In der Corona-Pandemie gelten in NRW jetzt sieben Regionen als Risikogebiet - darunter die Millionenstadt Köln. Dort ist die wichtige Warnstufe von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen am Samstag überschritten worden. Andere Großstädte wie Düsseldorf, Essen und Duisburg liegen noch knapp unter der wichtigen 50er Marke.
Spitzenreiter war am Samstag die Stadt Herne mit 66,5 Neuansteckungen pro 10.000 Einwohner in sieben Tagen. Die Stadt Hamm, die mehrere Wochen lang auch bundesweit an der Spitze aller Kreise und kreisfreien Städte gestanden hatte, kam noch auf einen Wert von 64,5. Dahinter folgten Wuppertal (55,2), Hagen (55,1), Köln (54,8), Recklinghausen (52,3) und Remscheid (51,2).
Merkel: Weiteren Stillstand verhindern
Die Städte haben darauf reagiert, indem sie Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie verschärft haben. Denn Ballungsräume gelten als besonders wichtig für die weitere Entwicklung, wie Kanzlerin Merkel am Freitagmittag nach einer gemeinsamen Videokonferenz mit elf Oberbürgermeistern feststellte. Dort zeige sich nämlich, "ob wir die Pandemie in Deutschland unter Kontrolle halten können oder ob uns die Kontrolle entgleitet".
Dabei geht es ihr vor allem darum, einen weiteren Stillstand zu verhindern: "Meine oberste Priorität heißt, wenn irgend möglich, das wirtschaftliche und öffentliche Leben nicht wieder so herunterfahren zu müssen, wie es im Frühjahr notwendig war." Damals gab es 10.000 Infizierte, heute sind es 4.500 – deutlich weniger als damals, für die Kanzlerin aber offensichtlich nicht weniger besorgniserregend.
Diese Maßnahmen werden in NRW-Städten eingeführt
In Köln darf ab Samstag auf Straßen und Plätzen abends ab 22.00 Uhr kein Alkohol mehr konsumiert werden. An den Wochenenden gilt an Party-Hotspots ein Verkaufsverbot für Alkohol. Ausnahmen gibt es für die Gastronomie.
Zudem dürfen sich nur noch bis zu fünf Personen aus verschiedenen Haushalten in der Öffentlichkeit treffen - bisher waren es zehn. In Fußgängerzonen müssen die Menschen Masken tragen.
Eine Sperrstunde wie in Berlin werde zunächst aber nicht eingeführt, so Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) am Freitag. Für Feiern in angemieteten Räumen gelten strenge Grenzen. Von Feiern in der eigenen Wohnung rät Reker "dringend" ab. Mehr als zehn Menschen sollten dort nicht zusammenkommen.
In Düsseldorf ist die kritische Grenze von 35 Infizierten pro 100.000 Einwohnern überschritten, deshalb greifen wieder mehr Einschränkungen: In öffentlichen Gebäuden, Schulen und Kitas gilt eine Maskenpflicht. In Bereichen mit vielen Menschen, etwa der Altstadt, in Einkaufsstraßen und am Hauptbahnhof, wird das Tragen einer Maske empfohlen. Feiern außer Haus dürfen nur noch mit maximal 50 Gästen stattfinden.
Die Stadt Essen führt nach den Herbstferien die Maskenpflicht im Unterricht ein. Schülerinnen und Schüler müssten eine Maske tragen, kündigte Oberbürgermeister Thomas Kufen an. Wie man es an Grundschulen halten werde, müsse man noch prüfen.
Den Erfolg der Maßnahmen abwarten
Das Treffen mit den Oberbürgermeistern war eine Premiere für die Kanzlerin, aber keine einmalige Sache: In zwei Wochen wollen sich die Oberbürgermeister wieder mit ihr treffen und über den Erfolg der Maßnahmen beraten. Sollten sie nicht gegriffen haben, werden sie wohl weiter verschärft. Dann könnten zum Beispiel Fußballspiele ohne Fans stattfinden.