Der massive Corona-Ausbruch im Schlachtbetrieb von Tönnies trifft in erster Linie die Mitarbeiter - schließlich haben sie sich infiziert, sie liegen im Krankenhaus oder sie sind in Quarantäne. Doch mittlerweile ist auch das Leben außerhalb der Fleischfabrik stark eingeschränkt. Und das betrifft auch den Urlaub.
Ein Ehepaar aus dem Kreis Gütersloh hat genau das erlebt. Es musste seinen Urlaub auf Usedom abbrechen und nach Hause fahren, weil es aus dem Kreis Gütersloh kommt und somit angeblich aus einem Risikogebiet.
Der Fall dürfte unter den Menschen in der Region für viel Unruhe sorgen - schließlich geht gerade die Reisesaison los. Verdirbt der Fall Tönnies ihnen den Sommerurlaub? Für einige könnte das tatsächlich Realität werden.
Strenge Regeln in Mecklenburg-Vorpommern
Denn das Urlaubs-Aus für das Paar aus Gütersloh wird kein Einzelfall bleiben. Grund sind strenge Regeln im Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern. Dort gilt eine Verordnung, laut der Menschen nicht einreisen dürfen, wenn sie aus einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt kommen, in denen es in den letzten sieben Tagen mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gab.
Gütersloh und Warendorf betroffen
Genau das trifft momentan auf die Kreise Gütersloh zu. Laut dem Robert Koch-Institut lag der Wert am Dienstag (23.06.2020) bei 257 - also deutlich über der Grenze. Und auch der benachbarte Kreis Warendorf überschreitet mit 68 Neuinfektionen den 50er-Wert. Wer aus diesen beiden Kreisen kommt, darf momentan nicht nach Mecklenburg-Vorpommern.
Das endgültige Aus für den Urlaub an der Ostsee muss das aber noch nicht bedeuten. Es gibt immerhin eine Ausnahme: Wer ein ärztliches Zeugnis vorlegen kann, laut dem es keine Anhaltspunkte für eine Corona-Infektion gibt, darf einreisen.
Familie Daunicht aus Rheda-Wiedenbrück hilft das nicht mehr. Sie wollte am Samstag eigentlich in den Ostseeurlaub fahren - fast zwei Wochen mit den Kindern am Meer entspannen. Doch nun rief der Vermieter des Ferienhauses an und sagte ab. Immerhin: Das Geld bekommt die Familie zurück.
Inzwischen haben auch Bayern und Schleswig-Holstein reagiert. Am Dienstag erließen die Landesregierungen die gleiche Regelung wie in Mecklenburg-Vorpommern. Für Mecklenburg-Vorpommern und Bayern heißt das, Menschen aus den Kreisen Gütersloh und Warendorf dürfen dort nicht in Hotels oder anderen Beherbergungen unterkommen. Die Landesregierung in Kiel teilte mit, Menschen aus den beiden betroffenen Kreisen sollten unverzüglich nach der Einreise ihre Wohnung oder eine andere geeignete Unterkunft beziehen, um sich 14 Tage lang zu isolieren.
Laschet: Bitte im Kreis bleiben
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) kritisiert so etwas. Am Dienstag sprach er von einem "Generalverdacht". Es gebe "überhaupt keinen Anlass" dafür, Menschen aus dem Kreis Gütersloh den Urlaub zu stornieren. Abseits der Tönnies-Infektionen gebe es nur wenige Fälle in der Bevölkerung.
Trotzdem ruft Laschet die Menschen wegen des neuerlichen "Lockdowns" auf, nicht zu verreisen. "Man kann nur dringend an sie appellieren, jetzt nicht aus dem Kreis heraus in andere Kreise zu fahren, sondern jetzt im Kreis zu bleiben." Ein Ausreiseverbot gebe es aber nicht.
Ausland hat schon einmal ganz NRW ausgeschlossen
Auch wenn das Meck-Pomm-Verbot bislang nur für die beiden westfälischen Kreise gilt - die Vergangenheit hat gezeigt, dass es nicht dabei bleiben muss. Zu Beginn der Pandemie im März hatte es für alle Menschen aus NRW generelle Einschränkungen gegeben.
Zwar herrschte auch damals mit dem Kreis Heinsberg nur ein regionaler Ausbruch. Doch im Ausland wurde nicht so kleinteilig unterschieden. Für ganz NRW wurden deshalb vereinzelte Einreisestopps oder Beschränkungen verhängt. Von vergleichbaren Schritten ist bislang aber noch nichts zu hören.