"Es ist schwierig für uns alle. Nicht nur finanziell, auch mental: uns fehlen der Alltag, der Stress und unsere Stammgäste. Die gehören zu uns wie eine Familie", sagt Rifaz Reyal, der in Düsseldorf einen kleinen Frozen Yoghurt-Laden betreibt und in einer Szene-Kneipe kellnert.
"Ich komme finanziell vielleicht noch einen Monat über die Runden. Die Fixkosten sind sehr hoch", sagt der 48-jährige Familienvater, der derzeit von seinem Ersparten lebt. Es fehle vor allem das Trinkgeld, das in seiner Branche einen großen Anteil des Einkommens ausmache, so Reyal.
Schlaflose Nächte im Lockdown
Daniela Marischen hat seit Wochen schlaflose Nächte. "Am schlimmsten ist es für mich, von anderen abhängig zu sein", sagt die alleinerziehende Mutter zweier Kinder. Die 42-Jährige hat kurz vor dem zweiten Lockdown ein neues Café in Mönchengladbach-Rheydt eröffnet. Ihr altes Café war zu klein, um dort die Corona-Auflagen zu erfüllen.
Marischens Angestellte bekommen seit Mitte November Kurzarbeitergeld, das die Gastronomin jedoch immer vorstrecken muss, wobei sie auf die Hilfen vom Staat warten muss. Sie sucht gerade einen Job für die Zeit, bis sie wieder eröffnen kann. Verständnis für den Lockdown hat sie, dass sie jedoch so lange auf die Hilfe der Regierung warten muss, versteht sie nicht.
Kritik am Hilfen-System gegen Lockdown-Verluste
Insgesamt sei die Situation im Gastgewerbe in NRW "weiterhin ausgesprochen düster", sagt DEHOGA-Sprecher Thorsten Hellwig. Mittlerweile sehen sich mehr als drei Viertel in ihrer Existenz bedroht, fast ein Viertel überlegt, den Betrieb zu schließen. Das Hilfen-System sei momentan zu komplex, zu bürokratisch und zu langsam in der Umsetzung.
Das gleiche gilt für die Friseurbranche. Hier stünden viele Familienbetriebe vor dem wirtschaftlichen Ende, heißt es vom Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks. Uwe Settels ist Friseurmeister aus Kuckum bei Erkelenz. Ihn plagt die Ungewissheit, wann es weitergeht, denn die Kosten für Steuern, Versicherungen und Krankenkasse laufen weiter.
"Wenn ich bedenke, wie viel Erspartes ich schon zur Überbrückung investiert habe. Das ganze Leben wird auf den Kopf gestellt und man wird ausgebremst – da kommen schon Ängste auf" so der 50-Jährige.
Abholservice als Chance
Konni Kox arbeitet in einer Mönchengladbacher Boutique. Die 52-Jährige erhält derzeit 60 Prozent ihres Gehaltes als Kurzarbeitergeld und kann sich einschränken. Ein Segen für den Einzelhandel sei der Abholservice, sagt die Verkäuferin.
Dies sei eine Chance, den Lockdown zu überstehen und wenigstens die Stammkunden weiterhin zu binden. Kox: "Der Service wird sehr gut angenommen. Die Menschen haben erkannt, wie wichtig diese gemütlichen, kleinen, serviceorientierten Geschäfte sind."