Als sich das Coronavirus ab Anfang März in NRW ausbreitete, gehörten die Alten- und Pflegeheime zu den ersten Institutionen, die reagierten. Noch bevor die Landesregierung die erste Coronaschutzverordnung erließ, schränkten sie Besuche ein oder verboten sie sogar vollständig. Die Bewohner, die zur Risikogruppe gehören, sollten so vor Covid-19 geschützt werden.
Für die Menschen in den Heimen und ihre Angehörigen wurden diese Schutzmaßnahmen jedoch zu einem Problem. Viele Bewohner vereinsamten. Und wenn sie trotz der Schutzmaßnahmen an Covid-19 erkrankten und starben, hatten ihre Familien und Freunde meist keine Chance mehr, sich zu verabschieden.
Steinmeier regt Gedenkfeier für Corona-Tote an
Für sie will Bundespräsident Frank Walter-Steinmeier eine offizielle Gedenkstunde veranstalten. "Wir müssen den Menschen in ihrer Trauer helfen - und darüber nachdenken, wie wir unser Mitgefühl ausdrücken können", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Eine solche Gedenkfeier hält auch Pfarrer Antonius Hamers, Leiter des Katholischen Büros Nordrhein-Westfalen für eine gute Idee. "Es wäre nur wichtig, dass man möglichst vielen Hinterbliebenen die Möglichkeit gibt, an dieser Feier teilzunehmen", sagte er dem WDR am Samstag.
Beerdigungen als Möglichkeit des Abschiednehmens
Ein wichtiger Bestandteil des Trauerprozesses sei, dass man mit vielen anderen Menschen, die den Toten kannten, gemeinsam der Person gedenke, die man verloren habe, so Hamers. So dachten auch einige Kirchengemeinden in NRW. In Arnsberg organisierten die evangelische und katholische Kirche einen ökomenischen Gottesdienst, in dem der Corona-Toten gedacht wurde. Auch in Walsum-Aldenrade fand ein evangelischer Gottesdienst statt.
Die wichtigste Möglichkeit, sich von einem Verstorbenen zu verabschieden und gemeinsam zu trauern, ist laut Hamers aber die Beerdigung der Person. "Dass seit Mitte Juli wieder bis zu 150 Menschen zu einer Beerdigung kommen können, war schon ein entscheidender Schritt", so der Pfarrer.
Hamers: "Trauerfeiern nachholen"
Zu Beginn der Corona-Krise durfte nämlich nur der engste Familienkreis zu Beerdigungen kommen. Später waren dann bis zu 50 Personen bei Treffen nach der eigentlichen Beerdigung erlaubt.
"Menschen, die sich in diesem kleinen Kreis von einem Angehörigen verabschieden mussten, könnten spätere Trauerfeiern helfen, ihre Trauer zu verarbeiten", sagt Hamers. Nach einigen Wochen verändere sich die Trauer, daher gebe es in der Katholischen Kirche beispielsweise das Sechs-Wochen-Amt. "Da Gedenken die Angehörigen in einem Gottesdienst erneut gemeinsam dem Toten", erklärt Hamers.
Solche Zusammenkünfte müssten aber nicht zwingend religiös sein. Die Hinterbliebenen könnten sich auch in privater Runde treffen.