Der Ticker von Freitag (11.09.2020) zum Nachlesen

Stand: 11.09.2020, 18:14 Uhr

  • Pflegebevollmächtigter gegen Isolation von Heimbewohnern
  • Laschet: Mehr Zuschauer bei Sportveranstaltungen möglich
  • Fallzahlen in Solingen knapp vor "Corona-Bremse"
  • Ministerium präzisiert Laschets Aussage zu Maskenverweigerern
  • Alle Entwicklungen hier im Live-Ticker
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Was gibt es Neues in Sachen Coronavirus? Hier im Live-Ticker halten wir Sie über die Entwicklungen auf dem Laufenden.

Stamp will Coronaschutzverordnung völlig neu formulieren

Der stellvertretende NRW-Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP) möchte die stetig angewachsene Coronaschutzverordnung auf das Wesentliche beschränken: "Wir brauchen eine transparente, schlanke und für die Bürgerinnen und Bürger leicht nachvollziehbare Verordnung."

In den vergangenen sechs Monaten sei die bisherige Verordnung auf inzwischen 19 Seiten, 19 Paragrafen und 41 Bußgeld-Tatbestände angewachsen. Die aktuelle Version gilt zunächst noch bis einschließlich Dienstag nächster Woche. Am Anfang sei es richtig und wichtig gewesen, detaillierte Vorgaben für das Leben mit der Pandemie zu machen, stellte Stamp fest. Nun sei es aber an der Zeit, die Verordnung nicht nur zu entbürokratisieren, sondern mit dem Wissen von heute völlig neu zu formulieren.

Pflegebevollmächtigter gegen Isolation von Heimbewohnern

In der Corona-Krise sollten Pflegeheime eine weitgehende Abschottung vermeiden. So sieht es Andreas Westerfellhaus, der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung. Manche Einrichtungen hätten sich gut auf möglicherweise wieder steigende Infektionszahlen im Herbst und Winter vorbereitet, sie hätten kreative Lösungen entwickelt, um Besuche, Spaziergänge oder Einkäufe zu vernünftigen Bedingungen zu ermöglichen.

"Aber leider höre ich auch immer noch von Einrichtungen, die primär auf die Isolation der Bewohner setzen. Das kann sechs Monate nach Beginn der Pandemie einfach nicht mehr sein." Für Bewohner sei es nicht nur eine Pflegeeinrichtung, sondern ihr Zuhause. "Dort benötigen sie nicht nur Schutz vor Infektionen, sondern auch Nähe, soziale Kontakte und die Gewissheit, Einfluss auf ihre Lebensbedingungen nehmen zu können."

Laschet: Mehr Zuschauer bei Sportveranstaltungen möglich

In NRW dürfen wohl bald mehr als die bisher zugelassenen 300 Zuschauer in die Fußball-Stadien. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte im Anschluss an einen Sportgipfel mit Vertretern verschiedener Sportvereine, dass auch mehrere tausend Besucher möglich seien. NRW wird demnach am Dienstag die Verordnung anpassen.

Keine Sportstätte werde komplett voll sein, über den Prozentsatz an zugelassenen Zuschauern werde das örtliche Gesundheitsamt unter Vorlage von Hygienekonzepten entscheiden, sagte Laschet.

"Die großen Fußball-Stadien können die Abstandsregeln leichter einhalten als kleine Turnhallen, deshalb wird es die Aufgabe über das Wochenende hinweg sein, passgenaue Konzepte für alle Sportarten zu finden", sagte Laschet. "Die Kernbotschaft ist: Ab nächster Woche dürfen mehr als 300 Zuschauer all die Sportarten, die wir in NRW haben, persönlich erleben."

Fallzahlen in Solingen knapp vor "Corona-Bremse"

Erstmals in Nordrhein-Westfalen ist eine Kommune wegen einer hoher Corona-Fallzahlen dem Schwellenwert der sogenannten "Corona-Bremse" nahe gekommen. In Solingen registrierten die Gesundheitsbehörden in den letzten sieben Tagen insgesamt 34,5 neue Fälle pro 100.000 Einwohner. Seit Anfang September gilt in NRW, dass sich ab 35 Fällen pro 100.000 Einwohner die betroffenen Kommunen mit dem Landeszentrum Gesundheit und der zuständigen Bezirksregierung über konkrete Gegenmaßnahmen abstimmen müssen.

