Rene Paganettis Restaurant im Düsseldorfer Medienhafen ist bisher gut durch die Corona-Krise gekommen. Sein Koch-Lehrling ist im Juli fertig geworden, und der Gastronom möchte die Stelle mit einem jungen Koch besetzen, der wegen Corona seinen Job verloren hat. Der neue Ausbildungsvertrag ist schon unterschrieben. Paganetti würde sogar eine "Ausbildungs-Prämie" zustehen.
Prämie ist Anreiz für Betriebe
Denn die ist versprochen: Mit dem millionenschweren Bundesprogramm "Ausbildungsplätze sichern" will die Bundesregierung kleine und mittlere Unternehmen unterstützen, die besonders hart von der Corona-Krise getroffen sind. Dafür will der Bund 500 Millionen Euro in die Hand nehmen, macht einmalig 2.000 bis 3.000 Euro pro Azubi. Das Programm wurde vom Bundeskabinett verabschiedet. Das Problem: Es gibt noch keine Förderrichtlinie für die Umsetzung, darum fließt noch kein Geld.
Restaurant-Chef Paganetti sagt, die Prämie sei zwar ein Anreiz, aber nicht der Grund, einen Ausbildungsvertrag abzuschließen. "Ich mag es, mit jungen Leuten zusammenzuarbeiten und diesen das Handwerk nahe zu bringen. Wir haben ein Mangel an Fachkräften, und den können wir nur dann beseitigen, wenn wir ausbilden."
Stau bei Ausbildungsverträgen
Jens Peschner von der IHK Düsseldorf spricht von einem "positiven Signal der Politik", beobachtet aber gleichzeitig einen "Ausbildungs-Stau". Es sei noch unklar, wo und bis wann die Prämien zu beantragen sind. Jens Peschner fordert jetzt schnelles Handeln von der Politik: "Wir brauchen die Förderoptionen schwarz auf weiß, damit die Ausbildungsverträge, die gerade in der Pipeline sind, auch abgeschlossen werden können."
Das Bundesarbeitsministerium versichert, die Förderrichtlinie sei in der finalen Abstimmung. "Ziel ist, dass sie spätestens zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres am 1. August 2020 vorliegt", schreibt das Ministerium auf WDR-Anfrage. Die Düsseldorfer Wirtschaftskammern rechnen jedenfalls damit, dass sich der Ausbildungsstart in den Herbst ziehen könnte.
Viele offene Fragen
Auch andere Betriebe in NRW stehen vor großen Fragezeichen. Versicherungskaufmann Daniel Paeßens aus Rheurdt im Kreis Kleve möchte für das kommende Ausbildungsjahr einen vierten Azubi in sein junges Team holen - und die Prämie in Anspruch nehmen.
Doch noch gebe es zu viele offene Fragen, sagt Paeßens: "Wie werden diese 2.000 Euro versteuert, die wir pro Azubi bekommen? Werden die zum Ausbildungsbeginn gezahlt oder erst mit der abgeschlossenen Probezeit?" Er geht davon aus, dass der Bonus frühestens 2021 kommt.
Gewerkschaft fürchtet "Generation Corona"
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) spricht schon jetzt von einer "Generation Corona". Laut DIHK ist das Lehrstellenangebot im Schnitt um gut sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr geschrumpft. Außerdem zögerten Arbeitgeber und Auszubildende, Verträge abzuschließen. In NRW waren zuletzt 45.000 freie Ausbildungsplätze gemeldet.