Ticker vom Sonntag (07.06.2020) zum Nachlesen

Stand: 07.06.2020, 19:02 Uhr

  • Familienminister Stamp: Baldmöglichst Kita-Vollbetrieb
  • Virologe Streeck: Immunität in der Bevölkerung aufbauen
  • Verband: Auch nach den Ferien Lehrermangel wegen Corona
  • Alle Entwicklungen hier im Corona-Live-Ticker
Aktualisieren

Was gibt es Neues in Sachen Coronavirus? Hier im Live-Ticker halten wir Sie über die Entwicklungen auf dem Laufenden.

Familienminister Stamp: Baldmöglichst Kita-Vollbetrieb

Wann werden die Kitas in NRW nach der Corona-Zwangspause wieder regulär in Betrieb sein? Das fragen sich viele Eltern. Heute versicherte Familienminister Joachim Stamp (FDP): "Sobald es möglich ist, werden wir in den regulären Vollbetrieb übergehen."

Bis dahin seien aber die Solidarität aller Eltern und Zugeständnisse von allen Seiten erforderlich, so der Minister weiter. Am Montag (08.06.2020) öffnen die Kitas in NRW wieder für alle Kinder. Mit verkürzten Betreuungszeiten und Hygienekonzepten startet ein sogenannter eingeschränkter Regelbetrieb.

Elternvertreter hatten die reduzierten Betreuungszeiten kritisiert. Statt bis zu 45 Stunden sollen die Kinder nach dem Willen des Landes höchstens bis zu 35 Stunden pro Woche in der Kita betreut werden.

Virologe Streeck: "Über den Sommer mehr Mut erlauben"

Wenn es nach dem Bonner Virologen Hendrik Streeck geht, könnte es bald noch mehr Lockerungen geben. Der Deutschen Presse Agentur sagte er, während des Sommers könne eine Teilimmunität in der Bevölkerung aufgebaut werden, die dann den weiteren Verlauf der Pandemie abschwäche. "Wir sollten uns über den Sommer ein bisschen mehr Mut erlauben", so Streeck.

Derzeit zeigten Studien, dass bis zu 81 Prozent der Infektionen asymptomatisch verliefen. Das heißt, die Infizierten haben keine oder kaum Symptome. "Die Zahl der Covid-19-Erkrankten auf den Intensivstationen ist derzeit rückläufig", sagt Streeck. Die Hoffnung auf einen Impfstoff könne sich als trügerisch erweisen. Also solle man sich darauf einstellen, mit dem Virus zu leben.

Verband: Auch nach den Ferien Lehrermangel wegen Corona

An den Schulen in Nordrhein-Westfalen werden nach Ansicht des Lehrerverbandes 20.000 weitere Lehrer-Stellen gebraucht. "Ohne neue Stellen wird es nach den Sommerferien erheblichen Unterrichtsausfall in NRW geben", sagte Andreas Bartsch, der Präsident des Nordrhein-Westfälischen Lehrerverbandes, am Sonntag in Düsseldorf.

In der Corona-Pandemie hätten im Unterricht in NRW rund 20 Prozent der Lehrer gefehlt, die zu Risikogruppen gehören. Zwar dürften seit dem 3. Juni diese vorerkrankten und älteren Pädagogen wieder unterrichten. Es zeichne sich aber ab, dass auch nach den Sommerferien 15 Prozent aller Lehrkräfte nach ärztlicher Begutachtung keinen Präsenzunterricht erteilen würden.

Grünen-Chefin Baerbock fordert Corona-Elterngeld

Vernachlässigte Kinder, überforderte Eltern - die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock sorgt sich in der Corona-Krise vor allem um die Jüngsten in der Gesellschaft. Dabei verweist die Politikerin auf Studien, die belegen, dass fast jedes zehnte Kind während der Ausgangsbeschränkungen Gewalt erlebt hat.

Die Maßnahmen der Regierung hält sie für nicht ausreichend - der Kinderbonus sei kein Ersatz für eine gute Kinderbetreuung. Es sei viel über die Öffnung der Möbelhäuser und der Fußball-Bundesliga diskutiert worden, aber nicht über die Öffnung der Kitas und Schulen, schimpft Baerbock in der "Welt am Sonntag".