Zwölf positive Tests seien allein auf eine private Feier zurückgegangen, teilte die Stadt Solingen mit. Neun weitere Fälle stammten aus einer Seminargruppe für ein Freiwilliges Soziales Jahr. Daraus erkläre sich ein Großteil der Infizierten, so ein Stadtsprecher. Das Geschehen sei lokalisierbar, anlassbezogen und nachvollziehbar.

Ministerium präzisiert Laschets Aussage zu Maskenverweigerern

Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat kurz vor der Kommunalwahl gesagt, dass Maskenverweigerern im Wahllokal keine Strafen drohen. Das ist jedoch nicht ganz korrekt.

Dem WDR liegt ein Schreiben des Städte- und Gemeindebundes NRW vor, wonach das Gesundheitsministerium dem Verband eine Präzisierung hat zukommen lassen. Demnach gilt im Wahllokal selber eine Maskenpflicht, die auch durch die Ordnungsbehörden durchgesetzt werden könne. Lediglich in der Wahlkabine selber - so heißt es in dem Papier - kann ohne Maske gewählt werden.

1.484 neue Fälle in Deutschland

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben innerhalb eines Tages 1.484 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Seit Beginn der Corona-Krise haben sich mindestens 256.850 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus infiziert, wie das Robert Koch-Institut (RKI) auf seiner Homepage bekannt gab.

Kassenärzte-Verbandschef: Corona-Panikmodus ausschalten

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hält eine Lockerung der Corona-Regeln für möglich, etwa für Stadien. "Man kann den Panikmodus ausschalten", sagte KBV-Vorsitzender Andreas Gassen dem Wirtschaftsmagazin "Business Insider". Es gebe derzeit keine Corona-Hotspots mit explosionsartig steigenden Infektionszahlen, die Zahlen der Intensivpatienten und der Sterbefälle seien auf niedrigem Niveau. "Die Zahlen geben Anlass, Corona-Maßnahmen zu überdenken, ohne leichtsinnig zu werden."

Ihm leuchte "nicht ein, warum in einem Stadion für bis zu 60.000 Menschen nicht Veranstaltungen mit 5.000 bis 8.000 Menschen Platz finden können, wie es Ende August in der Waldbühne in Berlin ja erfolgreich praktiziert wurde." Entscheidend sei lediglich, wie man Nadelöhre mit engen Kontakten vermeide, damit das Ansteckungsrisiko minimiert werde.

Radiopreis für Virologe Christian Drosten

Der Virologe Christian Drosten hat den Sonderpreis des "Deutschen Radiopreises" erhalten. Der Beirat des Radiopreises erklärte, Drosten gelinge es, im NDR-Info-Podcast "Coronavirus-Update" komplexe Zusammenhänge allgemeinverständlich zu erklären. WDR2 war mit dem "virtuellen Klassenzimmer" für die beste Comedy nominiert, konnte am Ende aber nicht gewinnen.

UN-Bericht: Armut wächst durch Corona-Krise dramatisch

Laut einem UN-Bericht droht ein historischer Anstieg der weltweiten Armut. Die Corona-Pandemie habe den schwersten Wirtschaftseinbruch in Friedenszeiten seit der Weltwirtschaftskrise 1929 verursacht, heißt es im heute in Genf veröffentlichten Bericht. 176 Millionen Menschen drohe die Verarmung. Zwar hätten 113 Länder im Verlauf der Corona-Krise Sozialprogramme von insgesamt 589 Milliarden US-Dollar aufgelegt. Doch bei vielen Menschen komme das Geld nicht an. Oft müssten Anträge online ausgefüllt werden, wodurch Menschen ohne Internetzugang oder Analphabeten außen vor blieben.

Olivier De Schutter, Sonderberichterstatter für extreme Armut, appellierte, die Hilfsprogramme im Sinne der Ärmsten zu verstärken. Als besonders gefährdet stuft der UN-Bericht informell und prekär Beschäftigte ein. Dies seien insgesamt zwei Milliarden Menschen oder 61 Prozent der arbeitenden Bevölkerung weltweit. Viele nationale Hilfsprogramme berücksichtigten sie nicht. Stark betroffen seien zudem Migranten, insbesondere Zuwanderer ohne gültige Papiere.

