Wohl noch nie zuvor in der Geschichte der Medizin haben so viele Menschen all ihre Hoffnung auf die Entwicklung von neuen Impfstoffen gesetzt. Nur eine erfolgreiche Immunisierung eines Großteils der Bevölkerung ermöglicht den Sieg über das Corona-Virus und die Rückkehr zu einem normalen Leben - so lautet zumindest das Versprechen von Wissenschaft und Politik.
Aber Impfstoff ist nicht gleich Impfstoff: Weltweit sind bereits zahlreiche verschiedene Vakzine im Einsatz, weitere sollen in den kommenden Monaten hinzukommen. Mit welchen Methoden sie das Virus bekämpfen, unterscheidet sich teilweise erheblich.
Bisher drei Vakzine in Deutschland zugelassen
In der EU wurde bisher nur drei Impfstoffen eine Zulassung erteilt: Dabei handelt es sich um die Vakzine der Pharmaunternehmen Biontech/Pfizer (Deutschland), Moderna (USA) und Astrazeneca (Großbritannien). Nach Angaben der Hersteller versprechen die beiden erstgenannten Impfstoffe einen besonders guten Schutz gegen Infektionen: 95 Prozent (Biontech) und 94,5 Prozent (Moderna).
Mit so guten Zahlen kann der Wirkstoff von Astrazeneca nach aktuellem Wissensstand nicht aufwarten: Nur bei 60 bis 70 Prozent der Probanden stellte sich nachweislich eine Immunität ein. Außerdem ist noch unklar, ob der Impfstoff auch bei älteren Menschen zuverlässig eine Corona-Infektion verhindern kann. Deshalb wird er in Deutschland nur Menschen bis 65 Jahre verabreicht.
Drei Impfstoffe in den USA zugelassen
Neben den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna wurde Ende Februar auch noch der Impfstoff von Johnson & Johnson in den USA zugelassen. Vorteil dieses Impfstoffes: Er muss nur einmal verabreciht werden. Zudem muss das Präparat nicht tiefgefroren gelagert werden, was die Verteilung erleichtert. Die Wirksamkeit gegen schwere Erkrankungen wurde mit 85 Prozent angegeben.
Weitere Impfstoff-Kandidaten warten auf Zulassung
Zu den weiteren Kandidaten, die im Lauf des Jahres eine Zulassung erhalten könnten, gehören unter anderem Impfstoffe der Firmen Curevac (Deutschland) und Novavax (USA) Hinzu kommen drei Wirkstoffe chinesischer Hersteller und der russische Beitrag "Sputnik V".
"Sputnik V" wohl mit hoher Wirksamkeit
Laut einer Studie der britischen Fachzeitschrift "The Lancet", die am Dienstag (02.02.2021) veröffentlicht wurde, schützt "Sputnik V" 91,6 Prozent der Probanden vor einer symptomatischen Covid-19-Erkrankung. Das habe die dritte und letzte Phase der klinischen Erprobung ergeben. Damit hätte "Sputnik V" nahezu die gleiche Wirksamkeit wie die Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer, und eine höhere als das Mittel von Astrazeneca.
Nach Angaben der Studien-Autoren wurde der Impfstoff von den Probanden gut vertragen. Eine EU-Zulassung für "Sputnik V" ist bislang noch nicht erfolgt, ein entsprechender Antrag liege aber vor, teilten russische Behörden mit.
Wie bekämpfen die Impfstoffe das Virus?
Die Impfstoffe von Biontech, Moderna und Curevac setzen auf die neue mRNA-Technologie: Dabei wird ein natürlicher Botenstoff mit genetischen Merkmalen des Coronavirus versehen und in die menschlichen Zellen eingeschleust. Die Zellen produzieren daraufhin Antikörper und T-Zellen, die das Virus bekämpfen.
Die Vakzine von Astrazeneca, Johnson & Johnson sowie "Sputnik V" sind hingegen Vektor-Impfstoffe, ein seit Langem bewährtes System. Dabei dienen harmlose Viren, die ebenfalls mit Merkmalen des Coronavirus bestückt wurden, als Träger. Hinzu kommen so genannte "Totimpfstoffe", wie das Mittel von Novavax und einiger chinesischer Hersteller. Dabei werden inaktive Viren mit gentechnisch hergestelltem Virus-Antigen so verändert, dass sie beim Geimpften eine Immunisierung auslösen.
Gibt es gute und schlechte Impfstoffe?
Auch wenn zurzeit viele Menschen angesichts der positiven Studienergebnisse auf eine Impfung mit dem Mittel von Biontech oder Moderna hoffen, sollten die anderen Kandidaten nicht unterschätzt werden. Sobald eine Zulassung der EU-Arzneimittelbehörde vorliegt, sollte man darauf vertrauen können, dass sie sicher sind.
Dass sie erst mit Verzögerung auf den Markt kommen, ist sogar ein gutes Zeichen: Eine sorgfältige Prüfung braucht Zeit.