Am Mittwoch will sie mit Gewerkschaften, Kita-Trägern, Grundschullehrern und Kinderärzten darüber beraten, wie Kitas und Schulen nach den Ferien wieder komplett öffnen können. Solange die Schulen nicht komplett geöffnet sind, fordert Baerbock ein Corona-Elterngeld, damit sich Mütter und Väter nicht zwischen Kinderbetreuung und Homeoffice zerreiben.

Lufthansa plant Rückholgarantie

Stellen Sie sich vor, Sie dürfen in Ihrem Urlaubsland wegen erhöhter Temperatur nicht einreisen, erkranken im Gastland an Corona oder müssen als Urlauber in die Corona-Quarantäne. Was tun? Eine Lösung verspricht jetzt Lufthansa. Die Fluggesellschaft hat eine Rückholgarantie angekündigt, Urlauber sollen dann also garantiert nach Hause gebracht werden.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", dass eine sogenannte "Homecoming-Garantie" eingeführt werden soll. Die Lufthansa will damit die Nachfrage nach Flügen wieder beleben. Die Lufthansa war in der Corona-Krise schwer unter Druck geraten, weil seit Monaten kaum noch Flugverkehr möglich ist. 

Immer mehr Anträge auf Wohngeld

Corona hat Hunderttausende Menschen in NRW in Kurzarbeit gezwungen, auch die Arbeitslosenquote steigt. Das heißt auch: Viele Menschen können ihre Mieten kaum noch bezahlen. In manchen Kommunen hat sich die Zahl der Erstanträge auf Wohngeld mehr als verdoppelt. Das ergab eine Umfrage des WDR-Magazins Westpol in NRW-Kommunen.

Die Landesregierung hält das aber nicht davon ab, den Mieterschutz in NRW weiter einzuschränken. Durch die neue Mieterschutzverordnung, die ab 1. Juli gelten soll, können Vermieter die Preise nur noch in 18 Kommunen begrenzt erhöhen. Zum Vergleich: Vorher waren es 37 Kommunen. Somit werden es Mieter in NRW auch künftig nicht leichter haben, eine bezahlbare Wohnung zu finden.

Weiterer Corona-Fall in Schlachtbetrieb in Niedersachsen

In einem Schlacht- und Zerlegebetrieb im niedersächsischen Lohne gibt es einen weiteren bestätigten Corona-Fall. Die Kontaktpersonen am Arbeitsplatz des Mannes und in seinem privaten Umfeld wurden in Quarantäne versetzt, teilte der Kreis am Sonntag mit. Obwohl die Kollegen schon negativ getestet worden seien, nehme das Gesundheitsamt erneute Tests bei ihnen vor.

Bereits am Freitag war eine Infektion bei einer Mitarbeiterin des Betriebs bestätigt worden. Vier Familienmitglieder, die am Freitag in Quarantäne versetzt wurden, seien inzwischen ebenfalls positiv getestet worden. Mit den jetzt vorliegenden Ergebnissen habe das Gesundheitsamt die vom Land angeordnete Testreihe in Schlacht- und Zerlegebetrieben, die Subunternehmer beschäftigen, abgeschlossen, hieß es.

Meisterbriefe werden im Autokino verliehen

Wer in diesen Zeiten seinen Schulabschluss oder eine bestandene Prüfung feiern will, der muss sich etwas Besonderes einfallen lassen. Die Handwerkskammer Köln verleiht daher heute in einem Autokino ihre Meisterbriefe.

Rund 350 Absolventinnen und Absolventen erhalten das Zertifikat durch das Seitenfenster des Autos. Ein eigens für die Feier engagierter DJ legt auf, empfangbar durch eine UKW-Frequenz. Statt eines Buffets werden Snack-Tüten verteilt.

Konzerthaus in Dortmund öffnet wieder

Ganz langsam beginnt auch in der Kultur wieder die Normalität, sofern das in Corona-Zeiten eben geht. In Dortmund öffnet heute das erste Konzerthaus in NRW nach der coronabedingte Pause wieder seine Türen, aber nur mit einem Viertel der Besucher. Außerdem gibt es ein besonderes Einlassmodell - und alle Besucher sind angehalten einen Mundschutz zu tragen, der während der Vorstellung aber abgenommen werden darf.

Patientenschützer kritisiert Verzögerungen bei Corona-Warn-App in Deutschland

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, hat die anhaltenden Verzögerungen bei der deutschen Corona-Warn-App kritisiert. "Es ist überfällig, dass die Bundesregierung endlich ein funktionsfähiges Warn-System startet", sagte Brysch am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Er verwies auf den Erfolg der bereits eingeführten App in Frankreich.

