Kinderbetreuung: Eltern fürchten Dauerstress bis in den Herbst

Stand: 10.05.2020, 23:01 Uhr

  • Kitas öffnen nicht für alle Kinder
  • Eltern fordern geregelte Betreuung
  • Ruf nach kreativen Lösungen

Auf diese Nachricht haben Tausende Familien in Nordrhein-Westfalen gewartet: Nach und nach sollen kleine Kinder in den kommenden Wochen und Monaten wieder regelmäßig in ihren Kitas betreut werden.

Doch seit die Landesregierung am Freitag (08.05.2020) ihren Zeitplan veröffentlicht hat, macht sich bei vielen Eltern Fassungslosigkeit breit. Denn: Ein Normalbetrieb wie vor der Krise ist nicht in Sicht - frühestens im Herbst wird es voraussichtlich wieder eine geregelte Betreuung für alle Kinder geben. Bis zu 50 Prozent müssen damit rechnen, dass sie bis zu den Sommerferien zuhause bleiben müssen.

Am Wochenende machten die Betroffenen ihrem Ärger Luft: Am Sonntag (10.05.2020) demonstrierten Eltern in Düsseldorf, Bonn und Köln gegen die Pläne der Landesregierung. In Münster hatte es am Samstag (09.05.2020) bereits eine Demo gegen die Corona-Maßnahmen gegeben. Die Aussicht, erst im Herbst zum Regelbetrieb in den Kitas zurückzukehren, sei für berufstätige Mütter und Väter nicht akzeptabel.

Die Organisatoren forderten von der Landespolitik mehr Einsatz für Eltern - und mehr Kreativität. Man könne zum Beispiel den Kita-Betrieb teilweise nach draußen verlegen, sagt Nele Flüchter vom Netzwerk "Eltern in der Krise" in Düsseldorf. So könne man die Infektionsgefahr senken. Alternativ müssten betroffene Eltern auf andere Weise entlastet werden. Denkbar sei eine Verkürzung der Arbeitszeit bei voller Bezahlung.

Familien im Ausnahmezustand

Für Familien sei der ständige Ausnahmezustand nicht mehr lange durchzuhalten, sagte Nina Bürger aus Meerbusch dem WDR: "Die Kinder sind von morgens um sieben bis abends um neun präsent. Den Rest der Zeit zerreißt man sich zwischen Arbeit und Kinderbetreuung."

Die Ankündigung von Familienminister Joachim Stamp (FDP), dass alle Kita-Kinder ab dem 10. Juni noch für zwei Tage in ihre Einrichtung gehen können - insgesamt, nicht wöchentlich - macht die Mutter von zwei Kindern fassungslos. "Das bringt uns gar nichts." Wenn Biergärten und Freizeitparks früher öffnen könnten als Schulen und Kitas, sei das "ein ganz schlechtes Signal".