Als "Woche der Vorsicht" hatte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) die ersten Tage nach den Osterferien bezeichnet. Bis auf die Abschlussklassen wurden alle Schülerinnen und Schüler bislang nur per Video auf Distanz unterrichtet. Die Ministerin hatte das mit der unklaren Corona-Lage nach Ostern begründet.
Zwar hat sich die Lage nicht verbessert, aktuell liegt die Corona-Inzidenz in Nordrhein-Westfalen bei 167,1. Dennoch sollen nächste Woche die Schulen zum Wechselmodell zurückkehren: Die Kinder sollen in Gruppen abwechselnd zu Hause und in Präsenz unterrichtet werden. Ab einer Inzidenz von 200 in den Kommunen soll damit allerdings wieder Schluss sein und wieder komplett Distanzunterricht stattfinden. So jedenfalls hatte es Gebauer angekündigt.
Viele Kommunen über kritischer 200er-Inzidenz
Schon am Freitag lagen 13 Städte und Kreise in NRW über dem kritischen Wert: Am deutlichsten Remscheid mit einer Inzidenz über 300. Aber auch Hagen, der Oberbergische Kreis, Mülheim an der Ruhr, Wuppertal, Solingen, der Märkische Kreis, Duisburg, Krefeld, der Kreis Unna, Gelsenkirchen, der Kreis Siegen-Wittgenstein und der Rheinisch-Bergische Kreis reißen die Marke.
Das Gesundheitsministerium sagte dem WDR auf Nachfrage, dass Kommunen, die über einer 200er-Inzidenz liegen, die Schulen schließen können, aber nicht automatisch müssen. Dies müsse im Einzelfall immer mit dem Land besprochen werden.
Land erlässt Allgemeinverfügung
Wegen der vielen Anfragen von Kommunen zu Schulschließungen und um eine einheitliche Vorgehensweise sicherzustellen, hat sich NRW am Freitag dazu entschieden, auf Landesebene eine entsprechende Allgemeinverfügung zu erlassen. Die gilt aber bislang nur für einen Teil der Kommunen bis zu einem Absinken der Inzidenzwerte für mindestens drei Tage unter 200. So lange werden dort die Regelungen zum Schulbetrieb, die in dieser Woche galten, fortgesetzt.
Das heißt, es bleibt bei der Aussetzung des Präsenzunterrichts mit Ausnahme der Abschlussklassen, sowie einer Notbetreuung. Diese Regelung gilt für die folgenden 22 Kommunen:
Stadt Bielefeld | |
Stadt Bonn | |
Stadt Dortmund | |
Stadt Duisburg | |
Stadt Gelsenkirchen | |
Kreis Gütersloh | |
Stadt Hagen | |
Stadt Hamm | |
Stadt Herne | |
Stadt Krefeld | |
Stadt Leverkusen | |
Märkischer Kreis | |
Kreis Mettmann | |
Stadt Mülheim an der Ruhr | |
Oberbergischer Kreis | |
Kreis Recklinghausen | |
Stadt Remscheid | |
Rheinisch-Bergischer Kreis | |
Kreis Siegen-Wittgenstein | |
Stadt Solingen | |
Kreis Unna | |
Stadt Wuppertal |
Kreis Gütersloh darf Schulen jetzt doch schließen
Der Kreis Gütersloh war zunächst mit seinem Wunsch nach Schulschließungen am Gesundheitsministerium gescheitert, konnte sich aber jetzt doch durchsetzen. Das heißt: Der bislang praktizierte Distanzunterricht wird beibehalten.
Zum Hintergrund: Im Kreis Gütersloh ist es sehr wahrscheinlich, dass in den nächsten Tagen die 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner über 200 steigt. Am Freitag lag diese laut Robert Koch-Institut bei 190,4. Sie sank zwar am Samstag leicht, aber unter anderem deshalb, weil es im Meldebereich zeitlichen Verzug gab. "Wir haben unser Ziel erreicht", teilte Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) am Samstag mit.
Stadt Bonn twittert am späten Samstagabend
Auch die Stadt Bonn teilte am Samstagabend auf Twitter mit, dass der Distanzunterricht an allen Schulen in Bonn - ausgenommen Abschlussklassen - schon ab Montag, 19. April, weitergehen soll. Eigentlich hatte Bonn geplant, damit wieder erst am kommenden Mittwoch zu beginnen. Auch Bonn liegt noch unter der 200er-Inzidenz.
Ab Dienstag auch in Bielefeld Distanzunterricht
Am Sonntag folgte Bielefeld: "Das Land hat am Sonntagmittag unserem Vorschlag für eine neue Allgemeinverfügung zugestimmt. Damit gilt ab Dienstag, 20. April, Distanzunterricht", so der Krisenstabsleiter der Stadt Bielefeld, Ingo Nürnberger.
Und die anderen Kommunen? Unklar
Unklar ist, wie es in den anderen Kommunen in der kommenden Woche weitergeht. Laut Schulministerium können die Kommunen künftig über Schulschließungen entscheiden, wenn der 200er-Inzidenzwert an drei aufeinanderfolgenden Tagen überschritten wurde.
Bundesgesetz soll Präsenzunterricht ab 200 verbieten
Eine striktere Regelung könnte das bundesweite Infektionsschutzgesetz bringen, das am Freitag das erste Mal im Bundestag debattiert wurde und nächste Woche von ihm verabschiedet werden soll. Dieses Gesetz verbietet in seiner aktuellen Fassung Präsenzunterricht ab einer Inzidenz von 200 an drei aufeinander folgenden Tagen. Ausgenommen sind lediglich Abschlussklassen.
Bei vielen unserer User sorgt der Umgang mit den Schulen für Ärger:
Gideon van Hyken schreibt bei Youtube: "Erst war der Inzidenz-Schwellenwert bei 50, dann 100 und jetzt 200. Dann schickt die Kinder halt in die Schulen, wenn es unbedingt sein soll aber verkauft uns doch nicht für dumm."
Rebecca F meint: "Es ist ja schön in der Schule und zuhause geht’s mir auch total schlecht aber noch weniger Lust als zu Hause zu hocken hab ich im Krankenhaus zu liegen."