Die französische App funktioniert auf Basis der Bluetooth-Technologie, was auch in Deutschland vorgesehen ist. Sie soll Warnnachrichten an Nutzer ermöglichen, die sich in der Nähe eine Corona-Infizierten aufgehalten haben. Allerdings werden in Frankreich die Daten zentral gespeichert, was bei der deutschen App vermieden wird. Insofern sind die beiden Systeme auch nicht kompatibel. Der Start in Deutschland ist für Mitte Juni vorgesehen, es gibt aber noch keinen genauen Termin.

EU-Wirtschaftskommissar: Schlimmste in Corona-Krise liegt hinter uns

Die europäische Wirtschaft hat nach Einschätzung von EU-Kommissar Paolo Gentiloni den Tiefpunkt in der Corona-Krise voraussichtlich erreicht. Die Rezession gehe auf die Beschränkungen des öffentlichen Lebens zurück. "Jetzt wird die Wirtschaft langsam wieder hochgefahren und makroökonomisch betrachtet dürfte es nicht mehr schlimmer werden", sagte der Italiener der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" laut Vorabbericht vom Sonntag. "Die europäische Wirtschaft wird erst wieder wachsen, wenn das Vertrauen der Verbraucher und der Investoren zurückkehrt." Deutschland und Europa droht dieses Jahr wegen der Coronavirus-Pandemie die schwerste Rezession der Nachkriegszeit.

Papst mahnt zur Einhaltung der Corona-Regeln

Papst Franziskus hat am Sonntag in Rom zur Einhaltung der Schutzvorschriften gegen das Coronavirus gemahnt. Die Anwesenheit der Gläubigen und Besucher auf dem Petersplatz sei zwar "ein Zeichen, dass in Italien die akute Phase der Pandemie überwunden ist", sagte er im Vatikan. Dennoch bleibe es notwendig, die geltenden Normen zu befolgen. Zum Mittagsgebet mit Kirchenoberhaupt hatten sich mehrere hundert Menschen vor dem Petersdom versammelt, die meisten in lockeren Abständen. Franziskus warnte, niemand solle "zu früh Siegeslieder anstimmen". Weiter unerlässlich seien "die Vorschriften, die uns die Behörden geben". Der Papst beklagte weiter hohe Opferzahlen durch Covid-19 in anderen Ländern, besonders in Lateinamerika. Er bekundete seine Verbundenheit mit den Betroffenen sowie den Angehörigen und denen, die sich um die Erkrankten kümmern.

Zahl der weltweiten Todesopfer von Covid-19 übersteigt 400.000

Die Zahl der Todesopfer des Coronavirus hat weltweit 400 000 überstiegen. Dies ging am Sonntag aus der laufenden Zählung der Johns-Hopkins-Universität hervor, die Experten zufolge nicht alle Toten erfasst, weil viele Verstorbene nicht auf Sars-CoV-2 getestet wurden. Mehr als 6,9 Millionen Menschen haben sich bislang weltweit mit dem Virus infiziert. In Europa hat es mehr als 175.000 Todesfälle mit einem bestätigten Zusammenhang mit dem Virus gegeben und in den USA fast 110.000, seit das Virus Ende vergangenen Jahre in China auftauchte.

Nadal und Gasol sammeln 14 Millionen für die spanischen Corona-Opfer

Bei einer von den Top-Sportlern Rafael Nadal und Pau Gasol unterstützten Crowdfunding-Aktion des Roten Kreuzes zur Finanzierung des Kampfes gegen die Corona-Pandemie sind in Spanien bereits mehr als 14 Millionen Euro gesammelt worden. Das verrieten Tennis-Superstar Nadal und der zur Zeit vereinslose NBA-Basketballer Gasol am Wochenende in einem Gespräch via Instagram. Das erklärte Einnahmeziel von elf Millionen Euro wurde somit schon nach knapp zweieinhalb Monaten weit übertroffen. Nadal und Gasol hatten am 26. März vor allem die spanischen Profi-Sportler zum Spenden aufgerufen. Auch sie überwiesen nach eigenen Angaben Hilfsgelder. Die Beträge wurden aber nicht bekanntgegeben. "Es ist die Zeit gekommen, unseren größten Sieg zu erringen", hatte NBA-Center Gasol damals in einem auf Twitter geposteten Video gesagt.