Lehrkräfte aus Grund- und Förderschulen und Kita-Personal werden früher geimpft als ursprünglich vorgesehen – sie rücken in die Priorisierungsgruppe zwei auf. Das haben die Länder mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) entschieden.
NRW will schon ab der ersten Märzhälfte Lehrer und Erzieher impfen, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Dienstag bei WDR 2. Was aber heißt das konkret? Und was bedeutet das für andere Berufs- und Altersgruppen?
"Ich kann nicht gleichzeitig chronisch Kranke und Lehrerinnen und Lehrer impfen." So einfach fasste Laumann die Konsequenzen aus der Entscheidung der Minister-Schalte zusammen. "Der Impfstoff ist zurzeit knapp, wenn wir eine Gruppe vorziehen, heißt das automatisch, dass andere Gruppen langsamer oder später geimpft werden."
Bevor ab der ersten Märzhälfte Lehrer und Erzieher dran sind, sollen noch die Menschen geimpft werden, die in Hospizen, ambulanten Pflegediensten und Arztpraxen arbeiten. "Dafür brauchen wir noch eine Woche", so Laumann.
Impfungen in Gruppe zwei dauern insgesamt länger
Für andere Menschen in Impfgruppe zwei sei nun klar, dass deren Impfung langsamer über die Bühne ginge. "Es ist eine gewaltige Gruppe in die Priorisierung zwei aufgerückt, aber keine andere aus dieser Prioritätenstufe herausgenommen worden", erklärte Laumann. Es dauere nun einfach länger, alle zu impfen, die in Gruppe zwei sind. "Das ist eine politische Entscheidung, die ich richtig finde, um das Kita- und Schulsystem in Gang zu halten."
Laschet: Für Lehrer heißt nicht gegen Polizisten
Die Entscheidung für Lehrer und Kita-Bedienstete sei aber keine gegen die Polizisten. Die sind - das betonte Ministerpräsident Armin Laschet am Dienstag - auch in Gruppe 2. "Nicht alle Polizisten sind draußen im Einsatz", sagte er. "Und schon bald werden wir so viel Impfstoff haben, dass alle schnell an die Reihe kommen", so Laschet. So werde nicht eine Berufsgruppe gegen eine andere ausgespielt.
Lehr- und Kitapersonal wird mit Astrazeneca geimpft
Neben Lehrern werden ab März auch die Sozialarbeiter der Schulen und das gesamte Personal, das in Kinderbetreuungseinrichtungen beschäftigt ist. Dazu zählen auch die Köche und vor allem auch Tagesmütter und -väter. Sie werden mit dem Impfstoff von Astrazeneca geimpft werden. "Ich habe zurzeit für unter 65-Jährige keinen anderen Impfstoff als Astrazeneca", sagte Laumann und betonte: "Das ist ein vernünftiger Impftstoff, er schützt vor allem vor schweren Verläufen."
Ethikrat: Abkehr vom Prinzip, gefährdete Gruppen besonders zu schützen
Nicht alle begrüßen die Veränderung in der Impfreihenfolge. Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, sieht im Vorziehen der Beschäftigten von Grundschulen und Kindertagesstätten eine Abkehr vom Prinzip, die besonders gefährdeten Gruppen zuerst zu impfen. Buyx sagte im Deutschlandfunk, sie hätte sich gewünscht, man hätte sich im Schulbetrieb für Schnelltests entschieden. Die Infektionsrisiken seien in Schulen geringer als im Gesundheitswesen.
Dagegen lobte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Entscheidung. Dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" sagte die Vorsitzende Marlis Tepe, nun müsse das Impftempo deutlich erhöht werden, da die meisten Länder Schulen und Kitas bereits am Montag wieder geöffnet haben.