Tag gegen Lärm: Laute Autos oft legal

Stand: 27.04.2022, 06:10 Uhr

Der heutige Internationale Tag gegen Lärm will auf Ursachen und Wirkungen hinweisen. Die Stadt Düsseldorf will mit drastischen Strafen verstärkt gegen Autotuner vorgehen.

Von Peter Hild

Der Straßenverkehr ist eine der Hauptquellen für unseren Umgebungslärm. Rund 1,4 Millionen Menschen sind in NRW laut Landesumweltministerium gesundheitsschädlichen Lärmbelastungen über 65 Dezibel am Tag und 55 Dezibel in der Nacht ausgesetzt.

Doch trotz stetig sinkender Lärmgrenzwerte in der EU - von 74 Dezibel im Jahr 2014 bis auf 68 Dezibel für neue Mittelklassefahrzeuge ab dem Jahr 2026 - sind viele Sportwagen mit hohen PS-Zahlen völlig legal auch lauter unterwegs.

Prüfverfahren lassen Spielraum für Hersteller

"Die offiziellen Prüfverfahren finden oft nur in einem bestimmten Geschwindigkeitsbereich statt", sagt Felix Ziegert, der in Ratingen eine Motorsportwerkstatt betreibt. Bei höheren Geschwindigkeiten hätten die Hersteller oft mehr Spielräume, weswegen viele etwa flexible Auspuffanlagen ganz offiziell anbieten. Auch das Umweltbundesamt kritisiert die Prüfbedingungen, bei denen Beschleunigungsmessungen kaum eine Rolle spielen würden.

Illegal werde es dann, wenn Fahrer zusätzliche Module einbauen, um die Auspuffklappe dauerhaft zu öffnen, so Ziegert. "Dadurch ist das Auto 5 bis 6 Dezibel lauter, was sich für das menschliche Ohr aber schon doppelt so laut anhört."

Polizei kontrolliert Autoposer-Szene

Im Vordergund ein getunter Auspuff, im Hintergrund ein Polizeibeamter bei der Kontrolle des Fahrzeugs

In mehreren NRW-Städten setzt die Polizei seit einigen Jahren auf regelmäßige Kontrollen der Tuning- bzw. Autoposer-Szene, die in den Innenstädten mit aufheulenden Motoren für zusätzlichen Lärm sorgen. Die Polizei in Düsseldorf hat sogar eine eigene Arbeitsgruppe dafür ins Leben gerufen.

"Wir müssen immer genauer hinschauen und wissen, worauf man achten muss, um illegale Modifizierungen zu entdecken", erklärt Hauptkommissar Marc Gärtner von der AG Tuning. Oft seien aber nicht die eigentlichen Tuner das Problem, sondern Fahrer, die ihre PS-starken Wagen unsachgemäß benutzen, indem sie immer wieder kurz, aber stark beschleunigen.

Düsseldorf setzt auf deutlich höhere Strafen

Die Politik hat im vergangenen Herbst die Bußgelder für Auto-Posing und unnötigen Lärm von 20 auf 80 Euro erhöht, bei Belästigungen anderer sind 100 Euro fällig. Die, die auffallen wollen und sich einen Sportwagen leisten könnten, würde das kaum abschrecken, sagt Nyke Slawik (Grüne), stellvertretende Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses.

In Düsseldorf setzen Stadt und Polizei deshalb seit einigen Wochen auf drastischere Strafen. Wer im Wiederholungsfall mit zu lautem Auto erwischt wird, dem droht ein Zwangsgeld von 5.000 Euro. Einige hohe Zwangsgelder sind laut Gärtner bereits verhängt worden, auffällig geworden sei seitdem keiner der Betroffenen mehr.

Aus Sicht von Nyke Slawik fehlt es noch am breiten politischen Willen für strengere Lärmauflagen: "Einige andere Parteien halten immer noch ihre schützende Hand über die Autoindustrie. Wir Grünen würden jeden Vorstoß für mehr Lärmschutz unterstützen, aber da müsste jetzt auch etwas vom FDP-geführten Bundesverkehrsministerium kommen."

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