Ticker vom Sonntag (10.05.2020) zum Nachlesen

Stand: 10.05.2020, 20:23 Uhr

  • Westfleisch: Erster Corona-Fall schon im März
  • Experten-Schätzung: Ansteckungsgefahr steigt wieder
  • Eltern-Demos für Kita-Öffnung
  • Corona-Medikament in Sichtweite
  • Alle Entwicklungen hier im Corona-Live-Ticker
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Was gibt es Neues in Sachen Coronavirus? Hier im Live-Ticker halten wir Sie über die Entwicklungen auf dem Laufenden.

Erster Corona-Fall bei Westfleisch bereits im März

In de Fleischunternehmen gab es wohl schon deutlich früher den ersten Corona-Infizierten: Wie das WDR-Magazin "Westpol" recherchiert hat, gab es den ersten Fall am 13. März - in der Hauptverwaltung in Münster. Außerem bestätigte Westfleisch, dass mehrere Arbeiter in den Unterkünften zusammen wohnen: "Im Allgemeinen ist die Unterbringung der Westfleisch-Produktionsmitarbeiter ähnlich, mehrheitlich sind Wohnungen mit drei, vier oder fünf Personen belegt."

Experten-Schätzung: Ansteckungsgefahr steigt wieder

Das Robert-Koch-Institut geht davon aus, dass die Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus wieder steigen könnte. Einer Schätzung zufolge liegt die Reproduktionsrate aktuell bei 1,1 und damit wieder im kritischen Bereich.

Denn das hieße, dass jeder Infizierte mehr als eine weitere Person ansteckt. Vergangenen Mittwoch lag die Zahl noch bei 0,65. Sollte sich der Trend bestätigen, könnte es erneut zu Beschränkungen im öffentlichen Leben kommen.

Corona-Medikament in Sichtweite

Zur Dämmung der durch das Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 wird es schon in Kürze ein Medikament geben. Das Präparat Remdesivir "werden wir binnen Wochen oder weniger Monate zur Verfügung haben", sagte der Leiter der Infektiologie am Universitätsklinikum Köln, Gerd Fätkenheuer, dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Fätkenheuer ist der deutsche Studienleiter eines internationalen Konsortiums zur Erforschung von Remdesivir, einem "abgelegten" Ebola-Präparat. "Wir können sagen: Remdesivir wirkt. Wir haben nachgewiesen, dass das Medikament bei einer Covid-19-Erkrankung den schweren Verlauf abmildert und verkürzt." Wesentliche Nebenwirkungen seien bislang nicht bekannt, müssten aber - ebenso wie der bestmögliche Einsatz von Remdesivir bei
 Covid-19-Patienten - noch weiter untersucht werden.

Obergrenze für Neuinfektionen überschritten

Bundesweit haben vier Landkreise und eine Stadt die Obergrenze von 50 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner überschritten, ab welcher sie die "Notbremse" bei Lockerungen ziehen sollen. Der Kreis Coesfeld gehört durch die neuen Corona-Fälle zu den fünf Regionen in Deutschland, in denen die Obergrenze für Neuinfektionen nicht eingehalten werden konnte. Nach Angaben des Kreissprechers wurden bisher 959 der rund 1.200 Mitarbeiter getestet. Das Ergebnis (Stand 10.05.2020): 230 positive Fälle. Laut einer Übersicht des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Sonntag lag der Wert bei rund 85 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche. Insgesamt ist die Zahl der Infektionen im Kreis Coesfeld auf 780 angestiegen. Keiner von ihnen muss auf der Intensivstation behandelt werden.

Westfleisch: Eilantrag gegen Schließung abgelehnt

Das Verwaltungsgericht Münster hat heute den Eilantrag der Coesfelder Firma Westfleisch gegen die Schließung des Betriebs abgelehnt. Der betroffene Betrieb war vorübergehend geschlossen worden. Die Zahl der positiv auf das Coronavirus getesteten Arbeiter in dem Betrieb stieg bis Sonntagnachmittag nach Angaben des Kreises auf 230 an. Die Ergebnisse von rund 250 der fast 960 Tests standen noch aus.

