde das Bürgerschützenfest in Neuss abgesagt, das Ende August stattfinden sollte und zu dem jährlich ca. 100.000 Besucher kommen.

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) betonte, man werde "alles daran setzen", damit traditionelle Feste in NRW so schnell wie möglich wieder stattfinden könnten.

Schausteller hoffen auf Geduld der Veranstalter von Volksfesten

Albert Ritter, der Präsident des Deutschen Schaustellerbundes appelliert an alle Kirmes- und Volksfestveranstalter, nicht schon jetzt Veranstaltungen abzusagen, die normalerweise im Spätsommer stattfinden. Man könne binnen einer Woche flexibel von Verträgen zurücktreten und brauche keinen langen Vorlauf, um ganze Kirmesstädte aufzubauen.

Die Schausteller hätten zudem ein erprobtes Schutzkonzept. Im vergangenen Jahr hätte es bereits temporäre Freizeitparks gegeben: "Von diesen Veranstaltungen sind keinerlei Infektionsgeschehen ausgegangen", sagte Ritter.

Auch Freizeitparks fordern Perspektive

Der Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen (VDFU) kritisiert die Haltung von NRW: Während die Parks in vielen Bundesländern wieder ihre Tore öffnen dürften, halte NRW "stoisch an einer epidemiologisch und sachlich unbegründeten Schließung fest". Leidtragende seien Kinder und Familien, die die größte Besuchergruppe stellten. Sie würden um soziale Begegnung, gemeinsame Erlebnisse und eine Auszeit vom Alltag in der Pandemie gebracht. Das Phantasialand in Brühl bei Köln sprach von einer "nicht nachvollziehbaren Ungleichbehandlung".

In Ländern wie Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein seien gemeinsam mit der Landespolitik Öffnungsstrategien entwickelt worden. In NRW werde das nach wie vor verweigert, monierte der VDFU-Vorsitzende Jürgen Gevers. Die Staatskanzlei bleibe eine Erklärung schuldig, warum das Infektionsrisiko etwa im Zoo - dort sind Besucher seit April unter Auflagen erlaubt - geringer sein solle als im Freizeitpark.

Neusser Schützenfest bereits komplett abgesagt

Das Neusser Schützenfest mit all seinen vielen Nebenveranstaltungen ist schon abgesagt. Laut Martin Flecken, dem Präsidenten des Neusser Bürger Schützenvereines sei man zu der Entscheidung gekommen, kein Risiko eingehen zu wollen und auch keine ausgedünnte Version eines Volksfestes zu veranstalten: "Das wäre nichts Halbes und nichts Ganzes".

Der amtierende Schützenkönig, die mehr 30.000 Schützen, Musiker, Neusser Schützenfans und die unzähligen Zuschauer werden auf nächstes Jahr vertröstet. Über kleinere Kirmessen wolle man zwar nachdenken und sich mit den lokalen Schaustellern zusammensetzen, jedoch geht Flecken davon aus, dass die Resonanz auf alternative Kirmesveranstaltungen ohne das Schützenfest nicht allzu groß sein wird.