Das Fazit des wochenlangen Homeschoolings während des Corona-Lockdowns ist ernüchternd: An vielen Stellen lief es holprig. Das lag auch daran, dass digitale Lernplattformen und geeignete Endgeräte fehlten. Denn nicht alle Lehrerkräfte und die Lernenden hatten daheim Internet und Laptops.
Für den Fall einer zweiten Infektionswelle oder regionaler Lockdowns, wie aktuell in Gütersloh, sollen die Schulen besser vorbereitet sein. So sieht das auch Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP).
350 Millionen Euro für die Schulen in NRW
Am Montag (29.06.2020) stellte die Ministerin konkrete Pläne für eine Ausstattungsoffensive vor. 350 Millionen Euro will die Landesregierung für die den Maßnahmen in den Bereichen Technik, Pädagogik und Qualifizierung ausgeben. Nie zuvor habe eine NRW-Landesregierung so viel in den Bereich investiert, so Gebauer.
Wie bereits im WDR-Live-Stream von Gebauer angekündigt, sollen bis Ende 2022 alle Schulen im Land über einen leistungsfähigen Internetanschluss verfügen. Um diese weiteren Maßnahmen geht es:
Technik
103 Millionen Euro sollen in die Ausstattung von Lehrpersonal mit digitalen Endgeräten und Software fließen. Außerdem wir das Land die Bundesmittel aus dem Digitalpakt von 105 Millionen Euro auf insgesamt 160 Millionen Euro aufstocken. Hinzu kommen weitere 17,8 Millionen Euro von den Schulträgern. „Insgesamt werden für das Sofort-Ausstattungsprogramm rund 178 Millionen Euro zur Verfügung stehen“, sagte Gebauer.
Davon sollen die Schulen auch Endgeräte für Schülerinnen und Schüler anschaffen, die Zuhause keine eigenen Laptops oder Tablets haben. Die Geräte bleiben im Besitz der Schulen und werden verliehen. Dafür müssen keine Nachweise erbracht oder eine Bedarfsprüfung durchgeführt werden, so Gebauer. Stattdessen sollen die Lehrkräfte anhand von Kriterien erkennen, wer ein Gerät benötigt. „Wir wollen hier eine Stigmatisierung vermeiden“, erklärte Gebauer.
Opposition: "Auf den letzten Drücker"
Wann die neuen Geräte zur Verfügung stehen, konnte die Ministerin jedoch nicht sagen. Ihr Ministerium plane allerdings an einer Bereitstellung nach den Sommerferien.
Für die Opposition im Landtag sind die Maßnahmen, wie die Beschaffung von Endgeräten, längst überfällig. "Die Schülerinnen und Schüler brauchen aber nicht nur die Geräte, sondern auch Zugang zu freiem WLAN etwa z.B. über Freifunk", so Sigrid Beer, bildungspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag. Die Landesregierung hätte zu spät reagiert und die Maßnahmen kämen "auf den letzten Drücker".
Pädagogik
Bereits jetzt stellt das Schulministerium Lerninhalte und didaktische Hilfen für das "Lernen auf Distanz" bereit: auf dem "Bildungsportal NRW". Damit reagiert das Schulministerium auch auf die Kritik von Eltern- und Lehrerverbänden, die in den vergangenen Monaten den Mangel an Lernmaterial für das Homeschooling kritisiert hatten.
Die Verbände wünschten sich außerdem konkrete Empfehlungen, wie Schulen bei coronabedingten Schulschließungen vorgehen sollen. Bis zum Ende der Sommerferien soll eine solche Handreichung für alle Schulen zur Verfügung stehen. Außerdem gebe es im Ministerium Vorbereitungen, um rechtliche Grundlage für Homeschooling zu schaffen.
Fortbildung
Lehrkräfte sollen sich mit digitalen Lernplattformen auskennen. Für 18 Millionen Euro soll dazu nach den Sommerferien eine Fortbildungsoffensive starten. Zunächst soll der Fortbildungsbedarf bei den Schulleitungen abgefragt werden. Auch bestehende staatliche Fortbildungskonzepte sollen weiterentwickelt und die Lehrenden geschult werden.
In diesem Rahmen soll auch die Plattformen „Logineo NRW LMS“ genutzt werden. Über 1.000 Schulen arbeiten seit November 2019 mit „Logineo“. Über 700 weitere Schulen seien in den letzten drei Wochen dazugekommen, so Gebauer.