Auf mehreren Demonstrationen gegen die Corona-Beschränkungen wird seit diesem Sommer eine Zeitung verteilt, die sich "Demokratischer Widerstand" nennt. Auch in NRW landete sie in Briefkästen. Fragen und Antworten zu dem Gratis-Blatt.
Die Zeitung wird nicht von einem Verlag herausgegeben, sondern von Privatpersonen. Wer steckt dahinter?
Ein gewöhnliches Impressum fehlt. Als "Verantwortliche" sind zwei Männer angegeben, die Vorstand des eingetragenen Vereins "Kommunikationsstelle Demokratischer Widerstand" mit Sitz in Berlin sein sollen. Die Zeitung ruft zu Spenden auf, die auf ein Konto fließen sollen, dessen Inhaber der Vorsitzende Anselm Lenz ist.
Man solle die Spende deshalb mit dem Verwendungszweck "Vereinsspende" versehen. Dieses Vorgehen ist unüblich, da Vereinsspenden wegen der Transparenz normalerweise auf Vereinskonten eingehen. Der Vereinsvorsitzende Anselm Lenz war hat früher für die Tageszeitung "taz" geschrieben.
Welche Themen nimmt die Zeitung auf, und auf welche Quellen greift sie zurück?
Die Themen beschäftigen sich nicht nur mit Corona. Auch Impfgegner werden angesprochen, und es wird die Abschaffung des Rundfunkbeitrags gefordert. Die Wortwahl in den Artikeln ist wertend. Die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung wird als "Quälerei" bezeichnet, dem Microsoft-Gründer Bill Gates wird vorgeworfen, deutsche Journalisten mit Millionenbeträgen bestochen zu haben. Ein Beleg für diese Thesen wird nicht genannt.
So wird auch in mehreren Ausgaben darauf beharrt, dass bei der Demonstration gegen die Corona-Regeln Anfang August in Berlin 1,3 Millionen Menschen teilgenommen haben sollen. Dabei gibt es keinerlei Hinweise, dass diese Zahl stimmt. So sprach die Polizei in Berlin von etwa 20.000 Teilnehmern. Luftaufnahmen stützen diese Einschätzung.
Wie schätzen Experten diese Zeitung ein?
Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes (DJV), Frank Überall, lehnt die Zeitung aus professionellen Gründen ab. Auf WDR-Anfrage sagt er: "Solche Publikationen genügen nicht journalistischen Standards und bewegen sich in gefährlicher Nähe zu Verschwörungsideologien. Wer gerne ein bisschen Geld ausgeben möchte, sollte von Spenden für solche zweifelhaften Angebote absehen und lieber eine richtige Tageszeitung oder Zeitschrift abonnieren."