Westfleisch: Massentests auf Corona in Hamm

In Hamm werden seit heute Westfleisch-Mitarbeiter auf eine mögliche Infektion mit dem Corona-Virus untersucht, obwohl es bisher keinen konkreten Verdacht gibt. Bis Montag sollen über 1.000 Mitarbeiter auf eine Infektion untersucht werden. Viele der überwiegend osteuropäischen Mitarbeiter sind dezentral untergebracht und wurden mit Bussen von ihren Unterkünften abgeholt. Die Stadt hat für die Aktion Zelte auf einem Parkplatz aufgebaut und Ärzte und freiwillige Helfer zusammengerufen. Dort bildeten sich schon am frühen Morgen lange Schlangen von Mitarbeitern im vorgeschriebenen Abstand, die sich testen wollten - alles freiwillig, wie betont wird.

In einer Krisenstabssitzung in Gütersloh am Sonntag, an der auch die Bezirksregierung, Vertreter der Firma Tönnies (Rheda-Wiedenbrück) sowie Vertreter der Stadt teilnahmen, wurde beschlossen, die Mitarbeiter von 21 Schlachtbetrieben auf das Coronavirus zu testen. Gestartet wird die Testreihe am Montag, (11.05.2020) in der Schlachtung bei Tönnies.

Wegen der hohen Zahl an Corona-Infektionen in den Schlachthöfen ist eine Debatte über die dortigen Arbeitsbedingungen entbrannt. Gewerkschaften und Politiker von SPD und Grünen fordern mehr Schutz für die Beschäftigten.

Eltern-Demos für Kita-Öffnung

In mehreren NRW-Städten gehen heute Eltern auf die Straße. Sie fordern zum Beispiel einen Kita‑ und Schulbetrieb im täglichen Wechsel mit festen Kleingruppen, eine reduzierte Arbeitszeit für beide Elternteile und flächendeckende digitale Lösungen. Die Demonstrationen finden zeitgleich auf dem Marktplatz in Bonn, dem Chlodwigplatz in Köln und der Landtagswiese in Düsseldorf statt.

Dynamo Dresden in Quarantäne - Bundesliga startet trotzdem

Gerade erst hat der Deutsche Profi-Fußball den "Neustart" nach der Corona-Pause auf den Weg gebracht, da kommt die erste Hiobsbotschaft: Beim Zweitligisten Dynamo Dresden sind am Freitag zwei weitere Spieler positiv auf das Virus getestet worden.

Die gesamte Mannschaft geht jetzt für zwei Wochen in Quarantäne. Damit werden die Dresdner Spiel am 17.05. nicht bei Hannover 96 antreten können. Die Fußball-Bundesliga soll am Wochenende trotzdem wie geplant starten. Das hat DFL-Geschäftsführer Seifert im ZDF gesagt.

Über 200.000 unterschreiben Online-Appell

Viele Unternehmen stößt das Virus gerade in eine finanzielle Schieflage, und längst sind Rettungsgelder im Gespräch. Doch die sollten an Bedingungen geknüpft sein, findet die Bürgerbewegung Campact und hat einen Online-Appell gestartet. Keine Staatshilfen für Steuertrickser und Klimasünder, so das Motto - und über 200.000 Menschen haben das schon mit ihrer Unterschrift bekräftigt.

Unternehmen, wie zum Beispiel die Lufthansa, sollen demnach nur Staatshilfen erhalten dürfen, wenn sie keine Gewinne in Steueroasen verlagern und keine Boni auszahlen. Eine weitere Forderung: Unternehmen, die Hilfen aus Steuergeldern bekommen, müssen einen verbindlichen Klimaschutzplan vorlegen.

"Münster für Künstler": Logenplatz im eigenen Auto

Für Münster war das eine Premiere. Erstmals veranstaltete die Initiative "Münster für Künstler" gestern abend ein Benefizikonzert im Autokino - für Kulturschaffende, die durch die Corona-Krise vor dem Ruin stehen.

Das Live-Konzert vor ausverkauftem Platz war ein Erfolg. Unter anderem waren Götz Alsmann, der Chansonnier Jean-Claude Séférian sowie die Country-Popsängerin Van de Forst dabei. Der Großteil der Einnahmen wirde an Künstler gespendet. Der WDR hatte das komplette Konzert live gestreamt.

Demo gegen Corona-Einschränkungen

In mehreren deutschen Städten haben Menschen gegen die Corona-Einschränkungen demonstriert. In Köln zogen mehrere hundert Menschen durch die Fußgängerzone – größtenteils ohne Mundschutz und ohne Mindestabstand.

In Dortmund versammelten sich Gegner der Corona-Maßnahmen trotz Verbots an mehreren Stellen der Stadt. Darunter waren auch polizeibekannte Rechtsextreme. In Dortmund wurde am Rande der Demo ein Team des WDR angegriffen. Einem Reporter wurde dabei die Kamera aus der Hand geschlagen.

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