Fehler in neustem iOS kann Risikobewertung der Corona-App verfälschen

Nutzer der Corona-Warn-App des Bundes bekommen auf iPhone-Modellen mit der neusten Betriebssystem-Version iOS 13.7 unter Umständen ein höheres Risiko angezeigt, als sie tatsächlich hatten. Das Problem sei im Rahmen von regelmäßigen Tests entdeckt worden, hieß es von den Entwicklern. Nutzer der Anwendung auf Android-Geräten sowie auf iPhones mit einem älteren iOS seien von diesem Fehler nicht betroffen.

Die App, die vom Robert Koch-Institut herausgeben wird, wurde mittlerweile über 18 Millionen Mal heruntergeladen. Seit der Veröffentlichung im Juni waren mehrfach Fehler entdeckt und wieder behoben worden.

Enkeltrick und Corona: Bochumerin um Erspartes betrogen

Eine 77 Jahre alte Bochumerin ist auf einen speziellen Corona-Enkeltrick hereingefallen. Dabei verlor sie eine fünfstellige Summe, wie die Polizei heute mitteilte. Ihr vermeintlicher Enkel hatte am Donnerstag aus dem Ausland angerufen und behauptet, er sei mit dem Coronavirus infiziert und müsse dringend für die Behandlung nach Essen geflogen werden. Dafür brauche er Geld. Die 77-Jährige glaubte dem Anrufer, hob das Geld ab und übergab es einer Frau, die vorgab, eine Klinikmitarbeiterin zu sein. Erst dann bemerkte die Bochumerin den Betrug.

Frankreich erreicht Rekordwert bei Corona-Infektionen

In Frankreich steigt die Zahl der Corona-Infizierten weiter und hat einen neuen Rekordwert erreicht. Binnen 24 Stunden wurden am Donnerstag 9.843 neue Fälle verzeichnet. Dies sei die höchste Zahl in Frankreich seit Beginn der Pandemie. Frankreich ist mit seinen rund 67 Millionen Einwohnern eines der am stärksten von Corona betroffenen Länder in Europa.

Heute will die Regierung über weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie beraten. Der wissenschaftliche Beirat forderte die Regierung zum Handeln auf. Viele Ärzte befürchten, dass die Intensivstationen im Herbst - wie bereits im März - überlastet sein könnten. Derzeit sind bereits große Versammlungen verboten. In einigen Städten sind Masken auf öffentlichen Plätzen und sogar auf den Straßen vorgeschrieben.

Fast 20 Milliarden weniger Steuereinnahmen

Wegen der Corona-Krise müssen Bund, Länder und Kommunen 2021 mit voraussichtlich 19,6 Milliarden Euro Steuereinnahmen weniger auskommen als angenommen. Laut der Steuerschätzer soll das Vorkrisenniveau erst wieder 2022 erreicht werden.

Finanzminister Olaf Scholz blickt trotz aller Corona-Folgen optimistisch in die Zukunft. "Unsere Maßnahmen zahlen sich aus. Der Wumms wirkt. Deutschland hat sich wirtschaftlich stabilisiert", sagte der SPD-Kanzlerkandidat.

Nach Angaben des Ministeriums sinken die Steuereinnahmen des Bundes in diesem Jahr auf 275,3 Milliarden Euro. Für 2021 rechnet der Bund mit Einnahmen in Höhe von 295,2 Milliarden Euro.

Schulen in Wuppertal geschlossen

Nach mehreren Corona-Infektionen sind eine Gesamtschule und eine Grundschule in Wuppertal vorsorglich geschlossen worden. Wie die Stadt gestern mitteilte, fällt der Präsenzunterricht bis kommenden Mittwoch aus. An beiden Schulen wurden je drei Menschen positiv auf das Coronavirus getestet.

Bei der Gesamtschule dürfen 1.500 Schüler und 120 Lehrkräfte nicht in die Schule. An der Grundschule sind 300 Schüler und 30 Lehrkräfte von der Schließung betroffen. Das Gesundheitsamt und die Schulleitungen versuchten nun, Infektionsketten nachzuvollziehen.

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